Ich weiß, welches Auto ich brauche -- aber ist es der Jimny?

  • Hallo allerseits,


    ich möchte bis Jahresende einen Neuwagen kaufen, und der Jimny ist eines der drei Autos, die sich in puncto Leistungsprofil und preislichem Rahmen anbieten. Ich mag den jimny durchaus, Probefahrt ist auch absolviert, und das Händlerangebot mit 15% Försterrabatt meines Erachtens in Ordnung; ich bin aber nicht sicher, ob es angesichts der Umstände das richtige Fahrzeug ist, und darum hoffe ich, bei Euch, liebe Fachleute, die Antwort zu finden.


    Hintergrund: Ich bin Forstwissenschaftler und ausgesourcter Mitarbeiter der Forstplanung in Baden-Württemberg. Wanderarbeiter überall im Land, hause von Frühjahr bis Spätherbst meist irgendwo mitten im Wald in Wohnwagen oder Hütte. Ich benötige eigentlich nur ein einfaches, zuverlässiges, langlebiges, geländegängiges Auto für den Wald mit viel Bodenfreiheit, um auch mal Rückegassen und steile Maschinenwege befahren zu können. Aber das Auto muss auch dazu in der Lage sein, einen Wohnwagen sicher über kurvige und steilere Straßen, sowie über nicht befestigte Wege zu ziehen. Fahrleistung jährlich rund 15.000 km. Erstauto und Geschäftsauto -- es MUSS also zuverlässig funktionieren. Neben Jimny sind zwei andere Kandidaten interessant für mich. Ihr werdet es geahnt haben, es sind natürlich
    a) der Lada Taiga (nach technischen Daten sogar besser für mich als der jimny wegen Differential und größerer Anhängelast), aber ich habe Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Lebensdauer.
    b) Dacia Duster, der an sich der beste Kandidat wäre, den ich aber schlicht und ergreifend nicht mag.


    Um diese beiden Autos soll es aber nicht gehen, das kläre ich andernsorts. Trotzdem geht's um einen Kaufentscheid, und in Hinblick auf den Jimny wiederum um zwei Aspekte:


    1.) Jimny und Einsatz als Zugfahrzeug
    2.) Mittlere Lebensdauer (Lenkradschlackern, Vorderachse, evtl. Konservierung etc.)


    1. Zum Wohnwagen


    Den muss ich alle paar Wochen mal um ein paar Dutzend Kilometer weiterbewegen, dabei über gewundene Mittelgebirgsstraßen und Waldwege, vor allem auch steilere Böschungen wie oft bei Übergängen von Wald-, bzw Feldwegen auf öffentliche Straßen, was derzeit für meinen Ford Focus (Anhängelast max 1200 kg) bereits ein Problem darstellt. Der kriegt auch Probleme beim Ziehen auf schmierigen Wegen und sogar auf Schotter (Antriebsräder drehen durch).


    Dank dieser schönen Übersicht http://www.suzuki-jimny.info/s…Jimny&highlight=Wohnwagen weiß ich inzwischen, dass der Jimny mit meinem Hobby-Wohnwagen Baureihe 420 (750kg) keinerlei ernsthafte Probleme bekommen sollte, da deutlich unterhalb der 1100kg, die als Obergrenze dort empfohlen werden. Es ist allerdings durchaus ein Limit für den früher oder später anstehenden Kaufs eines Nachfolgers zum Hobby 420.


    Desweiteren ist mir inzwischen auch klar, dass mir der 4x4 nichts beim Ziehen des Wohnwagens auf der Straße nutzt, sondern im Gegenteil eher schaden würde und die Fahrsicherheit gefährdet. De facto wäre mein Jimny dann auf der Straße also nur ein 4x2 -- korrekt? Das heißt, bei den oben beschriebenen "steilen Böschungen" hätte ich im Grunde nach wie vor die selben Probleme wie mit dem Ford Focus, oder womöglich gar schlimmer (Heckantrieb). Soweit richtig gedacht? Information übrigens von hier http://www.suzuki-jimny.info/s…t-das&highlight=Wohnwagen


    Kurz gesagt: Geht mit meinem Wohnwagen, aber es kostet Treibstoff wie blöd und ist nicht viel besser als meinem derzeitigen 4x2-Auto. Oder kann man den 4x4 ggf sogar mit Untersetzung zumindest bei solchen Engpässen sinnvollerweise dazunehmen?


    Ich würde natürlich gerne eine Probefahrt mit Wohnwagen machen, bin aber nicht sicher, ob das bei meinem angepeilten Händler machbar ist.


