Guten "Morgen" an die Würfler - ich habe mir jetzt wieder ein kantigeres Fahrzeug zugelegt, die Erklärung dazu folgt.
Dieser Thread entsteht auf Wunsch einiger Personen, die gerne etwas mehr zum Jeep Renegade wissen wollen. Beim Stöbern durch das Forum habe ich bislang einen Beitrag von einem User gefunden, der ebenfalls einen Renegade fährt - aber wohl ein früheres Modell.
Vorweg die Erklärung, warum ich nun vom Kuga zum Renegade gewechselt bin. Aufgrund einer beruflichen Veränderung, dem Wechsel in eine Firma näher an meinem Wohnort, bin ich vom Langstreckenpendler wieder zum Kurzstreckenfahrer geworden. Und wir sind uns denke ich einig, dass es ein reines Dieselfahrzeug sicherlich nicht lustig findet, wenn es immer nur 10km bewegt wird; von daheim zur Arbeit und umgekehrt. Außerdem kam er ein wenig in die Jahre und hatte jetzt Ölverlust mit einer laut Werkstatt "nicht absehbaren Rechnung"... Der Motor setzte sich jetzt auch langsam zu, Leistungsverlust war bereits spürbar und die Klima wollte auch net mehr so wie ich. Insgesamt konnte man sagen, ich war jetzt nach knapp 2,5 Jahren doch eher unzufrieden mit dem Kuga und daher sollte er weg.
Eigentlich wollte ich einen Pickup, aber das wäre wieder ein reiner Diesel - um das abzukürzen: Das wäre wieder eher blöd. Und außerdem auch zu teuer.
Also nach Alternativen umsehen. Den Jeep Renegade hatte ich auch damals schon als Nachfolger für meinen Würfel im Blick, war da aber finanziell unerreichbar. Der Gedanke hat mich aber bis heute nicht losgelassen und daher hab ich mich dann nochmal auf die Suche gemacht und dann ein wirklich interessantes Angebot gefunden.
Seit Mitte Februar 2024 bin ich jetzt also stolzer Besitzer eines Jeep Renegade PHEV (Plug-In Hybrid-Electric Vehicle) aus dem Baujahr 2022, hat die Farbe schwarz und in der Ausstattungslinie "S" eine Systemleistung* von 190PS.

Er hört, seit ich die zugehörige App habe und einen Rufnamen für das Auto vergeben konnte, auf den Namen "Reinhard".
Ein bisschen Allgemeinwissen zum Jeep Renegade: (mehr gibts hier)
Länge: 4,24m
Breite: 1,80m
Höhe: 1,66 - 1,77m
Leergewicht: ca. 1800KG
Entwickelt wurde er bei Jeep in Amerika, gebaut wird er von Stellantis im Werk im italienischen Melfi und ist quasi baugleich mit dem Fiat 500X - beide Autos teilen sich die gleiche Plattform.
Das spannendste am Plug-In ist hier aber die Tatsache, dass ein Split-Axle-Allradantrieb verbaut ist. Wer bei Jeep Allrad will, muss übrigens zu diesem als "4xe" bezeichneten System greifen (zumindest gilt das für die Modelle "Renegade" und "Compass" - der allbekannte "Wrangler" machts anders).
Mir war ein Fahrzeug wichtig, was Allrad besitzt. Meiner Meinung nach ist auf dem aktuellen Markt ein PHEV mit Allrad eigentlich eher schwierig zu finden. Daher war ich natürlich umso glücklicher, als ich herausgefunden habe, dass es bei Jeep dieses System gibt. Vielleicht sollte ich noch sagen, dass es den Renegade an sich bereits seit 2015 gibt, der 4xe aber erst 2019 vorgestellt wurde und seit 2020 erhältlich ist.
Soo kommen wir zur Technik, das ist glaube ich auch der Grund, warum wir hier sind. Ich habe mich im Vorfeld recht intensiv mit diesem Konzept befasst; wie es funktioniert und was es so leistet.
Plug-In-Hybride zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie gewisse Strecken rein elektrisch zurücklegen können. Hier sind das ca. 50km. Und Jeep nennt das eben "4xe" - Plug-In mit Allradtechnik. Das ganze funktioniert nach dem "Split-Axle" Prinzip, dass heißt, hier besteht zwischen Vorder- und Hinterachse keine mechanische Verbindung. Daher auch der * bei dem Wort "Systemleistung" weiter oben.
Im konkreten Fall treibt ein 130PS starker, 1,3 Liter Turbo-Benziner die Vorderachse über ein 6-stufiges Wandlerautomatikgetriebe an. Die Hinterachse wird von einem 60PS starken Elektromotor angetrieben. So ergeben sich kombiniert die 190PS. Natürlich braucht man hier auch eine Batterie; diese ist 11,4 kWh groß und befindet sich im Kardantunnel, der ja aufgrund der fehlenden Kardanwelle den entsprechenden Platz bietet. Selbstverständlich kann dieser Akku auch von außen geladen werden (PLUG-In...
