Der erste Jimny über den berüchtigten "van Zyl Pass", Namibia. To be, or not to be...

  • Hallo lJimnylovers,

    wann hat man schon mal die Möglichkeit etwas zu machen, was vorher noch keiner gemacht hat? Wir haben hier in Namibia einen der anspruchsvollsten Pässe im südlichen Afrika. Auf einer Schwierigkeitsskala von 1 - 10, hat er die 10. Ich fahre seit Jahren ähnliche Strecken, aber mit einem speziell umgebauten Hilux. Jetzt stellte sich die Frage, kann so etwas auch mit einem Würfel abgearbeitet werden? Ich bin in den letzten Jahren auf einer ähnlichen Strecke in den hiesigen Tiras Bergen zweimal mit dem Toyota gescheitert und nur ganz knapp wieder da herausgekommen. Verbogene Querlenker, abgerissenen Rockslider, seitlich aufgeschlitzte Reifen waren da eher das kleinere Problem. Ich hatte jedesmal echte Not den schweren Wagen bergab auf losem Geröll und am äußersten Rand des Kippwinkels, überhaupt zum Stehen zu bekommen. Schweißringe bis runter zum Hosengürtel, da hilft kein Deo mehr.... Jeder "Alpinstar" unter euch wird Ähnliches im Winter auf "Eis unter Schnee in Serpentinen und bergab" auch schon einmal erlebt haben und weiß, wovon ich spreche. Aber son Jimny, son Fo by Fo mit nur nem bickie weight, dass könnte doch klappen....

    Nach 10 monatiger Vorbereitung soll es übermorgen endlich losgehen. Die ersten Stapelkisten stehen in der Küche, die Zelte und das Campinggerödel ist teilweise schon vorbereitet, in jeder Steckdose werden Kameras oder Funkgeräte geladen - kurzum, die Vorfreude steigt. Genaugenommen kribbelt es schon ganz gewaltig. Die letzten Monate haben wir locker damit verbracht die Route und das erforderliche Equipment festzulegen und alle erdenklichen Informationen über den Pass zusammen zu tragen. Wir, das sind auf dieser Safari mein Frauchen Miss Tetris (professionelle Jimny Packerin) und unser Freund Marco mit seinem Toyota Hilux. Hier mal ein Blick auf die Karte:


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    Der Pass ist nur in einer Richtung zu befahren, einmal drin, gibt es kein Zurück mehr. Dann muss alles passen oder es droht Totalverlust.

    Die Ärea liegt soweit außerhalb, dass wir 120 Liter Wasser, 40 L Diesel (Hilux) und 50 L Super (Jimny) und 4 Säcke Feuerholz ( 120 kg) nur für die Grundversorgung mitnehmen müssen, obwohl beide Autos mit Doubletank ausgestattet sind. Zusätzlich zu den Campingsachen kommt Folgendes mit:

    Unser Berge-Equipment: 4 Snatchboxen und Straps, Kinetic Strap, Stahlseile, 10 t Softschäkel mehrere Wagenheber, vom hydraulischen bis zum HiJack, 2 Kompressoren, Reifenflickzeug, Sandbleche und TrackGrabber, zwei Ersatzreifen pro Fahrzeug und die ganz große Werkzeugbox.

    Die Elektrik: Solarpanel 80 W, Ersatzbatterie, 12 V Prüflampe, Multimeter und OBD2 Diagnose, Sicherungen, Überbrückungskabel, 4 Handsprechfunkgeräte, Konverter von 12 V auf 220 V

    Survival: Stark erweiterte Survivalbox für 3 Personen und 10 Tage (Feuer, Wasser, Nahrung) und ebenfalls stark erweiterte Medizinbox mit kleinem Besteck.

    Das sind natürlich nur die wichtigsten Sachen, dazu kommen die berühmten 1000 Kleinigkeiten, aber das kennt ihr ja auch alle.

    Jetzt mal eine kurze Info über die Geschichte des Passes:

    Ben van Zyl, (ausgesprochen van Sel) wird von der Afrikaans sprechenden Bevölkerung respektvoll „Oom Ben“ genannt. Er stammt aus Britstown in Südafrika. 1949 erhält er in Opuwo, im Kaokoland den Posten als Bezirksamtmann und ist unter Anderem auch für die Infrastruktur verantwortlich, also das Anlegen von Pads (ungeteerten Straßen). Damals gab es nur zwei halbwegs befahrbare Sandstraßen; von Opuwo gen Westen über Kaoko Otavi nach Orupembe, einer Wasserstation am Namibrand, und in Richtung Süden nach Sesfontein (altes Deutsches Fort aus der Kolonialzeit). Im Jahr 1960 ist es „Oom Ben“ endgültig leid, auf seinen Inspektionsfahrten immer den gleichen Weg hin und dann wieder zurück fahren zu müssen um das Gleiche dann in die andere Richtung auch nochmal zu tun. Er sucht nach einer Möglichkeit seine Tour in einem viel schnelleren Rundkurs abfahren zu können. Auf der Suche nach der bestmöglichen Route ist er einem Rinderpfad gefolgt, den er bis hinab zum Marienfluss für ausbaufähig hielt. Als Arbeitsmaterial standen ihm ein Trecker und ein 3 t LKW zur Verfügung. Zusammen mit 20 Männern machte sich van Zyl ans Werk. Die Felsen (Klippen), die im Wege standen, mussten regelrecht weggekappt werden. Mittendrin musste er einmal umkehren, um Lebensmittel und weiteres Werkzeug zu holen. Als van Zyl zum Pass zurückkehrte, bekam er von seinen Arbeitern grünes Licht den Pass jetzt fahren zu können. Überliefert ist seine Aussage: „Ich habe zu Gott gebetet, als mein Wagen langsam die steile Böschung herunterfuhr.“ Es dauert nicht lange, da steckt er voll in einer Zwangslage. Er erkennt, dass seine Pad längst noch nicht fertig ist, Umkehren ist allerdings auch unmöglich. Nach riesiger Schufterei erreichte er dann endlich Orupembe. Insgesamt vier Monate hat es gedauert die Strecke fertigzustellen.

