Endlich die eines Jimnys würdigen Abschlepp- und Bergepunkte

  • Einer der Schwachpunkte des Jimny sind die doch sehr schwächlich ausgelegten und noch dazu schlecht zugänglichen Abschlebb- bzw. Bergepunkte.
    Was an der Hinterseite noch geradeso in Ordnung geht, ist an der Vorderseite (zumindest bei den neuen Modellen) eigentlich eine Frechheit seitens Suzuki.
    Ein ellenlanger Drahtbügel, der verschämt unter der Frontstoßstange herauslugt. An die Hebelkräfte beim Schrägziehen möchte ich erst gar nicht denken...
    Doch was tun? Zubehörteile für Vorn und hinten gibts zwar einige, zeichnen sich aber durch nochmalige Verlängerung der Hebelarme oder andere mir negativ
    erscheinende Eigenschaften aus.
    Als "Pedant" der ich nun mal bin widerstrebt es mir aber zutiefst irgendwelche Kompromisse einzugehen. Entwerder richtig oder gar nicht.
    Für hinten hab ich mich schließlich für eine Anhängerkupplung entschieden, die als reine Abschlepp-Bergeeinrichtung dienen soll.
    Vorteil: erprobte Montagepunkte am Rahmen, Kräfte werden auf beide Rahmenseiten eingeleitet, kein Gefummel unterm Auto um Schäkel anzubringen.
    Die "billigste" im Angebot befindliche (82.-) war gleichzeitig die geeignetste daür: kompakt, eng am Stoßfänger anliegend, starrer jedoch abschraubbarer Kugelkopf, auch ohne Elektrosatz lieferbar.



    Also bestellen, anschleifen, in meiner Farbe (ultramarinblau) streichen.








    Hintere Stoßstange, Lampen, Kabel etc. demontieren und Kupplung anpassen.








    Kupplung montieren.








    Natürlich alles schön mit Wachs versiegeln.









    Alles wieder montieren, so siehts dann aus ohne Kugelkopf.








    Statt Kugelkopf nur fette Schrauben und mittig eine Stahlrohr als Hülse.








    Man sieht, sehr eng anliegend, hinterer Böschungswinkel bleibt voll erhalten, Stoßfänger zusätzlich von unten geschützt.





    Ende Teil 1
    Gruß Pedant

  • Weitaus schwieriger gestaltete sich eine Lösung für vorne zu finden
    Es gibt einiges an Zubehör und auch Eigenbauten im Netz (und auch im Forum) das geeignet wäre, jedoch ging mir eine Lösung wie hinten mit der Anhängekupplung nicht mehr aus dem Kopf.
    Klarer Vorteil wäre auch hier die nicht einseitige Belastung des Rahmens und keine Fummelei in den Tiefen des Unterbaus…
    Ultrastabile Windenanbausätze die mir auch gefielen (z.B. von Taubenreuther) zeichneten sich allerdings durch horrende Preise aus…
    Fündig wurde ich dann bei "Jimnybits", die für die "alten" Jimnys Abschlepppunkte für linke und rechte Seite anbieten, die mir (auch von der Anbindung an den Rahmen) sehr stabil vorkamen.
    Da die Stoßfänger der älteren Jimnys in der Tiefe weitaus kürzer bauen, war mir klar das diese Teile nicht wie vorgesehen aus der Stoßstange" rausragen", was ich übrigens auch nicht wollte,
    denn was für das Vereinigte Königreich vielleicht legitim ist (aus der Stoßstange herausragende massive Metallteile…) muß bei uns noch keinem Tüv-Menschen oder Gesetzeshüter gefallen…



    Also diese Teile mal bestellen








    Stoßfänger und sonstiges Gedöns demontieren








    anpassen der jungfräulichen Teile














    körnen + bohren + versigeln














    Teile ultramarinblau lackieren









    montieren








    alles mit Wachs versiegeln















    so siehts dann aus, anschließend Abstand linke zur rechten Seite ausmessen








    Vierkantrohr kaufen 50x40x5mm (seeehr stabil) und ablängen








    anpassen








    mit Panzerband fixieren und ausmitteln








    zweite Lage Rohr








    wieder fixieren








    Flacheisen zur Stabilisierung (laut meinem Kumpel und Schweißfachmann Keule total unnötig, aber ich hatte da so ein Bild im Kopf….)
