    2. Mittlere Lebensdauer.
    - Ich möchte mein Auto gerne möglichst lange fahren. Fahrten auf nicht befestigten Wegen wie Rückegassen und Maschinenwegen, auch Wiesen usw. nur auf kurzer Strecke und ohne Anhänger.
    - Ich habe außerdem KEINE Garage, Auto steht 365 Tage im Jahr im Freien (Rostproblem als Flaschenhals?).
    - Ich lese hier immer wieder von einem häufigen konstruktionsbedingten Problem im Zusammenhang mit dem Lenkradschlackern. Außerdem (wo habe ich das gelesen?) sei ein Defekt an der Vorderachse ein Grund dafür, dass etwa jeder 5. Jimny nach 100.000km nicht mehr durch die HU käme.


    ==> Wenn ich unter diesen Umständen jährlich Inspektionen absolviere, dabei im Jahr vielleicht 1000 km mit Anhänger und 10 abseits fester Wege fahre: Mit welcher Gesamtlaufleistung kann ich rechnen, bevor schleichend der wirtschaftliche Totalschaden eintritt? 150.000? 200.000?


    Ich danke Euch vielmals! Und nicht wundern, wenn ich ggf ein, zwei Tage nicht reagiere. Hab nur ultralangsames Webstickinternet im Wald und nicht immer genug Strom im Laptopakku. ;)

  • Also meiner Meinung nach, wenn ich falsch liege bitte korrigiert mich, wäre der Lada wohl besser für dich geeignet. Der Jimny mit nem Wohnwagen durch den Wald... ich glaube wenn es feucht wird, ist da ganz schnell das Ende der Fahnenstange erreicht. Zumal der Lada glaube ich auch eine serienmäßige Hinterachssperre hat?!?


    Aber darum sollte es ja garnicht gehen.
    Bei der Zuverlässigkeit des Jimnys würde ich mir keine Gedanken machen, der ist inzwischen soweit ausgereift. Auf der Straße hat der eingeschaltete Allradantrieb nichts zu suchen, da kein Mitteldifferential vorhanden ist. Ich kann mir aber auch keine Straßenverhältnisse vorstellen, bei denen der Heckantrieb nicht reicht, zumindest nicht bei normalen Witterungsbedingungen. Außerdem ist ja dann mit Anhänger die Belastung der Hinterachse nochmal um die Stützlast größer, genug Grip sollte da sein.

  • Wäre mein absoluter Traum gewesen, aber ist seit Einstellung der Produktion realistische betrachtet keine Option mehr.


    Sind offenbar kaum welche auf dem Markt, die für Leute infrage kämen, die nicht schrauben können; nicht, dass ich das Schrauben nicht erlernen wollen würde, aber in der Zwischenzeit brauche ich echt ein zuverlässiges Auto. Habe außerdem leider (leiderleider...) nicht die nicht die Zeit, Gebrauchtwagen zu sichten. Zumal die meisten Privatverkäufer keine Mehrwertsteuer ausweisen können, was ne ganze Stange Geld ausmacht, selbst in der Preisklasse "Jimny, fabrikneu". Aber klar, wenn ich zum Preis eines neuen Jimny an einen brauchbaren Defender gelangen könnte, wäre das schon eine Versuchung....


    P.S.: Hier gibt's keinen Like- oder Dankeschön-Knopf! Voll doof. :D

  • Ja, Deine Bedenken bzgl. Land-Rover sind nachvollziehbar - ich weiß, wovon ich rede :mrgreen:
    Wenn Anschaffungspreis/Unterhaltskosten/Wohnwagenbetrieb/Geländegängigkeit und "echter" Vierradantrieb ein Rolle spielen, würde ich in Deiner Preisklasse als Neuwegen wirklich über einen Duster mit ein paar Modifikationen als Diesel/4WD nachdenken.
    Ist als Brot-und-Butter-Auto der problemloseste Wagen, den ich jemals hatte - allein mit den richtigen Reifen drauf, kommt der Duster schon mächtig weit durch den Schlamm.

  • Ich bin zwar kein Forstwissenschaftler, aber Diplom Biologe und Jäger, und mein bester Freund hat ein Forstunternehmen.... Ich bin also auch ab und zu mal im Wald.....
    Für Dein Anforderungsprofil halte ich keines der drei Autos für geeignet.
    Du solltest entweder mehr Geld in die Hand nehmen, oder Dich von einigen Vorstellungen verabschieden. IMHO
    Mit einem Serienjimny wirst Du keinen Wohnwagen durch steile oder nasse Waldwege ziehen. Vergiss es. Wenn ich ein paar Scheite Holz auf meinem Hänger habe, (und ich meine nicht 1300kg, sondern nur ein paar!) komme ich ohne Windeneinsatz schon oft nicht weiter. Und ich habe 31er MT und 2 ARB Sperren.
    Und Lebensdauer ist dann auch arg eingeschränkt.
    Duster bin ich schon gefahren. Hat ein guter Freund. Tolles Auto (für das Geld). Mehr nicht.Klar, mit ordentlichen Reifen kommt man da schon ein Stück mit, aber es ist halt kein Geländewagen. Keine Untersetzung. Und dann mit WW im Wald?? Eher nicht.
    Lada Taiga kenne ich nur vom mitfahren. Günstig und sehr geländegängig, aber noch weniger Komfort als ein Jimny und sehr zweifelhafte Zuverlässigkeit.
    So wie ich das sehe, solltest Du Deine Anforderungen überdenken. Nutze doch einfach einen der hoffentlich vorhandenen Forstschlepper um Deinen WW an Ort und Stelle zu bewegen.
    Ein G Professional oder LC HZJ 76 wäre sicher die bessere Wahl.
    Man kann nun mal nicht alles haben. Einen Offroader zum Taschengeldpreis suchen, der bequem auf der Straße ist, aber die Fähigkeiten eines Unimog mitbringt.....
    suchen jede Woche auch drei Leute in der Kaufberatung vom offroad-Forum. Gefunden hat ihn noch keiner.

  • Ich fahre Samurai und Duster, beide nicht mehr im Serienzustand, und beide abseits der Asphaltstrassen unterwegs. Der Jimny ist dem Samurai recht ähnlich, daher berichte ich mal.


    Der Jimny war mir seinerzeit im Innenraum zu klein. Solange das kein Thema ist, wäre er mit Deinen Anforderungen die erste Wahl, weil er einen guten Kompromiss zwischen Geländegängigkeit und aktueller Technologie bietet.
    Alle drei Wagen lassen sich sehr gut anpassen, zum Beispiel mit einer Höherlegung. In allen drei Radhäusern ist genug Platz für runderneuerte AT Reifen, so dass für kleines Geld die Fahrbarkeit in schwerem Gelände spürbar verbessert werden kann. Für meinen Duster habe ich 580,- für +30 mm und runderneuerte bezahlt.


    Mir ist der Duster zu schade zum verkratzen, daher habe ich ihn seitlich foliert. Beim Jimny (und beim Niva sowieso) wäre ich da weniger empfindlich. Da es keine Komplettfolierung ist, kann man so etwas selber erledigen.


    Aktuell gibt es beim Duster keine waldlichen Farben. Nicht kriegsentscheidend, aber schade.


    Der Duster hat innen viel mehr Platz, ist aber eben auch breiter. Wo der Forester durchfuhr, passen alle drei durch; ältere Gassen passen am besten mit dem Jimny.


    Der Duster ist für seine Größe leicht, er sackt nicht viel ein, und hat mit dem Wohnwagen vielleicht etwas weniger Last. So etwas wie Diffsperren gibt es quasi garnicht für den Wagen (gibt es, sind aber untauglich). Er hat einen kurzen ersten Gang, aber keine Untersetzung.


    Die steilen Böschungen kannst Du unbedingt mit 4x4 fahren; nur Kreise auf Asphalt sind tabu.


    Winden kannst Du bei Jimny besser anbringen.


    Der Niva erfüllt Deine Zuverlässigkeitsanforderung nicht ;)


    Ich fahre seit sechs Jahren Dacia. Keine Ausfälle, etwa 1000,- Kosten insgesamt. 150000 km runter, kein Ende in Sicht. Suzuki: 3 Jahre, 300,-, wird ewig halten.
    Beides sind robuste Autos; der Duster mit mehr Platz und Komfort, der Jimny mit (viel) mehr Geländefähigkeit.

  • Mein Geheimtipp wäre ein Iveco Massif. 3l Diesel. Er ist zwar größer als deine drei Favoriten aber kann auch um einiges mehr. Gute Gebrauchte gibt es auch mit ausgewiesener Mehrwertsteuer und wenig km.
    Das wird zumindest mein Jimny Nachfolger.....



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  • Mein Geheimtipp wäre ein Iveco Massif. 3l Diesel. Er ist zwar größer als deine drei Favoriten aber kann auch um einiges mehr. Gute Gebrauchte gibt es auch mit ausgewiesener Mehrwertsteuer und wenig km.
    Das wird zumindest mein Jimny Nachfolger.....


    das ist kein geheimtipp, da er einen neuwagen sucht (siehe oben) und der iveco massif auch schon seit fünf jahren nicht mehr gebaut wird ...

