Beiträge von TJ

    Hallo Doc,
    habe mir auch den ÖK bestellt. Wie war denn der Einbau? Gab´s Probleme oder passt alles Plug´n´Play? Ich nehme an Stoßfänger runter, Ölfilter ab, Leitungen verlegen, WT montieren und das wars im Großen und Ganzen, oder?

    Mauretanien... da juckt es mich ja auch in den Fingern. Dort im Norden liegen die zweit- oder drittgrößten Monolithen der Erde herum. Irgendwann gucke ich mir die an. Momentan habe ich nicht mehr als 3 Wochen Urlaub am Stück im Maximum.


    Wann warst Du denn zu letzt in Tunesien? Ich hätte Lust im Herbst dahin zu fahren, weiß aber nicht, wie viel man da aktuell südlich von Douz aus machen kann. Das war schon vor dem arabischen Frühling teilweise Sperrgebiet.

    Hallo Leute,


    ich möchte gerne etwas für die schönen Beiträge, die ich hier bekomme oder lesen darf zurückgeben. Von Technik oder Umbauten verstehen die meisten hier im Forum sicherlich viel mehr als ich und darum halte ich mich da zurück.


    Allerdings gibt es ein Thema, das ich mit Leidenschaft betreibe und zu dem meine Kenntnisse stetig steigen. Ausgelöst durch eine Reise in die Sahara nach Tunesien im Jahr 2010 (dazu habe ich hier im Forum einen Reisebericht hinterlassen), hat mich das allseits bekannte Afrika-Fieber gepackt. Seither war ich etliche Male in Marokko und auch in der Westsahara unterwegs. Auch habe ich den hohen Atlas und die Wüste bereits zu Fuß durchstreift, so dass ich in aller, gebotener Bescheidenheit durchaus sagen kann, dass ich mich dort ein wenig auskenne.


    Ich kann Marokko als Reiseland sehr empfehlen, denn es ist groß, abwechslungsreich, exotisch und doch auf "der sicheren Seite". Außerdem ist seit dem arabischen Frühling kaum eine andere Destination in Afrika "mal eben" auf eigener Achse erreichbar. Tunesien bildet da seit kurzer Zeit wohl wieder die Ausnahme und wird auch für mich bald wieder auf dem Reiseplan stehen.


    Marokko ist tatsächlich recht schnell zu erreichen und wer über ein wenig autofahrerische Kondition verfügt, der kann dort auch in den 2 Wochen Herbstferien eine tolle und lohnenswerte Zeit mit dem eigenen Auto verbringen - inklusive Atlas, Antiatlas, Sahara und Atlantikküste. Dabei muss man die Strecke mitnichten komplett selbst fahren. Bezahlbar und bequem sind die Fähren von GNV, die von Genua, Sete oder Barcelona aus nach Tanger oder Nador fahren. Mit so einer Passage schont man das Auto und kann sich vor Anbruch des Abenteuers noch einmal richtig ausschlafen.


    Jedem, der sich dieses tolle Land einmal selbst anschauen möchte, biete ich an, meine Erfahrungen hier zu teilen. Und gerne lese ich auch eure Erfahrungen, wenn ihr selbst dort unterwegs seid - die schönsten Erlebnisse hatte ich nämlich immer dann, wenn Insider mir Tipps gegeben haben und ich jenseits der Touristenströme unterwegs sein durfte.


    In diesem Sinne Dank an euch alle und gute Reisen!

    Hi Ackerdiesel,


    ich habe mal von einem Turbotimer gehört, der bei Leistungsstarken Turboladern ein sofortiges Abschalten des Motors verhindert, wenn die Abgastemperatur noch zu hoch ist. Ähnliches konnten die Lüfter im Golf2 von Hause aus. Wenn die Motoren noch warm waren, lief einfach der Kühlerlüfter eine zeitlang weiter, auch wenn der Motor schon aus war. In beiden Fällen wurde offenbar die Temperatur gemessen und eine Elektronik hat darüber entschieden, ob noch Kühlung erforderlich sei oder nicht. Die Golf2-Variante müsste ja eigentlich recht einfach nachgebaut werden können - im Zweifel mit einem Zusatschalter, der den Lüfter über eine "Eieruhr" einfach noch 5 Minuten laufen lässt.


    Problematisch in diesem Zusammenhang allerdings Alarmanlagen, die über Spannungsabfälle in der Elektronik wachen.

    Hi Leute,
    vielen Dank für den ganzen, wertvollen Input! Sieht so aus, als wäre ein Ölkühler eine tiefergehende Recherche Wert. Bezüglich des Öls habe ich mit Motul Kontakt aufgenommen und die waren sehr fix in Ihrer Beantwortung, was mich sehr gefreut hat. Die Empfehlung ist deren 300V 20W60 LeMans. Ein Rennsportöl für Langstreckenrennen scheint mir dabei durchaus sinnvoll zu sein.


    celthic: Diesen Sommer werde ich den Osten Marokkos unter die Räder nehmen, also im wesentlichen die Rekkam-Hochebene. Geplant ist eine Tour von Gouarrama über Menguob nach Figuig zu fahren - da soll es schöne Pisten geben! Von da aus dann über Piste nach Ich und wieder runter über Boudnib nach Taouz. Dann folgt der Klassiker nach Tagounite - wenn die Zeit reicht. Um Merzouga herum rechne ich dabei schon mit hohen Temperaturen und vor allem sehr anstrengendem Geläuf für den Wagen. Da und am Iriki habe ich im Oktober schon Temperaturen um die 45°C gehabt. - die Klima bleibt aus, das muss ohne gehen.


    sk4x4sports: Danke für Deine Erfahrung! Mit was für einer Investition muss man denn für einen Ölkühler rechnen?

    Hi Leute,
    vielen Dank für den ganzen, wertvollen Input! Sieht so aus, als wäre ein Ölkühler eine tiefergehende Recherche Wert. Bezüglich des Öls habe ich mit Motul Kontakt aufgenommen und die waren sehr fix in Ihrer Beantwortung, was mich sehr gefreut hat. Die Empfehlung ist deren 300V 20W60 LeMans. Ein Rensportöl für Langstreckenrennen scheint mir dabei durchaus sinnvoll zu sein.
    celthic: Diesen Sommer werde ich den Osten Marokkos unter die Räder nehmen, also im wesentlichen die Rekkam-Hochebene. Geplant ist eine Tour von Gouarrama über Menguob nach Figuig zu fahren - da soll es schöne Pisten geben! Von da aus dann über Piste nach Ich und wieder runter über Boudnib nach Taouz. Dann folgt der Klassiker nach Tagounite - wenn die Zeit reicht. Um Merzouga herum rechne ich dabei schon mit hohen Temperaturen und vor allem sehr anstrengendem Geläuf für den Wagen. Da und am Iriki habe ich im Oktober schon Temperaturen um die 45°C gehabt. - die Klima bleibt aus, das muss ohne gehen.
    sk4x4sports: Danke für Deine Erfahrung! Mit was für einer Investition muss man denn für einen Ölkühler rechnen?

    Hi Leute,


    und hier kommt eine Frage zur Kühlleistung des Jimny:


    Wie gut ist die Kühlleistung des Würfels?


    Zum Hintergrund:


    Es geht im Sommer in die Sahara und da ist mit Temperaturen von bis zu 60°C im Schatten zu rechnen - allerdings ist nicht mit Schatten zu rechnen! Packt der das oder sollte ich da noch Hand anlegen?


    Über hilfreiches Feedback würde ich mich sehr freuen. Danke!

    Hi Leute,


    nach ein paar Jahren Jimny-Abstinenz habe ich Ende letzten Jahres wieder zugeschlagen. Ich konnte nicht länger ohne einen Jimny glücklich sein und jetzt habe ich wieder einen. Mit diesem Jimny möchte ich weiter gehen, als mit meinem letzten und neben Fahrwerk, Rädern und U-Schutz auch die Sperren vorne und hinten einbauen. ARB mit dem großen Kompressor soll es werden - und dann geht´s ab!


    Aber bevor es ab geht, bräuchte ich eine Fachwerkstatt in Düsseldorf oder Umgebung, die das Thema zuverlässig beherrscht. Wenn ich richtig informiert bin, kann man da ja einiges versauen und das sollte nach Möglichkeit nicht geschehen. Denn der Würfel wird im Sommer in der Sahara zeigen dürfen, was in ihm steckt und ein paar der anspruchsvolleren Pisten bestehen müssen. Und im Sommer will man da lieber keine Panne haben! Also ist Zuverlässigkeit Trumpf.


    Kennt jemand von euch denn eine Werkstatt, die Erfahrung mit Sperren hat?


    PS: Nichts gegen meine Werkstatt hier um die Ecke. Die sind super und ich rechne denen sehr hoch an, dass sie von sich aus sagen, dass sie die letzte Jimny-Sperre vor 4 Jahren verbaut haben und seither nicht mehr.

    So Leute, das wars. Vielen Dank für eure Geduld. Ich musste wohl erste einmal zwei Jahre später nach Marokko fahren, um meinen Reisbericht über Tunesien fertig zu bekommen. Nun drückt mir der Marokko-Bericht.


    Der Jimny ist mittlerweile verkauft und hat einen neuen, glücklichen Besitzer gefunden. Leider haben mich eure Mails aus dem Forum nicht erreicht, sonst hätte womöglich einer von euch den Esel im Stall. Es war eine tolle Fahrt und ein tolles Auto und immer wenn ich einen Jimny sehe, muss ich lächeln.


    Klar macht mein Toyo auch Spaß - aber das ist schon eine ganz andere Art Auto zufahren. Den LandCruiser beherrscht man aber den Jimny muss man bitten und sich mit ihm arrangieren und das ist sehr viel spannender. Dennoch, die 2.000 km Reichweite, die mein Dickschiff jetzt hat, sind für manche Touren einfach unumgänglich. Und da ab kommendem Jahr auch meine Kinds mit von der Partie sein sollen, geht es einfach nicht mehr mit dem Esel.


    Macht weiter mit den Suks und im Forum! Ich behalte euch im Auge ;)!


    Wenn jemand Fragen zu der Reise oder Marokko oder Island hat, dann immer her damit - ein Mann ohne Jimny ist ja noch nicht ganz tot.


    In diesem Sinne...


    …und in den Fächern, die in den Stein gehauen wurden lagen menschliche Gebeine.