    Ende Teil 2
    Gruß Pedant

  • Loch bohren für die Aufnahme des folgenden Teils…








    im Gesenk geschmiedete Hochlastringschraube, Gewinde M16, 4000 kg Arbeitslast, Bruchlast höher…auch unnötig, aber von der Machart und Innendurchmesser her wunderbar passend…








    anpassen und verschweißen der Mutter














    erneutes ausmitteln








    anpunkten und durchschweißen








    anpunkten und ausrichten….war ne never ending Story…








    steht stellvertretend für ungefähr 20x Stoßstange dran und wieder ab zur Ermittlung von Höhe, Tiefe, Abstand…sollte schließlich exakt in der Mitte der Stoßstange (deren Loch vorher rausgeschnitten wurde) rauskommen









    dann endlich durchschweißen








    fertig ist der "rohe" Endzustand













    Rostschutz ist das A und O…













    ultramarinblau, schön auch wenns später keiner mehr sieht...








    auch die Ringschraube, sieht man wenigstens ab und zu…








    Rostschutzfett für Innen








    Wachs für Außen








    so siehts aus nach der Stoßstangenmontage (O.K., das Loch mach ich irgendwann man schön rund…)









    so siehts aus mit Ringschraube









    so siehts aus mit Gummiverschlußstopfen (vorerst, was besseres wird noch gesucht…)






    Ende Teil 3


    ...und Ende der Story, besonderen Dank an meinen Kumpel Keule ohne dessen Schweißerei das Projekt nicht zu verwirklichen gewesen wäre…


    P.S.: Die hintere Kupplung ist bis jetzt jungfräulich, die vordere Bergeeinrichtung hat ihre Bewährungsprobe bei der Vulkaneifeltour bereits problemlos bestanden.



    Gruß Pedant

  • Über den funktionalen Wert konnten wir uns ja schon bei der Vulkaneifeltour eindeutig überzeugen, bei der Du den Förster aus dem Dreck gezogen hast.

    Der Pessimist sieht nur Dunkelheit im Tunnel, der Optimist sieht Licht im Tunnel, der Realist sieht das Licht von einem Zug und der Lokführer sieht 3 Idioten auf den Gleisen.:cool:

  • Gute Grundidee. Mir würde jetzt aber nur diese Ringöse Kopfzerbrechen bereiten. Also ich habe solch eine Öse mal nur durch anschrauben abgebrochen!
    Gut es war eine vom Segeln für innen im Jimny aber ich halte die Öse nicht für besonders Vertrauenserweckend. Ansonsten super idee.


    Gruß vom Handy

  • Keine Angst, ist ja keine 0815-Öse, sondern eine Hochlastringschraube. Bei 4 to Arbeitslast und Sicherheitsfaktor von 4 ist die Bruchlast bei 16 to. Wahrscheinlich das stabilste Teil am ganzen Auto...
    Gruss Pedant

  • Bevor es die Ringschraube abreisst, reisst es die Rahmenköpfe aus. Solang da aber kein schweres Gerät mit Kette o.ä. ruckartig zieht, passiert da wenig.
    Find ich gut.


    Gruß,
    Tobi

  • sehr fachmännisch und schön gearbeitet!
    gefällt mir!

    :fahren:1980 - 1983 - LJ 80--------2015 - 2019 - JIMNY FJ Automatik :up:       2019 JIMNY GJ Automatik  :up:


    Das Einzige das im Alter besser wird sind die Ausreden. Alt werden ist nichts für Feiglinge!

  • Eine Ringschraube reißt meistens nicht bei geradem Zug, sondern wenn schräg oder seitlich gezogen wird. Daher sind sie in der Industrie bei schrägem Zug nicht zugelassen. Als Alternative bietet sich eine Ringschraube mit Wirbel an, bei der Du aus jeder Position aus ziehen kannst. Aber das muss natürlich jeder selber entscheiden. Ansonsten sieht das alles sehr solide aus.

