Jimny-Überführung nach Teneriffa und anschließende Kanaren-Touren

  • So, wir sind am Montagmorgen nach 37 h Schiffsfahrt aus Huelva in Sta. Cruz de Tenerife angekommen, der Tacho zeigte 3.100 km von Bad Lippspringe nach Huelva an.


    Wir hatten keine Probleme und der Jimny schnurrte wie ein Kätzchen, nur bei Bodenwellen und Schlaglöchern auf der Autobahn und in spanischen Städten sind wir langsam gefahren, aufgrund des Zusatzgewichtes von ca. 140 Kilo für Gepäck und Saunaofen.


    Die Verzollung bei der Ausfuhr in Huelva war relativ einfach, aufgrund unserer Spanischkenntnisse. Zur Erinnerung: Ich habe den Wagen offiziell aus der EU ausgeführt, weil wir den Jimny ja auf Teneriffa mit einer span. Zulassung versehen wollen.


    Die Einfuhrverzollung ist auch schon durch, da hatte ich Hilfe von einer Zollagentin in Sta. Cruz de Teneriffe. Die Zulassung beim span. Verkehrsamt ist auch in die Wege geleitet, zuerst steht der Termin beim ITV (Tüv) an, Freitag in einer Woche.


    Gestern haben wir dem Würfel schon mal die Gegend gezeigt. Ohne Saunaofen im Kofferraum, natürlich. Den hat unser Freund José schon freudestrahlend in Empfang genommen...


    Das erste Foto ist die Fähre "Volcán de Teide" in Huelva, die anderen drei sind auf Teneriffa aufgenommen.


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    Reinsetzen, anlassen, losfahren... :lol:

    3 Mal editiert, zuletzt von Waldeule ()

  • Schön zu lesen, dass ihr gut angekommen seid.
    37 Stunden Schifffahrt hört sich ja wild an, aber es relativiert sich ungemein, wenn man nicht selber rudern muß.;)
    Viel Spaß!
    Dirk

    Je älter ich werde, desto schneller war ich früher!

  • Waldeule:


    Was passiert bei Ausfuhr aus der EU und Einfuhr auf die Kanaren steuerlich oder zolltechnisch genau, was zahlt man unter den Strich für die ganze Prozedur und wie hoch sind die jährlichen Fixkosten (Versicherung, Steuern) auf den Kanaren jährlich für den Jimny etwa?

    „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“ (Alexander von Humboldt)


    „Es gibt nur ein Rudi Völler.“ (Verfasser unbekannt)

  • Waldeule:


    Was passiert bei Ausfuhr aus der EU und Einfuhr auf die Kanaren steuerlich oder zolltechnisch genau, was zahlt man unter den Strich für die ganze Prozedur und wie hoch sind die jährlichen Fixkosten (Versicherung, Steuern) auf den Kanaren jährlich für den Jimny etwa?

    Hallo 2fast4u,


    dazu gleich mehr.


    Gruß


    Waldeule

  • So, unser „Kleine“ ist jetzt ganz offiziell ein „canario“, genauer gesagt ein „tinerfeño“. Er darf jetzt mit spanischen Kennzeichen „würfeln“.


    2fast4u :


    1. Zoll und Umsatzsteuer (Achtung, auch die Anmerkung ganz unten beachten)


    Da die Kanaren vom deutschen Zoll als „Drittlland“ (z.B. wie die Schweiz) angesehen werden, mußten wir bei der Ausfuhr das 2-stufige Atlas-Verfahren durchlaufen, 1. Stufe „Ausfuhranmeldung“ beim Wohnsitz-Zollamt (Ausfuhrzollstelle) in Deutschland, 2. Stufe „Ausgangsvermerk“ holen bei der Ausgangszollstelle, also beim Verlassen des EU-Gebietes, hier Huelva in Südspanien, vor dem Ausschiffen nach Teneriffa.

    Dieser Ausgangsvermerk dokumentiert das Verlassen des EU-Gebietes, aus umsatzsteuerlicher und zolltechnischer Sicht.


    Nach der Ankunft der Fähre auf Teneriffa muß die „Einfuhrsteuer“ (IGIC) für die Kanaren beim kanarischen Zoll bezahlt werden, bei uns waren das 9,5% auf den deutschen Netto-Kaufpreis (ohne deutsche USt). Für den kanarischen Teil haben wir einen Zollagenten vor Ort genommen, der geholfen hat bei der Abwicklung, Kosten 80 EUR.



    2. Zulassung beim kanarischen Strassenverkehrsamt (Achtung, auch die Anmerkung ganz unten beachten)


    Erster Termin muß beim span. TÜV (ITV) gemacht werden, der prüft anhand des CoC (Certificate of Conformity), ob das importierte Fahrzeug mit den Hersteller-Angaben des CoC (gibt´s bei Suzuki für jedes Neufahrzeug) übereinstimmt, hinsichtlich Abmessungen, Schadstoffausstoß, Gewicht, Fahrgestellnummer, etc. Achtung: Falls nachträglich (nach Erstzulassung) in Deutschland Zubehör verbaut wird, z.B. eine AHK, prüft der ITV das auch. Eine europ. ABE des Zubehör-Herstellers ist allein noch keine Garantie, das der kanarische TüV das anerkennt, da haben schon viele hier Lehrgeld zahlen müssen. Der ITV erstellt, wenn allles okay war, ein spanisches Fahrzeugpapier, die „Ficha Tecnica“, vergleichbar mit dem deutschen Fahrzeug-Brief. Kosten insgesamt ca. 110 EUR.