    Hier ganz offensichtlich ein Stück Beckenknochen, ein paar Rippen und ein Stück vom Oberschenkelknochen.


    Wirklich gruslig wurde es dann, als einer der jüngeren Männer auftauchte – ganz offensichtlich geistig behindert – meine Taschenlampe an sich nahm und damit weg lief. Vermutlich wollte er uns noch mehr Gänge und Geheimnisse zeigen, doch die Situation war keineswegs angenehm. Jedes Mal wenn er um eine Ecke bog, stand ich im Dunkeln und musste mich vorsichtig weiter tasten. Kaum hatte ich denselben Gang, in dem er war erreicht, verschwand er auch schon wieder hinter der nächsten Ecke. Es war wie in einem Kaninchenbau oder Labyrinth und so verfolgte ich den jungen Mann schier unendliche und ängstliche Minuten. Gott sei Dank kam der andere irgendwann hinzu, erkannte die Situation und stoppte den außer Kontrolle geratenen Tunnelführer. So bekam ich meine Taschenlampe zurück und den Ärger meiner Gruppe, die längst weiter ziehen wollten, noch obendrauf.


    In der nächsten Nacht sollte unser Lager direkt am Strand aufgeschlagen werden. So fuhren wir dann zur nicht weit entfernten Küste, meldeten uns bei der örtlichen Polizei an und befuhren den Strand.





    Ich nutzte die Gelegenheit während der Anmeldung, mein Auto noch einmal auf Schäden hin zu überprüfen, weil ich auf dem „Todesacker“ ein Aufsetzen nicht verhindern konnte. Glücklicherweise hat es aber keinerlei Schäden gegeben – dem hinteren Diff-Schutz sei Dank.


    Am Meer herrschte eine kalte, feuchte und salzige Sturmbrise, so dass ich mich von den anderen ein paar Meter entfernte, um hinter der dichten Vegetation Schutz zu suchen.


    Die anderen stellten sich frontal dem Wind.


    Wenn es ein wenig wärmer gewesen wäre, dann wäre dieser eine fantastische Ort gewesen. So war er ein fantastischer Ort mit Einschränkungen.


    Unser Zeltlager aber war wirklich gelungen. Fast windstill und mit fantastischem Blick auf das dichte Grün der Vegetation.


    Nach einem längeren Spaziergang am Strand, bei dem Ralph und ich ein paar Erlebnisse Revue passieren lassen konnten…


    …begaben wir uns für eine kleine Ruhepause in die Zelte.


    Später dann, am frühen Abend, versammelten wir uns, machten Feuer und aßen zu Abend.


    Ralph und ich konnten dabei herrlich über das gerade Aufstellen von Zelten und diese seltsamen „Filzkartoffeln“, die überall zu tausenden am Strand herumlagen, philosophieren.





    Am nächsten Tag ging es dann schlussendlich nach Hammamet. Allerdings mit Zwischenstopp in El Jem, wo wir uns ein prächtiges, römisches Amphitheater anschauen konnten.


    In Hammamet begannen wir dann mit dem „geordneten Rückzug“, d.h. Grundreinigung Auto, Reinigung Ausrüstung und ordentliches wegpacken.


    Tja, und viel mehr gibt es nicht zu berichten. Die Fähre hat uns am darauffolgenden Tag pünktlich aufgenommen und pünktlich in Genua wieder abgesetzt.


    Die 1000 Kilometer bis nach Mettmann sind wir dann nonstop gefahren.


    Es war ohne Zweifel eine fantastische Reise und ein guter Einstieg für Nordafrika. Rückblickend hätte ich mir so einiges anders vorgestellt oder gewünscht. Das Auto hat auf jeden Fall hervorragend mitgespielt und ich habe viel gelernt.


    Mittlerweile habe ich bereits eine Solotour nach und durch Marokko unternommen, so dass ich sagen kann: Dies war bestimmt nicht meine letzte Reise nach Nordafrika!


    Je weiter wir kommen, desto enger wird die Schlucht.


    Dicke Felsen blockieren den Weg oder verklemmen sich zwischen den Wänden.


    Das Spiel von Licht, Schatten und Formen erfreut das Auge mit wundervollen Kompositionen.


    Nach einigen hundert Metern öffnet sich die Schlucht wieder …


    … und weitet sich zu einem kleinen Flussbett.


    Der Weg zurück zur Oase führt über die Oberwelt.


    Steine Staub und Hitze belagern die grüne Oase mit unerbittlicher Härte. Zurück in Tamerza angekommen, ging es dann weiter zurück nach Douz, um am folgenden Tag nach Tozeur zu fahren. Auf dem Weg haben wir noch einen Imbiss in einer der typisch tunesischen „Pommesbuden“ zu uns genommen und ich muss sagen, dass meine Befürchtungen hinsichtlich Magen-Darm-Erkrankungen zu diesem Zeitpunkt recht gut zerstreut hatten. Also habe ich mit Heißhunger gegessen.


    Die Nacht in Douz und der darauffolgende Abschied von dieser – mittlerweile vertrauten – Stadt waren unspektakulär. Nach einem Minztee im Café an der Straßenkreuzung ging es weiter Richtung Tozeur.


    Nach einem kurzen Besuch in Tozeur , bei dem die Gruppe ihre Vorräte auffrischen konnte, ging es dann zu unserem geplanten Nachtlagerplatz.


    Der See Chemsa bei Tozeur in sicht- und hörweite des dortigen Flughafens sollte dann der Ort für die Nacht sein. Bei besserem Wetter wäre die Location vermutlich auch ganz romantisch gewesen aber es war kühl und sehr windig, so dass wir mit unseren Bodenzelten Schutz hinter den kleinen Dünen suchen mussten.


    Zum Abendessen sollte die Gruppe dann zusammenkommen und gemeinsam kochen. Aus meiner Sicht war das eine gute Idee, denn ich hätte gerne alle dazu eingeladen, meine unzähligen Vorräte aufzubrauchen, die ich in den vergangenen Tagen leider kaum selbst dezimieren konnte. So bauten mein Beifahrer und ich unsere Zelte auf, packten alles für das gemeinsame Abendessen zusammen und marschierten ans Ufer, wo die anderen standen.


    Zu meiner Überraschung hatten die bereits ihr Essen gekocht und waren im Begriff es auch zu vertilgen. Soviel zum gemeinsamen Gruppenabend… - besonders unglücklich war auch die Position der Esstische. Man hatte diese zwischen zwei Fahrzeuge gestellt, die genau so im Wind standen, dass sie für den den vom See kommenden Wind eine Düse bildeten. Die wenigen Nudeln, die für uns übrig geblieben waren, wurden auf dem Weg von Teller zu Mund ruck zuck kalt und teilweise direkt von der Gabel und sonstwohin gepustet. Man, was war ich sauer ob des versauten Abendendessens.


    Also packte ich meine Vorräte wieder ein und trollte mich in mein Zelt. Damit die anderen im Wind noch etwas Licht hatten, ließ ich allerdings meine Gaslaterne bei der Gruppe, was mit einem gebrochenen Glas und einer leeren Kartusche am nächsten Morgen belohnt wurde.


    Die Nacht bot dann auch keinen Trost. Es blieb kalt und windig und am Morgen war es noch genauso wolkenverhangen und grau, wie am Abend. Also packten wir unser Zeug ein und fuhren zum nächsten Sightseeing-Punkt, der Seldis Schlucht bei Metaloui. Hier sollten wir mit der Bahn durch die Schlucht fahren, was mir – angesichts der ganzen Fahrerei der vergangenen Tage – recht gelegen kam. Am Bahnhof angekommen, erfuhren wir jedoch, dass die Bahnen nicht mehr führen. Man könne die Strecke wohl aber zu Fuß gehen.


    Also fuhren wir mit den Autos Richtung Schlucht. Dort sahen wir, dass es gar keine Schienen mehr auf dem Gleisbett gab und stattdessen eine Großbaustelle eingerichtet war. Einer der Bauarbeiter bot sich sofort als Guide an, um uns Schlucht und Baustelle mit unseren Autos zu zeigen.


    Von dem Guide, der mit seinem Mofa vorneweg knatterte, erfuhren wir auch, dass ein Unwetter am 21. September 2009, bei dem die gesamte Nacht über mehr als 300 mm Regen pro Stunde gefallen waren, mit einer monströsen Flutwelle die Schlucht heimgesucht und die Gleise vernichtet hatte.


    Der Guide hielt immer wieder an, um Ralph Details des Unwetters aber auch der Bauarbeiten für den Wiederaufbau der Gleise zu verraten. Ralph übersetzte die Ausführungen dann in das Funkgerät und somit für unsere Gruppenmitglieder.


    So fuhren wir dann auf dem Schotterbett durch einen engen Eisenbahntunnel in die Schlucht und auf die Baustelle.


    Die Baustelle selbst war unspektakulär, allerdings auch nicht uninteressant. Was die Tunesier hier binnen sechs Monaten aus dem Boden stampften, war schon respektabel.


    Der Schaden jedenfalls war durchaus spektakulär. Unten im Tal lagen die vollkommen verdrehten Überreste des ehemaligen Gleises. Stahl verbogen und Holz gesplittert – die Flutwelle, die mit teilweise 14 Metern Höhe, durch die Schlucht donnerte, hatte ihre Urgewalt eindrucksvoll dokumentiert.


    Unglaublich, was starker Regen in dieser Gegend verursachen kann. Menschen oder Tiere, die sich in jener Nacht in dieser Schlucht aufgehalten hätten, hätten keine Überlebenschance gehabt. Ob es menschliche Verluste zu beklagen gab, ist uns jedoch nicht gesagt worden.


    Bei einem Stopp am Ende der Schlucht, wies unser Guide darauf hin, wir sollten alle Autos abschließen und keine Wertsachen herumliegen lassen, da ganz überwiegend Algerier hier arbeiten würden und die betätigten sich gerne als Langfinger. Jaja, so schimpft der eine über den anderen…


    Als wir dann wieder aus der Schlucht herauskamen, haben wir den Guide bezahlt und mussten dann noch einmal die Hilfe unseres Guides in Anspruch nehmen, uns einen Zahnarzt in Metlaoui aufzutun. Unser Gruppenführer Claus, der seit Tagen unter Zahnschmerzen litt, konnte nicht mehr und brauchte Hilfe. Also ging es erst einmal zum tunesischen Dentisten.