    Das riecht doch nach Abenteuer oder etwa nicht? Also hin da! Wenn wir es heile schaffen, werde ich einen "Jimny Forumsstein" zur Erinnerung auf den dortigen Hügel legen, falls nicht, wird es wohl etwas länger dauern bis dieser Bericht weiter geschrieben wird:lol:

    Viele Grüße aus der Sonne und bleibt schön abseits der Straßen

  • Hals- und Beinbruch und bitte viele schöne Fotos !

    *"Auf lange Sicht wolle sie auf keinen Fall in Deutschland leben, sagt sie, zu viele Menschen auf zu engem Raum ... "*
    (Schlepper-Kapitänin (ohne Patent !) C. Rackete im SPIEGEL-Interview, 27.09.2019)


    *Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.*
    (Kurt Tucholsky, 1921)

  • Auf ins Abenteuer. Wünschen Euch viel Spaß und das ihr gesund zurück kommt.

    Fahrwerksfedern OME VA/HA: 969/955, Längslenker ZANFl, Panhardstäbe einstellbar, teilbarer Stabi,
    Yokohama 235/75 R15 - DOTZ 15x6 ET0

    Glück Auf

    Jürgen & Mandy

  • Moin....super Sache! Bin gespannt wie die Nummer ausgeht. Passt auf euch auf und beglückt uns mit Bildern und Bericht. Die besten Wünsche und mein Neid begleiten euch.:fahren:

    Grüße aus Rüting /Mecklenburg


    Verbrauch um und bei 9,5l:rolleyes:

  • Hut ab für Euren Mut!:up:

    Ich wünsche Euch viel Spaß, Glück und Erfolg dabei und bin mir sicher das Ihr das alle unbeschadet meistern werdet.8)



    .

  • Viel Erfolg, Spaß und die nötige Portion Glück, allzeit Traktion und immer eine Hand breit Luft unterm Diff.....


    Freue mich schon auf deinen Bericht, die tollen Bilder und Filmchen.


    Verdammt, wäre ich da gerne dabei...

  • Hallo zusammen und ganz herzlichen Dank für die guten Wünsche !!! Mit soviel Unterstützung von euch, wird es schon klappen und Bilder und Bericht folgt. Versprochen :)

    Bis übernächste Woche !

    Euer Gypsy

  • Ich schließe mich meinen Vorschreibern mal an.:)

    Alles Gute und kommt da heil wieder raus.


    Gruß Lars

    Gemüse schmeckt am besten wenn man es kurz vor dem servieren durch Rindfleisch ersetzt.


    Suzuki Fahrer - anders als alle Anderen

  • Moin Jimnyautinnen und Nauten :lol:

    "... to Be !!! "

    Wir haben es echt geschafft ! Bevor ich anfange, möchte ich mich erst einmal für alle guten Wünsche und das "Daumendrücken" bedanken,. Das gab natürlich noch einen zusätzlichen Schuss Motivation. Als Dankeschön an euch, hab ich noch vor der Fahrt meinem Frauchen einen Stein aus ihrem Blumenbeet geklaut und den "Dremel" angeschmissen. Es ist nämlich Brauch, sich nach erfolgreicher Überquerung am Pass, mit einem Gedenksteinchen zu verewigen. Das war die Geburtsstunde des "Forumssteins" :lol::lol::lol: Vielleicht gefällt euch ja die Idee und ihr fertigt und verteilt auch welche an markanten Punkten der Welt des "Off Road Fahrens"

    So, jetzt musste der nur noch dorthin geschafft werden. Ich sage euch, es war eine atemberaubende, super schöne und super spannende Tour. Der Jimny hat nicht das kleinste Problem gehabt, der Hilux einige .Wir sind gestern Abend erst zurückgekommen und jetzt gilt es natürlich das ganze Bildmaterial zu sortieren. Ich werde das wieder nach Tagen sortieren um die Tour irgendwie nachvollziehbar zu beschreiben.


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    Der "Forumsstein" :lol:


    Einige "Vorgucker" hänge ich schon mal dran.


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    Skeletten Coast National Park


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    ... im Sandkasten


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    ... die Anfahrt


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    ....im Pass


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    .... und abgeliefert ! Oben auf liegt unser "Forumsstein"


    Bericht folgt....


    Liebe Grüße

    Euer Gypsy