    Dann geht es zum Finanzamt, wo man die „Schadstoffsteuer“ (IEDMT) in Abhängigkeit der CO 2 - Emissionen zahlen muß, bei uns 8,75 % auf den Fahrzeugwert.


    Anschließend zahlt man bei der kanarischen Gemeinde, wo man gemeldet ist, die Fahrzeugsteuer (jährlich) erstmalig für den Rest des laufenden Jahres ein. Unser Jimny kostet ca. 80 EUR im Jahr.


    Danach geht es zum Strassenverkehrsamt (Tráfico), wo man seine ganzen Papiere (CoC, ficha tecnica, deutsche Fahrzeugpapiere etc. vorlegen muss. Die vergeben dann ein Kennzeichen und ziehen die deutsche Papiere ein. Ausserdem geben die ein „Permiso de Circulación“ aus, vergleichbar mit dem deutschen Fahrzeugschein. Da steht dann auch der nächste span. TÜV-Termin drin, bei uns, weil Neuwagen, in 4 Jahren ab Erstzulassung (in Deutschland). Kosten Strassenverkehrsamt ca. 100 EUR)


    Dann versichert man das Fahrzeug bei einer span. Kfz-Versicherung, unter Vorlage der span. Fahrzeugpapiere. Bei uns jährlich ca. 300 EUR incl. Voll-Kasko 300 EUR SB.


    Dann kauft man zwei span. Nummernschilder (20 EUR) und schraubt sie dran.


    Für den Zulassungsteil auf Teneriffa hatten wir einen Dienstleister, der das meiste für uns erledigt hat, Kosten 250 EUR.


    Abschließend mit den deutschen Nummernschildern in Deutschland die Abmeldung machen, unter Vorlage der neuen span. Fahrzeugpapiere. Das deutsche Strassenverkehrsamt leitet die Abmeldung an den deutschen Versicherer weiter.


    3. Anmerkung: Ich habe hier unseren speziellen Fall als ein Beispiel von vielen möglichen geschildert, jeder Fall (z.B. Neu- oder Gebrauchtwagenimport aus D, mit oder ohne Umsatzsteuer-Ausweis gekauft, und so weiter) ist zoll- und umsatzsteuermäßig unter Umständen anders zu betrachten, im Einzelfall empfíehlt sich vorher der Gang zu einem Fachmann. Ob ein Import von Kfz auf die Kanaren jeweils wirtschaftlich sinnvoll ist, muß jeder selber beurteilen.


    Viele Grüße


    Waldeule



    Foto: Jimny beim TÜV auf Teneriffa, Homologations-Untersuchung (bei Einfuhr)


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  • Vielen Dank, Waldeule. Ich werde ja auch älter und da denke ich hin und wieder mal in alle Richtungen.

    „Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben.“ (Alexander von Humboldt)


    „Es gibt nur ein Rudi Völler.“ (Verfasser unbekannt)

  • Unser Würfel hat jetzt einen original Suzuki "Agrarhaken" (mit deutschem Typenschild) und einen kleinen Anhänger.


    Den Haken von ALKO hat der Suzuki-Händler in La Laguna bei Suzuki Deutschland bestellt und dran gebaut, hier kostet die Werkstatt-Stunde übrigens bloß 40 EUR. Der TÜV - Eintrag auf Teneriffa war etwas umständlich, aber nach einigem Hin und Her (Der Suzuki-Händler hatte das falsche Formular für den TÜV beigelegt) hat es dann geklappt.


    Der Anhänger ist ungebremst und darf 500 kg laden, damit entfällt auf den Kanaren eine eigene Versicherungspflicht und zur regelmäßigen TÜV-Untersuchtung muss er auch nicht. Die Versicherung ist ohne Mehrkosten inkludiert in der KFZ-Versicherung.


    Bei Arbeiten auf der Finca eines Freundes mußte die Fuhre schon steile, schmale Pisten hoch. Max. 350 kg hatte ich schon geladen, mehr habe ich mich noch nicht getraut.


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  • Was sind das für Öffnungen im Fels?

    Das sind Höhlenöffnungen für kleine "cuevitas". Die gibt es häufig im Süden von Teneriffa. Dort haben früher die Bauern "jable" bzw. "picon" abgebaut, mit Hacke und Schaufel. Das ist so eine Art Blähton, mit Luftporen durchzogene Vulkankügelchen. Die wurden auf den terrassierten Feldern benutzt, um für die Kartoffeln oder das Gemüse eine wasserspeichernde Substratschicht zu bilden, damit die Bauern nicht so oft bewässern mußten. Das Substrat wird heute noch verwendet, nur nicht mehr mit Hacke und Schaufel gewonnen sondern mit Maschinen.


    Diese alten Höhlen werden oft "bewohnbar" gemacht, und entweder als Geräteschuppen oder als Wochenendhäuschen genutzt, oder beides :)


    Gruss


    Waldeule

  • ..... Das Substrat wird heute noch verwendet, nur nicht mehr mit Hacke und Schaufel gewonnen sondern mit Maschinen.....


    Heute gibt's das in jedem Blumenladen oder der Gartenabteilung im Baumarkt für bares. Nennt sich S.....s 8o(Namen darf ich hier ja nicht nennen, wegen Werbung)