    Da Ralph übersetzen musste und ich als Fahrer im Übersetzungsdienst enthalten war, kam ich mit. Eine gute Gelegenheit für mich, einmal eine nordafrikanische Zahnarztpraxis zu sehen. Überraschenderweise war der Unterschied zur deutschen Praxis allerdings kaum besonders erwähnenswert. Eine einfachere Ausstattung gibt es zu erwähnen aber in Sachen Sauberkeit und Ordnung kann ich nichts Schlechtes sagen. Aber mehr als ein Rezept für Antibiotika und Schmerztabletten kam auch nicht dabei heraus. Der Doc wollte diese Baustelle offenbar nicht bei jemandem auf der Durchreise mal soeben angehen – da kündigte sich wohl ein größeres Unterfangen an.


    Nach dem Mittagessen ging es weiter in Richtung Osten, durch die Sakked-Schlucht. Dort berieten wir uns dann, wie unsere Reise weiter gehen sollte. Eine Nacht in den Bergen vs. eine Nacht am Meer. Aufgrund der Tatsache, dass wir insgesamt drei Bodenzelte dabei hatten, entschied sich die Gruppe dann für das Meer, da der Boden in den Bergen zu steinig sei und man dort kaum einen geeigneten Lagerplatz gefunden hätte. Also ging es weiter nach Gabès.


    Der Campingplatz in Gabès, auf den wir uns einquartiert haben, liegt mitten in der Stadt. Kein Sand, dafür Palmen und eine komfortable Wiese. Am Abend habe ich dann noch die Stadt auf eigene Faust unsicher gemacht und bin durch die Gassen geschlendert. Eine Tafel Schokolade hat mir dieses Erlebnis versüßt.


    Am nächsten Tag ging es dann erst einmal nach Sfax, wo wir allerdings dem großen, touristischen Gedränge aus dem Weg gegangen sind und in einem Randbereich dieser großen Stadt einen kleinen Imbiss zu uns genommen haben.


    Schade, Sfax hätte ich mir gerne genauer angesehen – aber wir mussten noch weiter Richtung Hammamet.


    Auf dem Weg nach Norden haben wir irgendwo in der Pampa angehalten, um eine unterirdische Grabanlage aus dem vierten Jahrhundert zu besuchen. Um diese zu finden, benötigt man schon gute Ortskenntnisse oder ein GPS und die entsprechenden Koordinaten.


    Mitten auf einem Acker fanden wir dann eine provisorisch Anmutende Behausung, vor der drei Männer, ein alter und zwei jüngere saßen. Der alte sprach fast nur arabisch und Ralph versuchte irgendwelche Informationen aus ihm heraus zu bekommen, die er hätte übersetzen können. Leider ergab sich aber nur ein ziemlicher Informationssalat, so dass uns leider nicht klar wurde, wer hier und warum vor allem, begraben liegt.


    Auf jeden Fall ging es dann mit einem der beiden jüngeren nach unten in die Katakomben.


    An verschiedenen Stellen war das Dach zu der Anlage eingebrochen, so dass sich mehrere Einstiegspunkte ergaben. Das Areal war allerdings riesig - vermutlich zwischen 5 – 6 ha groß.


    Wir fanden zerbrochene Tongefäße, die vermutlich aus römischer Zeit stammten und hunderte Meter von Gängen, die zu Zisternen, Kavernen oder anderen Gängen führten.


    Manche Gänge führten zurück an die Oberfläche und andere verliefen sich in Sackgassen. Von den Decken hingen Fledermäuse…


    Selbst diese friedlich schlafende Katze hat einen tieferen Sinn. Sie ist sicher nicht einfach nur Schoßtier, sondern ordnungsbehördlich Organisiertes Nagetierbestandskontrollorgan.


    Weiter ging es dann zu den versteinerten Dünen, …


    … die auf dem Weg nach Douz am Straßenrand auftauchten.


    Auch wenn wir wenig darüber erfahren haben, war der Besuch interessant. Es scheint, als wäre der Sand im Begriff Sandstein zu werden.


    In Douz angekommen wurde noch einmal tüchtig gegrillt. Ralph und ich haben einen ausgegeben – schließlich sollte dies unsere letzte Nacht in Douz sein.





    Am nächsten Tag ging es dann in einer längeren Überland-Etappe ins Gebirge nahe der algerischen Grenze. Unser Weg führte uns mitten durch das Chott el Djerid (Wikipedia: Sedimentbecken innerhalb einer Depression mit Salzsee). Ein riesiges und topfebenes Gebiet in dem Salz abgebaut wird. Wir haben die asphaltierte Straße genommen, die sicher und schnell dort hindurch führt. Es hätte auch eine alte Piste jenseits der Straße gegeben, doch diese scheint nicht ohne Risiko zu sein. Und tatsächlich, am Horizont konnten wir einen alten Reisebus erkennen, der in Zeiten vor der Asphaltstraße im salzigen Schlamm stecken geblieben ist und niemals wieder frei gekommen ist. Auch eine Bergung schien nicht möglich gewesen zu sein und so steht das Gerippe mahnend in der Landschaft.


    Unser Konvoy macht am Straßenrand einen Halt, damit wir uns das Chott aus der Nähe ansehen können.


    Ein paar Meter entfernen wir uns von der Straße…


    … und flanieren über den krustigen Boden.


    Das Salz ist leicht rosa und sieht irgendwie lecker aus.


    Die dicke Salzkruste erinnert an Erdbeereis. Geschmacklich dürfte da jedoch eine Lücke klaffen.


    Das Gebirge in der Nähe Algeriens (Algerien beginnt bereits hinter der letzten Bergkette) erinnert an eine ausgeglühte Mondlandschaft. Der Grüne Fleck in der Bildmitte ist die Bergoase Tamerza und eines unserer Ziele für diesen Tag.


    Diese Oasen sind ein kleines Wunder. Es gibt zwischen ausgedörrter Steinwüste und kühler Vegetationsfläche keinen Übergang. Man betritt die Oase, wie ein Haus.


    Eine Szene, wie sie zu Zeiten Christi nicht anders gewesen sein wird.


    Natürlich sehen wir uns die Oase auch von innen an. Es ist angenehm kühl und man hört Wasser plätschern und rauschen.


    An der Felswand im Hintergrund lassen sich schöne Kristalle schlagen …


    … und direkt daneben öffnet sich der Fels und führt in eine immer enger werdende Schlucht.


    Die wenigen Regenfälle scheinen heftig auszufallen …


    … wenn sich das Wasser so in den Stein fressen kann. Wie heftig, das sollten wir an anderer Stelle noch eindrucksvoll unter Beweis gestellt bekommen.


    Leider lässt sich nur schwer sagen, welcher Teil der Festung aus welcher Epoche stammt. Aber offensichtlich wurde hier mehrfach dran gebaut. Ich vermute, dass aber wenigstens die Steine noch aus der Gründungszeit stammen.


    Kein schlechter Ausblick!


    Das Fort ist nicht gerade klein angelegt. Die Steine müssen die Erbauer aus größerer Entfernung hierher gebracht haben, denn das Fort selbst steht mitten im Sand.




    Aus dieser Perspektive lassen sich Angreifer bereits aus großer Entfernung ausmachen.




    Am Horizont sieht man die Bilderbuch-Oase Ksar Ghilane.




    Ksar Ghilane ist so bilderbuchhaft, dass die Bilderbuchaftigkeit durch die Touristenströme schon fast wieder dahin ist.


    Man kann es aber niemandem verdenken, dass er sich das anschauen will – selbst wenn dazu die jüngst gebaute Teerstraße herhält!


    Draußen weht ein unangenehmer und sandiger Wüstenwind und drinnen herrscht kühle Windstille. Ein morgendliches Bad in dem warmen Quellsee ist sicher ein tolles Erlebnis. Von uns hatte jedoch niemand so recht Lust darauf – zumal die Lufttemperatur schon recht hoch war. Vielleicht hat der Anblick der vielen Touristen, die teilweise in Bussen anreisen, uns auch die Lust genommen… wer weiß…


    Die Quelle speist durch verschiedene Kanäle die gesamte Oasenvegetation.


    Statt einem warmen Bad gab es für uns warmes Fladenbrot aus der Wüstenbäckerei.





    So einfach es zubereitet wird, so lecker ist es, wenn man es frisch und warm genießt – köstlich!




    Und hier nun endlich Assistance, denen ich ein kleines Kapitel widmen möchte.




    Assistance ist der ADAC Nordafrikas. In dem alten Unimog befinden sich sämtliche Utensilien, die man für eine Notreparatur in der Wüste brauchen kann, ohne ein Warenlager an Ersatzteilen mitzuschleppen: Ein fetter Hammer, ein Schweißgerät und ein Satz Schraubenschlüssel. Das muss reichen! Und wie ich erfahren habe, kriegen die Jungs damit fast jedes Auto wieder hin. Aber nur fast, denn manches geht selbst bei Assistance über das Machbare hinaus. Wenn der Motor geplatzt ist, ist er geplatzt - da macht selbst der Wüsten-ADAC nix mehr. Und genau so eine Geschichte ereignete sich wohl ein Jahr zuvor:


    Ich kann nicht mehr sagen, um was für ein Auto es sich handelte oder was genau der Schaden war aber es sah mitten in der Wüste böse aus für den unglücklichen Offroader. Getriebeschaden oder etwas in der Richtung und so ging es aus eigener Kraft nicht mehr weiter. Nach einiger Zeit kam dann der orangeblaue Unimog zwischen den Dünenkämmen angeschnauft. Die beiden tüchtigen Mechaniker haben wohl noch alles versucht aber da war nichts mehr zu machen. Und so hängte man den Havaristen mit einem Bergegurt hinter das deutsche Universallasttier, um die Fuhre in die nächste Zivilisation zu bringen.


    Soweit so gut und nicht weiter erwähnenswert. Das hätte man auf deutschen Straßen sicher auch so gemacht. Stimmt! Jedoch mit einer kleinen Ausnahme. In Deutschland würden sich nicht sämtliche Insassen beider Fahrzeuge im Zugfahrzeug versammeln. Zwar habe ich das nicht mit eigenen Augen gesehen aber nach meinen Erfahrungen der letzten Tage kann ich mir nur zu gut vorstellen, dass Dünenfahren nicht als Mannschaftssport taugt.