    Der Pessimist sieht nur Dunkelheit im Tunnel, der Optimist sieht Licht im Tunnel, der Realist sieht das Licht von einem Zug und der Lokführer sieht 3 Idioten auf den Gleisen.:cool:

  • Da hasst du ja eine wirklich tolle Idee auf eine saubere und stabile Art umgesetzt



    Die normale Ringschraube sollteste aber austauschen
    Wie ja schon geschrieben wurde gibt es die ja auch mit Wirbel sodass du immer optimal ziehen kannst


    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen das Ringschrauben einen schrägzug überhaupt nicht toll finden vor allem wenn das ganze Ruckartig passiert
    Behalte das Gewinde gründlich im Blick das wird wohl als erstes kapitulieren




    Deine Idee finde Ich auf jeden Fall super und richtig klasse umgesetzt da können sich noch viele von inspirieren lassen

  • So ein Anschweissauge auf eine dicke Grundplatte wäre auch eine Alternative..
    OK , so etwas ist natürlich nicht abnehmbar.

  • Ja genau. Alles was ich mal gefunden hatte als Ringöse oder Lösung mit ein Loch und Gewinde hatten max 900kg zuglast. Die Abgebildete Anschweissöse kommt auf 5300 kg.
    Also was ich sagen will ist dass so ein kleines Nuddeldings jetzt ja nicht 4t oder gar 16 halten soll. Das wäre sonst tatsächlich die non plus ultra Öse und die Lösung aller Ösenprobleme. Einfach ein Loch und die Öse rein drehen. Halte ich für etwas Unglaubliches. Ok zum Abschleppen mag das gehen.
    Aber alle Offroad Zurpunkte sind riesen Haken mit meheren Anschraubpunkten und kommen auf 6 Tonnen...


    Gruß vom Handy

  • @ Turboente: Einen Anschlagwirbel wollte ich ursprünglich verbauen, denn das mit dem schräg ziehen ist mir schon bewusst.
    Doch der Wirbel ist viel schwerer und unhandlicher und kann nur mit Hilfsmittel angeschraubt werden. Da ist die Ringschraube einfach nur plug and play.


    @ Andere, die sich um die Stabilität der Ringschraube Gedanken machen:
    4 to in geradem Zug. Im Winkelbereich von 45 Grad 2 to. Bei 90 Grad (so zieht keiner) noch 1 to. Wie gesagt Arbeitslast in Umfangsrichtung des Ringes, Bruchlast Faktor 4.
    Was die Ringschraube nicht ab kann, ist Last in Querrichtung zum Ring. Da geht die Tragfähigkeit im ungünstigsten Fall (90 Grad) auf 0.5 to zurück, doch deswegen hab ich die Mutter auch so eingeschweißt, dass der Ring nach Einschrauben waagerecht steht.


    Sollte der Ring mal zu Bruch gehen (was ich nicht hoffe, ist ja ein Jimmy Leichtgewicht und kein "G") werd ich berichten.


    ...und Danke fürs Lob...☺


    Gruss Pedant

    master of desaster

    Einmal editiert, zuletzt von Pedant ()

  • Sieht gut aus und ich hoffe, dass du es nie brauchen wirst. Was sagt eigentlich der TÜV zu einer solch verstärkten Stoßstange? Thema: Fußgängerschutz. Nicht das du im Nachhinein eine böse Überraschung erlebst.

    Alle sagten: "Das geht nicht." Da kam einer, der das nicht wusste und machte es einfach...

  • Sieht gut aus und ich hoffe, dass du es nie brauchen wirst. Was sagt eigentlich der TÜV zu einer solch verstärkten Stoßstange? Thema: Fußgängerschutz. Nicht das du im Nachhinein eine böse Überraschung erlebst.


    Ich könnte mir vorstellen, dass der TÜV das gar nicht sieht, weil es vollständig von der Kunststoffstossstange verdeckt wird. Die werden höchstens durch die blaue Farbe darauf aufmerksam gemacht [emoji6]

    Der Pessimist sieht nur Dunkelheit im Tunnel, der Optimist sieht Licht im Tunnel, der Realist sieht das Licht von einem Zug und der Lokführer sieht 3 Idioten auf den Gleisen.:cool:

  • TÜV? Ach da fällt mir ein, ich muss ja noch mein Fahrwerk eintragen lassen. :mrgreen:


    Klasse Idee, toll umgesetzt und wo bleibt davon die Kleinsereie?! :good_job: