In den letzten Tagen hat es hier (ich lebe überwiegend da, wo andere Urlaub machen , auf Sardinien) mehrmals kurz aber heftig geregnet, also nahmen wir uns eine Tour vor, die wir in den regenlosen Trockenmonaten der Brandgefahr wegen lieber ausgelassen haben. Der Weg war dicht mit teils motorhaubenhohen Disteln und Wildgras bewachsen, strohtrocken trotz des Regens, und brüchig, dass uns die Distelköpfe in Schwärmen um die Scheiben flogen.
Der point of no return, der Punkt, wo das Ziel näher war als der Ausgangspunkt war schon überschritten, also vorsichtig weiter. Trotzdem kam, was kommen musste: Als wir anhielten, um mit einem Schafhirten ein paar Worte zu wechseln, drang seitlich auf Höhe der B-Säule aromatischer Rauch unter dem Auto hervor, verdichtete sich zu einer respektablen Wolke und wollte nicht aufhören, immer stärker zu qualmen.
Dem Hirten einen flüchtigen Gruß zugeworfen, Fenster zu, und noch ein paar Meter weitergefahren, wo eine Stelle des Weges nahezu bewuchsfrei war. Ein Blick unters Auto zeigte zwischen Bodenplatte und Getriebeschutzplatte ein paar neckische Flämmchen, deren Ziel es offenbar war, möglichst rasch zu wachsen. Zu dem aromatischen Kräuterduft kam der Gestank schmorenden Plastiks.
Eine Aktion, in Gedanken hundertmal durchgespielt: Feuerlöscher mit einem Griff von der Innenseite der B-Säule geholt, Sicherungssplint raus und mit zwei, drei gezielten Pulverstrahlen dem Feuer den Garaus gemacht. Keine große Angelegenheit (naja, Copilotin sah das etwas anders), der eigentliche Brand hatte weniger als eine Minute gedauert.
Was war passiert? Vor allem die dicken Disteln haben die fatale Eigenschaft, sich im trockenen Zustand nicht wie Gras oder Stroh unter dem drüberfahrenden Auto zu biegen, sondern "zerbrechen" in Dutzende Teile. Und nun kam die Schutzplatte ins Spiel, die unser Getriebe schon vielfach vor bösen Remplern vorwitziger Felsbrocken bewahrt hat: wie ein Bagger fing sie die herumfliegenden Distelteile auf, sammelte sie und leitete sie zielsicher unter den Auspufftopf weiter, wo sie als stachelstarrendes Gewirr liegenblieben und sich immer mehr anhäuften.
So wie hier vor den Kühlergrill sah es auch zwischen Getriebeschutzblech und Bodenplatte (rund um den Auspuff) aus. Die aufgebogenen Kanten des Schutzblechs, die eigentlich wie stabile Kufen über etwaige Hindernisse rutschen sollen, verhinderten, dass das trockene Zeug hinten wieder rausfiel. So blieb es aber liegen, erreichte nach einer Weile den Auspufftopf und begann dort, weil bekanntlich heiß, zu glimmen. Nur wenige Sekunden später züngelten schon die ersten Flammen auf (da hatte ich dann anderes zu tun als zu fotografieren).
Später stellte sich heraus, dass das Feuer, so kurz es auch gewesen war, die Kabel, die Allrad und Untersetzung steuern, zum Teil durchgeschmort hatte, der dadurch verursachte Kurzschluss legte die Untersetzung ein, und so mussten wir mit 5 - 10 kmh in der kurzen Fünften nach Hause humpeln. Unser hiesiges Mechaniker-Genie (noch einer vom alten Schlag) behob dann den Schaden für ein paar Euro, alles wieder im grünen Bereich.
Warum ich das G'schichterl überhaupt erzähle? Weil es überraschend ist, dass ein Zubehörteil, das eigentlich der Sicherheit dienen soll, unter ungünstigen Umständen auch beträchtlichen Schaden auslösen kann. Ohne das Getriebeschutzblech hätten sich dort nie die trockenen Pflanzenreste angesammelt und gegen den Auspufftopf gepresst. Ich überlege mir, den Teil des Alublechs, der den Auspuff verdeckt, wegzuschneiden und durch zwei robuste Bandeisenstücke zu ersetzen. Dann kann alles, was dort reinkommt, auch wieder rausfallen.
Und zweitens lege ich wirklich jedem, der ins Gelände fährt - und somit unweigerlich irgendwann auch mal über Gras, Stroh und Gestrüpp -, dringend ans Herz, einen Feuerlöscherr griffbereit im Auto mitzuführen! Kostet +/-20 €, größere ein bisschen mehr, aber man ist für den Fall des Falles gerüstet. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie unsere Situation ohne den Feuerlöscher ausgegangen wäre, man unterschätzt vollkommen die Geschwindigkeit, mit der sich so ein Feuer ausbreitet. Und - siehe 1. Foto - wenn das einmal brennt, nützt auch die Trinkwasserflasche in der Kühlbox nix mehr...