    Was also einige Zeit später wieder in der Zivilisation abgeliefert wurde, war zur Reparatur nicht mehr geeignet. Die kläglichen Überreste des Autos wurden auf einen Anhänger geladen und vermittelst Fähre nach Marseille zum Versschrotten gebracht. Denn was nach Tunesien auf vier Rädern reinkommt, dass muss auch wieder rausgehen – egal ob auf oder neben den vier Rädern.


    Drum merke man sich: Wenn Assistance kommt, wird alles gut – oder auch nicht.




    Nach einer kleinen Sightseeing-Tour und dem Genuss unserer Fladenbrote im Schatten der Palmen und mit Blick auf die Badenden in der Oasenquelle, hieß es „aufsitzen“ und es ging wieder los. Wir verließen Ksar Ghilane auf der anderen Seite und stießen kurz nachdem wir die schützenden Palmenhaine verlassen hatten auf eine asphaltierte Straße von erstaunlicher Qualität. Das erklärt auch die Ströme von Touristen, denen wir in der Oase begegnet sind. Und es beweist wieder einmal, dass der Weg das Ziel ist. Denn hätten wir die Oase auf dieser Straße angefahren, hätte uns ihr Charme sicher nicht beeindruckt. Vermutlich hätten wir uns in einer gewöhnlichen Touristenattraktion gewähnt.


    Die Straße – wie auch immer die sich gegen den ewig wehenden Sand behauptet – führte uns schnell und unspektakulär in das 150 km entfernte Bergdorf Matmata. Matmata ist bekannt für seine Höhlenwohnungen und einen Drehort der Star Wars Filme. Vor dem obligatorischen Besuch dieser Attraktionen sollte jedoch für das gemeinsame Abendessen eingekauft werden. Es sollte gegrillt werden und daher brauchten wir Fleisch und Bier. Wie sich jedoch herausstellte, hatte der örtliche Metzger seinen freien Tag und nach einigem Hin-und-Her mit einem hilfsbereiten „Vermittler“, bei dem Ralphs Sprachkenntnisse wieder einmal von großer Hilfe waren, entschied sich die Gruppe dafür, hier kein Fleisch einzukaufen. Denn wir hätten ein ganzes Lamm abnehmen müssen, das extra für uns geschlachtet worden wäre und das war zu viel und zu teuer. Bier gab es auch keines, so dass die Proviantbeschaffung als Fehlschlag verbucht werden musste.


    Also brachen wir nach einer Flasche Cola und einem Bummel durch den Ort zu dem Star Wars Drehort auf. Ich muss schon zugeben, dass ich ein wenig mehr als neugierig war. Schließlich habe ich Star Wars als Kind geliebt. Die exotischen Handlungsorte, die exzentrischen Charaktere und die ausgefallenen technischen Gimmicks hatten eine starke Anziehungskraft auf mich. Diese ist zwar spätestens seit dem Erscheinen der neuesten drei Episoden aufgrund von rasender Effektinflation beinahe auf den Nullpunkt gesunken, doch ein wenig mehr als Neugierde war noch da.





    Und hier ist der Eingang zu einem der Drehorte eines der wichtigsten Filme in der Geschichte Hollywoods. Gleich zwischen den T-Shirts, der ausgestopften Sandviper und den Souvenir-Sandrosen.


    Doch bevor es hinein geht, muss erst noch der selbsternannte Parkplatzwächter mir einer angemessenen Summe Bakschisch ausgestattet werden, damit den Autos in unserer Abwesenheit nichts passiert. Jaja, der Tourismus und seine Blüten…


    Und tatsächlich… hier ist Star Wars - genauer der Planet Tatooine (dem Örtchen „Tatouine“ nebenan entliehen).
    Der Drehort ist mittlerweile ein Hotel. Doch ein Teil der Filmdeko ist noch erhalten und wird offenbar liebevoll gepflegt.


    Nach einem kurzen Rundgang war meine Neugierde dann befriedigt. Irgendwie hatte ich mir das Erlebnis emotionaler vorgestellt. Doch eine Emotion regte sich bei mir überhaupt nicht. Nicht einmal Enttäuschung, denn insgeheim hatte ich mit nichts anderem gerechnet. Interessant fand ich jedoch, wie einfach George Lucas es sich gemacht hatte. Vieles von der Exotik der einst futuristischen Filme hatte er einfach mit ein paar bunten Gegenständen aufgemotzt und aus bestehenden Orten herausgefilmt. Selbst die Namen seiner Handlungsorte waren teilweise nur von der Landkarte geklaut. Aber böse nehme ich es ihm nicht – denn schließlich hatte es funktioniert und mich fasziniert. Ich kann ja auch niemandem böse sein, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt (…ups, ich hoffe jetzt habe ich nicht zu viel verraten).


    Nach unserem Besuch im Star Wars Universum ging es dann mit dem Sightseeing weiter. Eine authentische Höhlenwohnung wollten wir sehen.


    Und neben dem Beduinenzelt gab es natürlich auch das obligatorische Kamel zu bewundern.


    Und so lebte und leben einige Tunesier im bergigen Hinterland.


    Auch traditionelles Handwerk konnten wir sehen und dem intuitiven Vergleich zwischen unserem Leben und dem dieser Menschen hinzufügen.


    Eine gute Erinnerung, dass das Brot nicht vom Bäcker kommt, genauso wenig, wie der Strom einfach aus der Steckdose kommt.


    Währenddessen haben unsere Gruppenmitglieder ein paar Spuren in den Sand gezaubert…




    …und uns einen Maßstab für die Dimensionen dieser Formationen geliefert.




    Eine vorbeiziehende Karawane rundete das perfekte Bild einer der größten Wüsten der Erde ab.


    Und voll dieser Eindrücke kletterten wir wieder hinab und in unser Auto, um den Rückweg anzutreten. Die Sonne stand nun senkrecht am Himmel und tauchte alles in ein gleißendes Licht. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass wir alle den Weg über das hohe Dünenfeld nicht finden konnten. Der Sand zeigte einfach keine Konturen. Selbst mit dunkler Sonnenbrille wirkte es, als schaue man direkt in einen Pott geschmolzenen Lichts.


    Hier konnte ich die Schmach meiner Probleme auf der Hinfahrt wieder wett machen. Mit einem Trick und etwas Mut fand ich den Eingang zu der Passage über das Dünenfeld und manövrierte uns mit großem Geschick auf die andere Seite.


    Der Trick war ganz einfach: Mein Navi zeichnete die Tracks auf, die wir gefahren sind. Also stellte ich die Vergrößerung der Kartendarstellung so ein, dass ich den Track des Hinwegs sehen konnte. Ich hielt nun darauf zu und reduzierte die Auflösung immer weiter, je näher ich unserer Spur kam. Zum Schluss war ich genau auf der Spur und mein Navi auf 5 Meter Auflösung gestellt. Nun musste ich nur noch den Mut aufbringen und stur der Linie auf dem Gerät folgen. Das war schon deswegen auch eine Frage des Mutes, da ich meine Sonnenbrille absetzen musste, um das Display präzise ablesen zu können. Ohne Sonnenbrille konnte ich draußen aber überhaupt nichts mehr erkennen. Ich fuhr also rein nach Instrumenten. Und es klappte perfekt. Irgendwann konnte ich die Spur dann erst vage spüren und etwas später sogar gelegentlich sehen.


    Ab der Hälfte der Passage über das Dünenfeld, wurde es jedoch sehr seltsam. Immer mehr Spuren tauchten auf. Teilweise verzweigten sich die Spuren sogar oder gingen V-förmig auseinander. Ein ziemliches Chaos zeichnete sich da im Sand ab und ich begann zu befürchten, dass ich möglicherweise einer falschen Route gefolgt war.


    Einige Zeit später sollte sich das Rätsel jedoch sehr schnell lösen.




    Links neben der Spur tauchte ein Motorrad auf, das herrenlos im Sand lag und wenige Dünenbuckel weiter sahen wir zwei weitere Motorräder mitsamt den drei Fahrern. Als diese uns sahen begannen sie winkend auf uns zu zulaufen. Wir konnten schon von Weitem sehen, dass die drei ein Problem hatten und so hielten wir auf die kleine Gruppe zu und gaben Gas. Als wir angekommen waren herrschte großes Durcheinander. Die drei redeten durch die offenen Fenster wild auf uns ein. Ich verstand jedoch Garnichts. Erst nach einiger Zeit merkte ich, dass die Motoradfahrer offenbar italienisch mit uns sprachen und bruchstückhaft ins englische wechselten.


    Mein sprachgewandter Beifahrer übernahm dann die kommunikative Koordination und recht schnell sprach nur noch einer von den dreien. In gebrochenem Englisch, dessen Lücken mit italienisch gefüllt wurden, fragte man uns, ob wir etwas Benzin abgeben könnten. Da unser Tank etwa noch ein Drittel voll war und auf der Rücksitzbank gut 80 Liter Ersatzbenzin verstaut waren, konnten wir die Frage positiv beantworten, stiegen aus und begannen einen der Kanister aus der Ortlieb Tasche der Rückbank zu bugsieren. Der Italiener, eigentlich kam die Gruppe aus San Marino, wie wir an den Kennzeichen erkennen konnten, fragte sofort nach, ob er mir den Inhalt des ganzen Kanisters abkaufen könne. Auch dazu willigte ich gerne ein. Als er dann aber als nächstes fragte, ob wir auch Wasser abgeben könnten, wurde ich stutzig. Natürlich gab ich den Jungs sofort ein paar 2 Liter Flaschen aus dem Kofferraum. Allerdings fand ich es schon befremdlich, warum die mitten in der Wüste stehen und weder ausreichend Wasser noch Sprit dabei haben.


    Meinem Beifahrer schienen die gleichen Fragen durch den Kopf zu gehen und so fragte er, was passiert sei. Die Geschichte, die wir dann zu hören bekamen, war ein Vorzeige-Rezept aus dem Kochbuch für Katastrophen:


    Am Vorabend zu dieser Eskapade hatten die drei im Hotel darüber diskutiert, was man denn so unternehmen könne und am Ende sollte eine Besichtigung von Tembain in Angriff genommen werden. So weit so gut. Dann wurde allerdings darüber diskutiert, ob man einen lokalen Guide zur Hilfe nehmen solle, der die Gruppe begleiten könne. Aus meiner Sicht keine ganz dumme Idee, denn keiner von den dreien hatte offenbar Wüstenerfahrung – und wenn doch, dann nicht viel. Der älteste der Gruppe, ein ehemaliger Motorradrennfahrer mit einem Ego so groß wie die Schuhgröße des italienischen Stiefels, war strikt gegen einen Guide. Was ein echter italienischer ex Motorradrennfahrer ist, das braucht in der Wüste schließlich keine Hilfe.


    Davon waren die beiden anderen zwar nicht überzeugt aber offenbar wurde kein Konsens herbeigeführt. Und so kam es dann, dass die beiden von Motorengeräuschen geweckt wurden – und zwar von dem Motorrad ihres Kameraden, der einen machomäßigen Alleingang durchziehen wollte.


    Die beiden anderen haben sich stinksauer in ihre Motorradkombis geworfen und sind dem Ausreißer in Windeseile hinterher gebraust. Und wozu solche Taten führen, konnten die gerade erleben.


    Man kann schon sagen, dass die einen mords Dusel hatten. Nicht nur, dass die auf einen gestoßen sind, der einen Benzinmotor hat, sondern dass die überhaupt auf jemanden gestoßen sind. Solche Ereignisse führen nicht selten zu tragischen Nachrichten, die einen ganzen Sport oder eine ganze Region in Verruf bringen. Sei es am Berg, im ewigen Eis oder eben in der Wüste. Immerhin, diesmal nicht…


    …oder doch noch? Wie ich mir den Chefchaoten der Truppe anschaute - der einzige, der noch immer seinen Helm trug, fiel mir auf, dass er ziemlich schwankte. Als ich dann näher heranging, um in den Helm zu schauen, sah ich, dass er irgendwie abwesend wirkte. Er hatte einen trüben Blick und trockene Lippen mit weißen Rändern in den Mundwinkeln. Kurzum, der war dehydriert und kurz vor einem Hitzschlag. Also gab ich mit Händen und Füßen zu verstehen, dass er sich erst mal den Helm absetzen und in den Wagen, in den Schatten, setzen solle. Nach einigem egogepeitschten Gezeter hatte ich ihn dann soweit. So saß er dann da, zitterte vor sich hin und ließ sich von mir nur widerwillig zu kurzen Schlucken aus der Wasserflasche überreden.


    Währenddessen traf auch der Rest unserer Truppe ein und verschlang die kleine Attraktion mit Riesenhunger. Als wir dann auf den italienischen Patienten zu sprechen kamen, trat eine unserer Offroad-Damen hervor, um als gelernte Krankenschwester mit medizinisch geschultem Auge eine Einschätzung des Gesundheitszustands unseres italienischen Draufgängers anzufertigen. Meine Einschätzung wurde schnell bestätigt und dem Mann noch ein paar Minuten Ruhe verordnet.


    Wie schwer der allerdings in Mitleidenschaft gezogen war, das sollte sich erst später zeigen. Erst mal ging es nämlich weiter. Die drei setzten sich wieder die Helme auf und starteten ihre Maschinen. Und dann ging es los. Mein Beifahrer und ich hatten zuvor den Bikern zugesagt, dass wir dicht hinter ihnen bleiben würden und das notfalls auch ohne die Begleitung unserer Gruppe, die von unserem Vorstoß teilweise nämlich überhaupt nicht begeistert waren. Das war uns aber in dieser Situation egal, denn der Zustand von dem dehydrierten Fahrer machte uns große Sorgen.


    Also fuhr unsere Gruppe vorne weg, dann sollten die Motorräder folgen und wir bildeten die Nachhut. Dieser Plan ging jedoch nicht auf, da Zweiräder im Sand offenbar eine komplett andere Linie fahren müssen, als zweispurige Fahrzeuge, wie ich bemerkte. Und es dauerte nicht lange, da sah ich, wie der eine an einem kleinen Dünenkamm versandete, strauchelte und stürzte. Er kam unglücklich unter seinem Motorrad zum liegen, so dass er sich in seiner Erschöpfung aus eigener Kraft nicht mehr von der Maschine befreien konnte. Sofort stoppten wir, sprangen aus dem Auto, hoben das Motorrad an und halfen dem armen Kerl auf die Beine. Der sah nun noch schlimmer aus, als vor seiner Pause und mir kamen echte Zweifel, ob er nicht mittlerweile in Lebensgefahr schwebte. Da er an der Steigung auch nicht mehr auf seine Maschine raufkam, musste einer seiner Begleiter das Motorrad aus dem Sand befreien. Und das ist ein ziemlicher Kraftakt. Während der Fahrer ordentlich am Gas hing, haben mein Beifahrer und ich tüchtig geschoben. Dabei flog uns der Sand kiloweise um die Ohren, in die Augen, in den Mund und in die Klammotten. Schweißtreibend, das muss ich schon sagen. Auf der anderen Seite angekommen setzte sich dann wieder völlig erschöpfte Italiener auf sein Bike und eierte los. Und noch ehe wir wieder im Auto saßen, lag er schon wieder an der nächsten Düne. Also weiderholte sich das ganze Spiel. Allerdings wurde mir der Spuk langsam zu viel. In einfachstem Englisch und mit Händen und Füßen gab ich unmissverständlich zu verstehen, dass ich ihn beim nächsten Sturz in mein Auto setzen würde und dann wäre er Beifahrer. Ich würde dann sein Motorrad bis zum nächsten Wüstencafé fahren. Und das zeigte Wirkung! Auf einmal schoss Leben in den italienischen Ex-Motorradrennfahrer. Offenbar kann man den italienischen Machismo mit solchen Drohungen ordentlich beleben. Und ich schwöre, ich hätte mich auf das Teil draufgesetzt und wäre damit losgefahren. Wahrscheinlich hätte ich das Ding genausooft hingeschmissen wie er, da ich zwar einen Motorradführerschein besitze aber praktisch keine Geländeerfahrung besaß und zu allem Überfluss auch noch den ganzen Winter über abstinent war. Aber ich wäre wenigstens ausgeruht und gut mit Flüssigkeit versorgt. Na auf jeden Fall wurde er wieder lebendig und saß auf.


    Darauf lief es dann etwa 500 wackelige Meter, bis er unvermittelt vor uns stürzte. Diesmal jedoch nicht im Sand, sondern auf knallhartem Steinboden, der zu allem Überfluss noch mit faustgroßen, spitzen Steinen übersät war. Vor meinem geistigen Auge sah ich bereits ein Schlüsselbein und ein paar Rippen brechen. Und während ich aus dem Auto sprang, rief mein Beifahrer geistesgegenwärtig unsere Gruppe zurück. Wenn die nämlich zwischenzeitlich außer Funkreichweite gefahren wäre und wir Unterstützung gebraucht hätten, hätten wir lange warten können - und ein Liegendtransport ist im Jimny auch nicht machbar.


    Mit aller Kraft hob ich das Motorrad an und machte mich auf das schlimmste gefasst. Aber wie durch ein Wunder kroch der Kerl ohne Gejammer unter der Maschine raus. Er war offenbar unverletzt. Aber jetzt reichte es mir. Ich klappte den Ständer raus und stellte das Motorrad hin. Dann zog ich den Schlüssel und sagte mit grimmigem Blick und energischer Stimme „NO“.


    Mein Auftritt war allerdings eine laue Sommerbrise im Vergleich zu dem, was kurze Zeit später wie ein Tornado über den armen Kerl hereinbrechen sollte. Eine unserer Damen, an sich sehr friedlich und diplomatisch, sprang aus dem herannahenden Landrover und rannte laut keifend auf uns zu. Und dann hat er eine Packung bekommen, die ihm allerhöchstens seine italienische Frau noch hätte verpassen können.


    Im Ergebnis saß er dann wieder in meinem Auto und wurde von mir mit Wasser Bananen und Elektrolyten versorgt. Ein nasser Lappen für seinen Kopf und den Nacken sollten für zusätzliche Kühlung sorgen.


    Und während er da so in dem Jimny vor sich hin brütete wurde darüber beratschlagt, wie weiter vorzugehen sei mit dem Hasardeur. Mein Beifahrer war für dafür mit einem Satellitentelefon Hilfe zu holen (wir beide wussten zu dem Zeitpunkt nicht, dass die Gruppe gar keins hatte), ein Teil unserer Truppe fand die Idee gut, dass ich mit dem Motorrad fahren sollte und ein anderer Teil wäre am liebsten so weiter gefahren und hätte die Jungs ihrem eigenen Glück überlassen. Am Ende setzte sich jedoch die Meinung durch, dass man ihm noch eine letzte Chance nach ausreichender Pause geben solle und er dann selbst seinen Hobel nach Hause bringen könne. Dieser Meinung stimmten wir unter der Bedingung zu, dass mindestens der Jimny als Begleitfahrzeug mitfahren solle und der Rest der Gruppe sich in Funkreichweite aufzuhalten hätte.


    Und nach einer guten halben Stunde Pause erkundigte ich mich nach dem Zustand unseres Zwangspatienten und entließ den Mann wieder auf sein geliebtes Bike, nicht ohne deutlich darauf hinzuweisen, dass beim nächsten Hinfaller seine Sahara-Motocross-Karriere beendet sei und ich auf seiner Karre in die Zivilisation reiten würde. Er willigte missmutig ein. Und tatsächlich sah er nun auch viel gesünder aus als es los ging. Bananen und Elektrolytlösung waren offenbar eine passable Kur.


    Unser Guide fuhr vor, dann die Gruppe und dann die Motorräder mit uns im Schlepptau. An einer für Autos völlig harmlosen, kleinen Düne, die wir im spitzen Winkel anfuhren, zeigte sich mal wieder, dass Motorräder eine andere Linie fahren müssen, als Autos. Und es kam, wie es kommen musste und er viel erneut hin. Ich langte auf die Bremse, sprang aus dem Auto und rannte auf den Italiener zu. Nicht um zu schimpfen, sondern um zu helfen und wie ich so auf ihn zustürmte, da sah ich plötzlich schiere Panik in seinen Augen auflodern. Wie von der Tarantel gestochen arbeitete er sich unter seinem Motorrad hervor und begann es aufzurichten, noch bevor ich ihm helfen konnte. Der hatte so eine Panik, dass er auf einmal wieder richtig Dampf auf dem Kessel hatte. Und kaum dass ich bei ihm war, ließ er sein Motorrad wieder fallen und begann mit beiden Händen abzuwinken.


    Und da Begriff ich auch was er hatte. Meine Drohung, ihm sein Motorrad wegzunehmen hatte tatsächlich gewirkt. Und wie! Ich glaube man hätte ihm nicht mal mit einer geladenen Sandviper mehr Angst machen können. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich bei einem Erwachsenen Mann so eine Panik in den Augen gesehen. Unfasslich aber wahr! Motorradfahrer sind schon ein komisches Völkchen – und Italiener auch – aber italienische Motorradfahrer scheinen ein ganz besonderer Schlag zu sein. Und wie mich diese Geistesblitze so durchzuckten, kamen auch meine Gruppenmitglieder herbei geeilt, um erneute Hasstiraden los zu werden. Diesmal allerdings lag die Sache anders. Die Passage war für Motorräder wirklich kaum fahrbar und im Gegensatz zu den vorangegangenen Malen ist er nicht gestürzt, weil er zu erschöpft war. Außerdem konnte er sein Bike auch wieder alleine anheben und sich befreien. So beruhigte ich die anderen dann auch und wir ließen Gnade vor Recht ergehen und die drei Biker konnten geschlossen weiter fahren.


    Als wir dann endlich die Sandfelder verließen und auf die Kilometerlange und materialmordende Geröllpiste stießen, machte ich mir noch einmal große Sorgen. Vom Mountainbiken weiß ich, dass sich Zweiräder und Geröll schon mal zu einer niederträchtigen Kombination vereinen können, die einem große Schmerzen über mehrere Wochen hinweg bereiten kann.


    Bei Motorrädern scheint das allerdings anders zu sein, denn die Jungs gaben richtig Kette und flogen nur so über die Steine. Eine dünne Staubfahne hinter sich herziehend. Da ich sehr in Sorge war, gab ich auch Gas und versuchte dran zu bleiben. Allerdings war das Tempo für meinen kurzbeinigen Dackel zu mörderisch, so dass ich immer nur passagenweise aufschließen konnte und mich an schlimmen Stellen auf Sichtweite zurückfallen lassen musste. In Summe waren wir aber immer noch so schnell, dass ich unsere Gruppe im Funk bald nicht mehr hören konnte. Da wir vorneweg fuhren war das aber kein Grund zur Beunruhigung.


    Eine knappe Stunde später konnte ich auf dem Navi dann endlich die erlösende Asphaltstraße sehen und schon einige Minuten später war der Spuk zu Ende. Wir hatten wieder „festen“ Boden unter den Rädern und niemand war ernsthaft zu Schaden gekommen.


    Mir fiel ein Stein vom Herzen und jetzt merkte ich auch, wie angespannt ich die ganze Zeit war. Wir hatten die ganze Zeit kaum gesprochen und uns voller Sorge um den Fremden auf die schnelle Fahrt im Geröll konzentriert. Jetzt traten Durst und Hunger hervor und wurden begleitet von dem Wunsch, das Auto für ein paar Minuten abzustellen und zu quatschen. Wie gerufen kam da das Wüstencafé, in dem wir bereits gefrühstückt hatten an diesem Morgen.


    Zusammen mit den Motorrädern trafen wir dort ein und gaben uns erst einmal die Hände. Dann gingen wir ins Café und orderten Cola und Tee. Unser italienischer Freund lud uns zu Brik-Teigtaschen ein. Eine anständige Geste über die ich mich sehr gefreut habe. Als unsere Gruppe dann eintraf, wurden noch ein paar Sahara-Sandwiches bestellt und genüsslich getöttert.


    Am späten Nachmittag trennten sich unsere Gruppen dann wieder und wir fuhren in die Wüste für unser Nachtlager.


    Rückblickend war dieses Erlebnis auch wieder eins von denen, die sich fest auf der Gehirnrinde einbrennen. Die spontane Hilfe für und Sorge um einen völlig fremden Menschen ist ein starkes Gefühl. Ein Gefühl, das in meinem Alltag – glücklicherweise – kaum Gelegenheiten aber auch kaum Raum findet. Letztes ist bedauerlich, denn wenn man es denn fühlt, dann fühlt es sich an, wie Salz in einer Suppe.




    Die Nacht vor dem Ostersonntag verbrachten wir an einem hohen Dünenfeld ein paar Kilometer abseits der steinigen Piste Richtung Ksar Ghilane.




    Noch bevor wir unsere Zelte aufgebaut hatten, starteten wir zu einer Erkundung der wundervollen Landschaft.




    In dem warmen Licht der tiefstehenden Sonne gelangen uns ein paar schöne Schnappschüsse.






    Die friedvolle Landschaft zieht ihren Betrachter in ihren Bann.


    Überall ist Schönheit.


    Ein zutreffendes Selbstportrait.


    Im Wüstensand ist alles vergänglich – nur die Wüste selbst scheint ewig.







    Und auch hier geht offenbar jeder seiner Beschäftigung nach.


    Nach einer herrlich ruhigen Nacht im Zelt werden wir von unseren Guides mit einem Osterbaum zum Frühstück überrascht. Irgendwie ein surreales Gefühl.


    Nach dem Frühstück erhielten die Informationen zum Tagesverlauf. Unsere Tage in der Sahara waren nun zu Ende. Als Abschluss würden wir heute die Oase Ksar Ghilane besuchen, von der aus wir dann in die tunesische Bergwelt aufbrechen werden.




    Kurz vor der Oase, auf einer kleinen aber steilen Anhöhe, steht ein uraltes Fort. Diese Fortifikation ist noch vor der römischen Herrschaft durch einen reichen Edelmann zur militärischen Absicherung der in Sichtweite befindlichen Oase erbaut worden. Im Laufe der Jahrhunderte übernahmen dann die Römer und zum Schluss die Franzosen die Festungsanlage für Ihre Zwecke.


    Im ersten Gang mit Vollgas nahm ich die Steigung.




    Hier der Blick in die Richtung, aus der wir kamen.




    Durch die exponierte Lage auf dem Hügel, versandet das Fort nur wenig.


    Was auf den ersten Blick nicht wie ein kulinarischer Hochgenuss klingt, entpuppte sich aber als eines der leckersten Frühstücke meines Lebens. Das warme Brot und der zerlaufene Käse zusammen mit der Wüstenluft waren einfach in perfekter Harmonie. Der Tee rundete das Erlebnis perfekt ab – einfach köstlich.




    Nach so viel Schlemmerei mussten wir uns dann mit Disziplin loseisen und auf den Weg zu unserem Tagesziel machen. Die ersten 50 Kilometer waren kein Vergnügen. Es ging entlang des Zaunes, der den Nationalpark begrenzt, auf einer Wellblech- und Steinpiste zähe 1,5 Stunden immer geradeaus. So war ich dann sehr froh, irgendwann den Zaun verlassen und Richtung Wüste abbiegen zu können.




    Aber so richtig toll wollte die Strecke nicht werden – zumindest aus fahrerischer Sicht.




    Aus der Perspektive des Wüstenreisenden war es jedoch unglaublich schön…




    …diese Harmonie aus Farben und Formen…




    …wie ein aufgewühltes Meer, das von göttlicher Hand mit einem Mal eingefroren und in tiefste Stille versetzt wurde. Eine Momentaufnahme, wie ein Standbild – die Zeit scheint zu still zu stehen.


    Das Meer fließt und ist in Bewegung. Die Wüste scheint still zu ruhen – der Betrachter bestimmt seinen Standort selbst und sorgt für die Bewegung.





    Am Horizont erkennt man schon unser Ziel, die Tafelberge von Tembain.


    Etwa hier hatte es sich auch zugetragen, dass ich in besonderem Maße mit den Tücken der Wüste Bekanntschaft schließen durfte. Wir hatten die Gruppe vorfahren lassen, da wir das Ziel ja schon sehen konnten. Sokonnten wir wieder unser eigenes Tempo fahren.


    Da die Piste teilweise in unerträglichem Zustand war, versuchte ich so viele von den kleinen Dünenausläufern unter die Räder zu bekommen, wie möglich. Das war zwar anstrengend zu fahren aber lange nicht so schlimm, wie die Überquerung der teils salatkopfgroßen Steinfelder. Mit einem Mal sackte der Jimny jedoch unter uns Weg und wir steckten bis zum Unterboden im Sand. Der Dünenausläufer war nicht tief, vielleicht nur 50 cm aber der Wagen rührte sich keinen Millimeter. Außer einem dünnen Busch gab es weit und breit nur die besagten Steine und Sand. Also begann ich wie verrückt zu buddeln. Ich schaufelte locker eine halbe Stunde lan. Dann legte ich Steine unter die Räder und fuhr behutsam an. Ich kam genau 10 cm weit! 35 Minuten für 10 cm war keine gute Bilanz, da vor und hinter mir noch gut je 5 Meter Sand waren. Einen Winchpunkt gab es nicht und so buddelte ich weiter.


    Glücklicherweise kam nach einer dreiviertel Stunde ein Tuareg mit seinem LandCruiser und einer kleinen Schar französischer Touristen vorbei. Natürlich hielt er sofort an und wir konnten uns dann wunderbar an dem Fahrzeug herauswinchen. Das dauerte keine 5 Minuten aber es war ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass man schneller in Schwierigkeiten kommen kann, als man es glauben mag. Gefährlich war die Situation jedoch nicht, da zum einen unsere Gruppe den gleichen Weg wieder zurück kommen würde und außerdem früher oder später auch das Schaufeln Erfolg gehabt hätte. Aber alleine im tiefen Sand und ohne eine Gruppe, die sicher wieder vorbei gekommen wäre, hätte ich mir schon Sorgen machen müssen.


    So war es eine Lektion für mich. Für die französischen Touristen war es eine tolle Showeinlage und der Tuareg erhielt Gelegenheit zu fragen, ob wir ihm etwas Bremsflüssigkeit geben könnten. Leider konnte ich ihm damit nicht aushelfen – doch ich erhielt schon sehr bald die Gelegenheit, dem Gebot der Hilfsbereitschaft selbst etwas beizsteuern zu dürfen. Dazu aber später.


    Nach diesem kleinen Lehrstück für angehende Wüstenfahrer ging es dann weiter und nach der wunderbaren Überquerung eines Dünenfeldes erreichten wir unser Ziel.