    Eines der besten Mittel gegen das Altwerden ist das Dösen am Steuer eines fahrenden Autos. (Juan Manuel Fangio)

  • Mmm, ein Hinweis auf "schlechte Ersatzteilversorgung" fällt bei mir aber nicht unter "Schlechtreden" - zumal wenn die Karre, wie's sich anhört, jeden Tag rollen muß.

  • Den Duster hatte ich vor einigen Monaten als Mietwagen in Chile in der Billigstausstattung ohne Allrad. Pistentauglich war er definitiv. Für deine Anforderungen würde ich aber auch nach einem größeren und stärkeren Wagen suchen. Mit dem Jimny wirst du keine Freude haben fürchte ich (zu leicht, zu schwach, zu durstig zum Anhänger ziehen;) ).

    • Offizieller Beitrag

    Nach deinen Anforderungen solltest du einen schwereren geländetauglichen Wagen mit mehr Anhängelast raussuchen.
    Gibt dann einfach mehr Sicherheit bei den von dir geschilderten Strecken.
    Wenn es denn der Jimny sein soll, würde ich zum Diesel raten da er einfach mehr Drehmoment bietet.
    Gibt es aber nicht mehr als Neuwagen.

  • Danke schon mal für die vielen nützlichen Informationen. Ich lese noch mit und bin weiterhin ganz Ohr. :)


    Mir persönlich macht die Sache mit dem Wohnwagen eigentlich gar nicht mal so große Sorgen. Der wird, wie gesagt, regelmäßig nur über Wege im Wald gezogen, die auch LKW befahren. Und er wiegt ja "nur" 800kg - im Vergleich: das ist rund 200 kg leichter als ein Standardanhänger (~300kg) beladen mit einem Ster frischgespaltenem Buchenbrennholz (~700kg). Ich hatte viel mehr Angst vor den kleinen Engpässen wie eben Böschungen im Übergang auf asphaltierte Straßen. Wenn fragnix mit seiner Einschätzung richtig liegt, dass man bei dann unbedingt auch den 4x4 dazunehmen könne, so wäre ich in dieser Hinsicht ganz beruhigt.


    Dass der jimny trotzdem nicht optimal ist für mich -- tja, das leider völlig klar. :( Die Frage wäre für mich eher, ob er ausreichend geeignet ist. Bei limitiertem budget müssen leider immer Kompromisse her. Ich habe halt Sympathien für das Auto. Kann diese mit CAD rundgeformten Design-SUVs einfach nicht ab und stehe überhaupt nicht auf Elektronikschnickschnack. Darum übrigens auch meinen Spezialdank für den Tip mit dem Iveco Massif. :) Schööönes Auto! Nicht verfügbare Reserveteile wäre natürlich ein K.O.-Kriterium, aber da werde ich mich genauer drüber informieren.


    Um nochmal ganz konkret auf das Thema Langlebigkeit zurückzukommen: Wie würdet ihr die mittlere Lebensdauer des Jimny in km einschätzen? Also bis die ersten wirklich teuren Reparaturen fällig werden? Nochmal die Parameter: Passive Fahrweise, 5% Anhängerbetrieb im grünen Bereich (wie gesagt: 800kg), keine sportlichen Offroad-Touren, regelmäßige Wartung, je ein Drittel BAB, Innenstadt/Landstraße, Wald auf "normalen" Waldwegen, ausnahmsweise Rückegasse/MaschinenwegWiese?

  • Schön, dass Du den Jimny weiter im Blick hast - für mich ist das eines der besten Waldautos.


    Nur weil der Renegade erwähnt wurde: Ich hatte den gegen meinen (aufgerüsteten) Duster en detail verglichen, und war enttäuscht. Der Renegade ist in keinerlei Hinsicht besser - höchsten beim Namen und Image :D . Also, wenn es ein halbwegs kleiner, geländegängiger Wagen mit starkem Diesel sein soll, dann eher Duster als Renegade. Der Jimny ist aber nach wie vor deutlich geländegängiger...


    Den Iveco Massif hatte ich auch mal angeschaut. Schööönes Auto, um Dich mal zu zitieren, aber vom Preis/Leistungsverhältnis her ging der gar nicht. Und dann noch keine Händler und wenig Ersatzteile: Das ist kein Daily Driver. Ich hatte ihn als Expeditionsfahrzeug angeschaut, und selbst da fiel er durch.

    • Offizieller Beitrag

    Wenn der Wagen eine regelmäßige Wartung bekommt, sind Kilometerleistungen jenseits der 200TKm locker drin.
    Wichtig ist und bleibt die Rostvorsorge(Hohlraumversiegelung und Unterbodenschutz) ... und die sollte direkt am Anfang gemacht werden.