). Der Allradantrieb kommt also durch das Zusammenspiel von Benzinmotor und Elektromotor zustande. Jetzt aber die Frage: Was ist denn, wenn die Batterie leer wird? Habe ich dann keinen Allrad mehr?
DOCH, denn am Motor ist ein sehr leistungsstarker Riemengenerator angebaut, der im übrigen auch als Starter dient und im Bedarfsfall die nötige Energie zum Antrieb der Hinterachse liefert.
Dieses System erlaubt jetzt also Allrad. Aber was geht damit noch? Drei verschiedene Fahrmodi zum Beispiel:
- Hybrid: Ist standardmäßig aktiv und bewegt das Fahrzeug immer mit dem optimalen Antrieb.
- Electric: Das Fahrzeug bewegt sich rein elektrisch, erst beim Überschreiten des Widerstands im Gaspedal wird der Verbrennungsmotor hinzugeschaltet.
- E-Save: Das Fahrzeug schaltet auf dem Verbrenner um und kann entweder den Ladezustand der Batterie halten oder die Batterie über den Generator während der Fahrt aufladen.
Man muss sich jetzt in den verschiedenen Modi also folgendem bewusst sein:
Wenn das Fahrzeug rein elektrisch fährt, was es in den Modi "Hybrid" (hauptsächlich, bspw. Anfahren, geringe Last, Segelfahrt, etc.) und "Electric" (dauerhaft, bis max. 130kmh) tut, fährt man ein Fahrzeug mit einer Leistung von 60PS und Heckantrieb.
Fährt man im Modus "E-Save" hat man ein 130PS starkes, frontgetriebenes Fahrzeug.
Allgemein ist mir aufgefallen, dass die Elektronik viel am Allrad selbst regelt. Besonders interessant finde ich (man kann es sich im Bordmenü anzeigen lassen, wo die Energie gerade hingeht), dass bei Schaltvorgängen des Benziners die Hinterachse mit angetrieben wird, um den Schubkraftverlust auszugleichen. Alle Bremsvorgänge werden, sofern die Batterie unter 95% ist, hauptsächlich über die E-Maschine auf der Hinterachse durchgeführt. Der Verschleiß der Bremsen dürfte also entsprechend gering sein.
Im Vergleich zu anderen Allradsystemen, bspw. das des Kugas, habe ich hier aber ein Mitbestimmungsrecht und kann etwa definieren, auf welchem Untergrund ich mich befinde. Es stehen vier Modi für den Allrad zur Auswahl:
- Auto: Damit überlässt man der Elektronik die Arbeit - vergleichbar mit dem Allrad bei Fahrzeugen, denen man nichts vorgeben kann, die also "einfach machen"
- Sport: Hebt die Motorcharakteristik an und zwingt das Fahrzeug quasi dazu, mit allen Rädern anzufahren
- Snow: Für Schnee, die elektronische Untersetzung wird zugeschaltet
- Sand/Mud/(Rock): Für schwereres Gelände. Elektronische Untersetzung wird zugeschaltet. Modus "Rock" nur bei Trailhawk-Version verfügbar.
Zusätzlich sind eine elektronische Differentialsperre und eine elektronische Untersetzung zuschaltbar. Außerdem gibt es noch eine einschaltbare Bergabfahrhilfe. Das Gegenstück, die Berganfahrhilfe, ist standardmäßig aktiv.
Wenn ich jetzt noch was zu den Ausstattungslinien erzähle, werde ich net mehr fertig. Bei Interesse liefere ich da was nach. "Trailhawk" bezeichnet bei Jeep allerdings die Version, die serienmäßig mit Unterbodenschutz, Diff-Schutz und Tank-Schutz aus Stahl ausgeliefert wird. Man will da also schon sehr geländetauglich fahren, weswegen hier die Getriebe auch kürzer übersetzt sind.
Ah, vielleicht noch spannend sind noch einige Werte - im nächsten Beitrag erzähle ich dann etwas mehr zu Reinhard an sich.
Angegeben wird für die PHEV-Version ein Verbrauch von 2,3 Liter auf 100km. Da muss man aufpassen, weil 50km davon rein elektrisch zurückgelegt werden. Der tatsächliche Verbrauch liegt irgendwo bei 4 Litern. Im Vergleich zum Jimny ist das aber immer noch sehr wenig.
Der CO2-Ausstoß liegt bei lediglich 46g/km. Der Renegade PHEV (EZ 2022) kostet daher aktuell 28 Euro KFZ-Steuer pro Jahr. Das hat mich sehr geflasht muss ich sagen.
So, aufgrund der Uhrzeit mache ich jetzt Feierabend hier, ich komme mir mit der Zeit vor wie ein Verkäufer, weil ich mich so intensiv mit diesem Fahrzeug befasst habe. Aber vielleicht war ja hier schon was interessantes für einige dabei. Mehr wird folgen, wenn ich nochmal klarer denken kann. Seht mir also auch nach, wenn der Beitrag etwas seltsam zu lesen ist.
Bis dann,
thelottiattack