    Und während die anderen ein wenig mit ihren Autos spielen wollten, zogen Ralph und ich es vor, einen der Tafelberge zu erklimmen.




    Hier übrigens der freundliche Tuareg, der uns aus der Bredouille befreit hat.




    Und hier der „Ort“ Tembain, der aus einem Beduinenzelt besteht und rechts daneben der Jimny.




    Der Aufstieg war nicht sonderlich schwer, da das Gestein hervorragenden Halt bot. Ich hatte zwar ein wenig Sorge wegen Schlangen und Skorpionen, die in den Spalten sitzen könnten, an denen wir uns hochzogen, doch wenn es da welche gab, dann zogen die es vor, uns und der Sonne lieber aus dem Weg zu gehen.


    Zu dem Gestein möchte ich aber noch ein paar Worte verlieren: Das Zeug bot nicht nur guten Grip, sondern war auch scharf, wie Glas. An einer Stelle habe ich mir das Knie gestoßen. Es tat überhaupt nicht weh und als ich nachsah, musste ich mit Erstaunen feststellen, dass meine Hose an der Stelle zerrissen war. Als ich jedoch ein paar Sekunden später das Gefühl hatte, dass mir der Schweiß nun aber heftig das Bein herunterlief, war ich umso erstaunter zu sehen, dass da kein Schweiß sondern Blut mein Bein herablief. Wie gesagt, es tat nichts weh. Daraufhin besah ich mir meine Hände, mit denen ich ja geklettert war und sah, dass diese ebenfalls bereits ziemlich angegriffen waren und die Haut ziemlich zerfleddert aussah. Drei Wochen später hatte ich noch kleine braune Steinkrümel in den Handflächen stecken, die sich dort offenbar eingegraben hatten – faszinierend.




    Endlich oben angekommen, hatten wir einen tollen Blick auf den Tafelberg. Auch konnten wir sehen, dass es einen kleinen Pfad hinauf gegeben hätte. Diesen Pfad hatten offenbar die französischen Touristen genommen, die nun auf der anderen Seite der Plattform standen.




    Hier sieht man noch einmal den Geländewagen des Tuareg und das Beduinenzelt.




    Und hier ein Blick über die Wüste.




    Ralph auf der Suche nach dem perfekten Motiv.




    Auch die Franzosen genossen den Blick und die Stille sichtlich.




    Hier sieht man den anderen Tafelberg.




    Auch ich habe reichlich durch den Sucher geblickt…




    …und versucht, ein wenig der atemberaubenden Landschaft digital festzuhalten.

    Die Erlebnisse des Vortages steckten uns beim Frühstück noch sichtlich in den Knochen und so wurde Kriegsrat gehalten, wie wir weiter vorgehen sollten. Wir konnten versuchen uns weiter direkt nach Tembain durchzuschlagen oder zurück nach Douz zu fahren, um von dort aus einen zweiten Versuch auf einer anderen Route zu versuchen. Hier könnten wir auch den beschädigten Reifen reparieren lassen, was dringend angeraten war.


    Mir persönlich war es beinahe egal, wofür sich die Gruppe entscheiden würde, obschon ich nicht von der Hand weisen kann, dass ich zu diesem Zeitpunkt ziemlichen Respekt vor der Sahara entwickelt hatte. Angesichts der Tatsache, dass ich bereits ein Dreiviertel meiner Tankfüllung verfahren hatte und wir gerade einmal ein Viertel der Strecke nach Tembain zurückgelegt hatten, war ich am Ende nicht unglücklich, als es wieder nach Douz zurück gehen sollte.


    Heute denke ich manchmal ein wenig anders darüber… es wäre sicher eine Herausforderung gewesen weiter zu machen und solche Herausforderungen ziehen mich magisch an. Vermutlich war es aber die vernünftigere Entscheidung – und Unvernunft kann man sich in extremem Terrain nicht leisten, wie ich im weiteren Verlauf der Reise noch eindrucksvoll sehen sollte.





    Also ging es zurück nach Douz – fast schon, wie ein zweites zuhause, auf jeden Fall aber bereits in der kurzen Zeit lieb gewonnen.


    Der Weg dorthin war natürlich nicht ganz ohne. Obwohl wir nicht die gleiche Strecke nehmen mussten, wie auf dem Hinweg, gab es doch die ein oder andere Stelle, die es in sich hatte.




    Und so setzte ich meinen Jimny mitten auf einem Dünenkamm in den Sand. Unser Guide warnte mich vor der extrem steilen Abfahrt auf der Rückseite der Düne und so fuhr ich dann zu vorsichtig an die Kuppe heran und blieb trotz des kurzen Radstandes hängen.




    Den anderen verschaffte das eine kurze Pause, während ich den Jimny über die Kuppe zog…


    Naja, ganz so einfach war es dann auch nicht. Der Jimny ist zwar leicht aber ein im Sand festgefahrenes Auto – egal wie leicht – zieht man nicht mit der Hand aus dem Sand. Hier ziehe ich das Windenseil zu meinem Winchpunkt, dem Defender 90. Da ich keine Winde mit Freilauf benutze muss ich mit der einen Hand die Fernbedienung für die Windensteuerung bedienen und mit der anderen Hand das Seil herausziehen.


    Der Jimny war schnell wieder frei und nachdem sich auch andere an der Stelle eingegraben hatten, ging es relativ zügig weiter nach Douz.


    Nachdem wir also den Reifen haben flicken lassen und sowohl Sprit, als auch Wasser nachfüllen konnten, war es bereits Nachmittag. So entschieden wir uns dafür, zwar noch am gleichen Tag weiter zu fahren aber nur einen kurzen Abschnitt der Strecke zurück zu legen, um dann erneut in der Wüste zu übernachten.


    Der Weg führte uns wieder am Café du Desert vorbei und da mein Beifahrer und ich den Weg mittlerweile ja kannten, setzten wir uns von der Gruppe ab und fuhren in gemächlichem Tempo mit einer halben Stunde Vorsprung voraus.





    Erneut erlebte ich die Fahrt auf der Piste als wunderbares Erlebnis. Selbst auf einer Auto-Trekking-Tour sind die entschleunigten Momente offenbar die intensivsten.


    Wir waren fasziniert von der Veränderung der Piste durch den Sandsturm. Die an einigen Stellen hundert Meter breite Trasse war stellenweise fast vollständig zugeweht und mit kleinen Dünen bedeckt.




    Als wir am Café eintrafen, erwartete uns eine kleine Überraschung. Eine Karawane bestehend aus zwei Beduinen und etwa 20 Kamelen zog gerade vorbei. Mein Beifahrer ist sofort ausgestiegen, um mit den Männern zu sprechen, wobei ihm seine sehr guten Französisch-Kenntnisse wieder einmal sehr nützlich waren.




    So erfuhren wir, dass es sich um eine touristische „Veranstaltung“ handele. Abenteuerlustige und entsprechend gut betuchte Europäer können einen Platz auf einem der Kamelrücken buchen, um die Wüste hautnah auf den 70 Kilometern von Douz nach Ksar Ghilane erleben. Diese Freizeit Laurence-von-Arabiens benötigen für die Strecke 14 Tage und werden dabei von ihren Führern sehr gut versorgt. Wer will kann laufen und wer nicht mehr will oder kann, benutzt einfach eines der Wüstenschiffe.


    Den Rückweg schaffen die beiden Beduinen dann in zwei Tagen. Das hat mich sehr beeindruckt, da das Laufen im tiefen Sand nicht mit dem Laufen auf festen Grund zu vergleichen ist.


    Auch wenn ich die Touristen, die von diesem Angebot Gebrauch machen gerade vielleicht etwas spöttisch nachgezeichnet habe, so muss ich doch zugeben, dass auch diese Art die Wüste kennenzulernen vollkommen legitim ist. Vielleicht sogar ehrlicher, als mit unseren Stahlrössern dort herumzukurven. Auf jeden Fall dürfte es noch intensiver sein, obgleich weniger risikobehaftet.


    Kaum war die Karawane vorüber gezogen, trafen auch schon unsere Gruppenmitglieder ein und sodann ging es weiter in Richtung Nationalpark Jebil, von wo aus wir dann nach Tembain durchstarten würden.


    Nach einigen weiteren Kilometern auf und neben einer achsbrecherischen Piste bogen wir dann rechts ab in die Wüste, um in der frühabendlichen Sonne einen geeigneten Platz für die Nacht zu finden.


    Und hier erfüllte sich dann einer meiner Wünsche für diese Reise. Ich war zu diesem Abenteuer mit großer Neugierde auf Kultur, Landschaft, Vegetation und Tierwelt aufgebrochen. Auf meiner Wunschliste für Tiere stand dabei die Sandviper ganz oben.


    Plötzlich blieben zwei der vorausfahrenden Autos unvermittelt stehen und es gab über Funk einen kleinen Tumult. Angeblich war eine Sandviper aus Ihrem Versteck unter einem großen Stein geflohen und hatte den Weg eines der Autos gekreuzt. Ich hielt sofort an und lief zu der Stelle, um das Tier selbst in Augenschein nehmen zu können, doch es hatte sich bereits in einem der Grasbüschel versteckt.


    So schlichen mein Beifahrer und ich dann vorsichtig um das Gras herum in der Hoffnung, das Tier würde wieder herauskommen. Die anderen beobachteten uns dabei aus sicherer Entfernung. Doch Schlangen haben einen sehr feinen Sinn für Erschütterungen und daher wusste unsere Viper auch, dass wir sie beschlichen. Folglich rührte sich nichts im Gebüsch. Als die anderen gelangweilt abzogen holte ich schnell meine Machete aus dem Auto, um vorsichtig nach dem Tier zu suchen. Ein Stock hätte es sicher auch getan aber leider war keiner weit und breit zu sehen. Mit der bloßen Hand nach der Giftschlange zu suchen war keine Option, die ich in Erwägung zog.


    Also suchte ich mit der Machete behutsam im Gras, bis ich die Viper endlich gefunden hatte.


    Ein wirklich tolles Geschöpf, perfekt an die Umgebung angepasst. Dieses Exemplar war keine 30cm lang und ganz sicher noch ein Jungtier. Es war auch nicht sonderlich aggressiv. Erst als ich das Tier vorsichtig mit dem Werkzeug aus dem Versteck heben wollte griff sie ein paarmal mit gezielten hieben an. Nachdem ich dann ein paar Fotos gemacht hatte, ließen wir die Sandviper wieder in Ruhe.


    Ich hielt diese Gattung eigentlich für aggressiver. Über Vipern im Allgemeinen hört man ja nicht viel Gutes aber diese hier war fast schon gutmütig. Ich glaube man muss auf so ein Tier schon drauftreten, um gebissen zu werden. Auf der anderen Seite können die sich auch in Sekunden vollständig im Sand eingraben, so dass ein versehentliches Drauftreten nicht unwahrscheinlich ist.





    Das hier war die Stelle und links von meinem Jimny wohnt eine Sandviper.




    Ein paar Meter weiter haben wir dann unser Lager aufgeschlagen. Vor der Schlange hatte hier plötzlich keiner mehr Angst. Warum auch, die haben mehr Angst vor uns, als wir vor denen. Und einige Nächte zuvor war ja auch eine des Nachts quer durch unser Lager geschlängelt, ohne dass sofort Tote zu beklagen gewesen wären.


    Man darf halt nicht drauftreten und das lässt sich ganz gut verhindern, indem man immer ein wenig Sand vor sich her tritt. So machen es jedenfalls die Beduinen und so wie ich unsere Schlange einschätze, hätte sie das schon verscheucht.




    Der Abend selbst war sehr schön. Kein Vergleich zum Vorabend, der förmlich im Sand versunken war. Also genossen wir die Ruhe und die tolle Stimmung.




    Ich opferte sogar ein paar Liter unseres Wassers für eine Kopf- und Fußwäsche. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle meinem Beifahrer danken, der mir quasi den Kopf gewaschen hat. Zumindest hat er den Wassersack gehalten, damit ich mich ein wenig erfrischen und Schweiß und Sand des Vortages loswerden konnte.


    Unglaublich wie gut das tut. Ich habe damals im Religionsunterricht gelernt, dass man Gästen zu Zeiten Jesu als Zeichen der Gastfreundschaft die Füße gewaschen hatte. Mir erschien das damals ziemlich schrullig und ich konnte das so recht nicht einordnen. Nun aber kenne ich die Bedeutung dieser Geste und muss sagen, es ist eine wirklich große Geste in der Wüste. Wasser ist kostbar und gewaschene Füße und einen sauberen Kopf zu haben grenzt hier an Luxus. Ich jedenfalls fühlte mich wie neu geboren, voller Energie und Optimismus. Also danke an Ralph, meinen Beifahrer, der mir mit dieser biblischen Geste eine weitere, wichtige Lebenserfahrung beschert hat.




    Nach der rituellen Waschung wurde dann erst mal ordentlich gegessen. Da sich unser letztes Abendessen auf eine Kanne sandiges Bier und ein paar Erdnüsse beschränkte, war die Lust auf ein ordentliches Stück Fleisch allseits groß.


    Wir schleppten dafür zwei Steine zu unserem Lager und haben ein ordentliches Barbecue veranstaltet.


    Den besonderen Humor unserer zwei Defender 90 Fahrer muss man schon mögen. Ich fand es lustig aber keins meiner Fotos ist so umstritten bei den Betrachtern, wie dieses hier. Vermutlich braucht man eine ordentliche und bittere Ladung Sarkasmus um darüber lachen können. Ich kann aber auch jeden verstehen, der das nicht lustig findet – das ist ja das Schöne an der Meinungsfreiheit.




    Nach dem Abendessen und nach einem bilderbuchhaften Sonnenuntergang ging es dann in die Betten. Endlich in Ruhe schlafen.




    Was man halt so Ruhe nennt! Diese Zeichen haben hatten wir schon öfter gesehen. Immer nach dem Aufwachen und in der Nähe der Zelte. Ich habe diese Kreise Bugcrossings genannt, weil sie offenbar von Käfern stammen. Ob es sich dabei um kämpfende Tiere gehandelt hat, weiß ich nicht. Morgens war der lautstarke, nächtliche Spuk immer schon vorbei.




    Ich vermute aber, dass es diese Burschen sind, die des Nachts diese Zeichen hinterlassen.




    Zum frühstücken sind wir dann ins 30 Minuten entfernte Café du Parc eingekehrt. Das Café trägt seinen Namen aufgrund der Nähe zum Nationalpark Jebil, im Bild am Ende der asphaltierten Straße… jaja, die Tunesier und ihre Straßen. Dieses stattliche Exemplar fachmännischer Tiefbaukunst war bestimmt fast 2 Kilometer lang und lag mitten in der Wüste. Das allerdings brachte den Nachteil mit sich, dass man – um in den Genuss dieses Asphalts zu kommen – erst mal 70 Kilometer mörderische Piste überwinden musste. Auf den letzten Kilometern zum Park wurde der gebeutelte Hintern dann aber schon ziemlich verwöhnt.


    Aber genug der Lästerung, denn wir hatten Frühstückshunger und es war noch ziemlich frisch und auch noch recht früh.




    Also nix wie rein in die gute Stube und gleich frisch gebackenes Fladenbrot mit Streichkäse und einen Thé á la menthe bestellt.

    Hi Rolf,
    obwohl ich nicht luna bin, fühle ich mich einfach mal angesprochen. Der Jimny punktet in der Wüste ganz klar durch das geringe Gewicht und die recht kurzen Überhänge. Letztere hat zwar auch der Defender aber ab da wird die Luft schon dünn. Außerdem ist der extrem kurze Radstand für das Überfahren von Dünenkämmen ideal. Während die längeren Fahrzeuge da deutlich mehr Geschwindigkeit brauchen, um drüber zu kommen, lässt sich das im Jimny gut dosieren. Die Gefahr zu hoher Geschwindigkeit ist nämlich ein qualvoller Aufschlag hinter der Düne, der schnell zu kapitalen Schäden führen kann.
    Das Allradkonzept im Jimny ist okay. Während die Fahrzeuge mit permanentem Allrad natürlich das gelegentliche Ein- und Ausschalten der zusätzlichen Achse sparen, muss man halt im Jimny Knöpfchen drücken. Und für die Untersetzung halten eh alle an. Der Nissan hatte zudem noch manuelle Naben. Was zwar eine gewisse Ausfallsicherheit bietet aber auch zum Anhalten und Aussteigen zwingt. Da die Untergründe jedoch nicht so häufig wechseln, alles kein Problem. Der silberne Defender hatte ARB-Sperren in den Achsen, die ich mir ob der mangelnden Motorleistung auch gewünscht hätte. Im losen Sand ist das zum Wühlen zwar nicht unbedingt der RIESEN Vorteil aber es hilft hier und da sicher schon ein bisserl. Der Landi hatte einfach mehr Power, breitere Reifen und die Sperren, was ihn ziemlich weit gebracht hat. Da war allerdings eine ganze Menge Tuning im Spiel. Doch auch der weniger stark modifizierte 110er hat eine gute Figur gemacht. Ich denke, dass da einfach Bodenfreiheit, Drehmoment und die Traktionskontrolle den Ausschlag geben. Der Pajero war ja nun ganz serienmäßig. Selbst die Reifen waren Serienreifen und dafür hat der sich wacker geschlagen. Das ein oder andere Plastikteil hats nicht geschafft aber das ist im Vergleich zu den deutlich teureren Umbauten der anderen preislich eher erdnussartig einzustufen. Allerdings hatte der Pajero häufig Probleme beim Überqueren von Dünenkämmen. Ich vermute das er dafür zu lang und zu niedrig war.
    Ein weiterer Nachteil vom Jimny scheint mir der geringe Federweg zu sein. Ich mag mich irren und vielleicht nicht mutig genug gewesen sein, doch habe ich den Würfel auf Stein- und Waschbrettpiste nicht zum gleiten bringen können. Im Gegenteil! Da war stellenweise Schritttempo angesagt, wo andere schön mit 80 Sachen an mir vorbei geflogen sind. Allerdings war meine Devise ja auch "Reisen, nicht rasen" und da ist gelegentlich Langsamfahren völlig okay. Im übrigen habe ich am letzten Abend im Hotel von ein paar dieser Raser Schadensberichte gehört. Ich finde es bemerkenswert, was an so einem Fahrwerk alles abreissen kann und abreisst. Und davon waren Gs, Landis und HZJs betroffen. Vielleicht ist ein ruhiger Gasfuss ja garnicht so schlimm. Auf jeden Fall würde ich das als erheblichen Unterschied zu den großen mit den langen Federwegen und den dicken Reifen erwähnen.
    Der markanteste Unterschied ist allerdings tatsächlich das Ladevolumen und die Reichweite. Beide Nachteile kumulieren sich auf und dadurch wird so ein Jimny-Tour zu einer Trekking-Tour, statt mit Rucksack eben mit Auto. Bestimmte Touren gehen damit auch garnicht: Ich würde gerne Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres nach Libyen, doch eine Reihe von Touren dort, sehen einen Treibstoff Vorrat von 1000 Kilometern in schwierigem Gelände vor. Bei einer Zuladung von 300 Kilo im Jimny und einem Verbrauch von etwa 17 - 20 Litern, kann man sich die Probleme leicht ausmalen. Ich will den Jimny damit aber nicht schlechter machen, als er ist. Manches geht eben nicht mit dem Kleinen und das muss auch nicht. Er ist eben kein Expeditionsfahrzeug. Aber er ist langstreckentauglich und sehr geländefähig und für Touren mit geringerer Reichweitenerfordernis sehr gut zu gebrauchen. Und mal ehrlich: Der Jimny kostet komplett und gut ausgerüstet weniger als der Umbau manch eines Landies, G-Modells oder LandCruisers. Also ich fühle mich wohl beim dem Gedanken ;).

    Vielen Dank für das ermunternde Feedback. Ich schreibe natürlich meinen Bericht noch zu Ende - aber viel Zeit habe ich da leider nicht für. Dennoch, die nächste Reise könnte schon bald kommen und da will ich vorher fertig sein.

    Übrigens: Tunesien ist nicht weit! Etwa 1000 Kilometer nach Genua und den Rest macht die Fähre. Mit 14 Tagen ist man dabei - also nicht schlimmer, als ein Trip in die Pyrenäen! Aber tausendundeinmal exotischer.

    Mich hat das Wüstenfieber gepackt und ich werde es wieder tun! Vielleicht schon im nächsten Frühling nach Marokko...