Ich wurde ja ein paar Mal gefragt warum ich mal in der Ich-Form oder Wir-Form schreibe.
Eigentlich wollte ich das zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht so öffentlich machen, aber auch ein paar Telefonate mit dem Reiseveranstalter haben (noch, bin optimistisch) keine Besserung gebracht.
Was also ist passiert.
Unser Reiseleiter (Klaus) gehört meiner Meinung zu den ahnunglosesten und planlosesten Reiseleitern die ich je erlebt habe. Zu seiner Entlastung sei gesagt, das der Reiseveranstalter mit dem ursprünglich vorgesehenen Guide bei der letzten Tour Stress hatte und ihn deshalb kurzfristig austauschen musste. Ein Wissenstransfer (der vorgesehene Guide hatte die Tour wohl gescoutet) fand nicht statt. So musste Klaus die Tour innerhalb von ein paar Wochen komplett neu planen. Zuletzt in Südamerika war er wohl vor über 10 Jahren. Da er auch kein Wort Spanisch spricht wurde ihm Andrea zur Seite gestellt. Andrea hat einige Jahre in Südamerika verbracht und kennt Land und Leute und spricht natürlich Spanisch. Andrea hat immer eine Tagesplanung gemacht und dafür gesorgt dass am Zielort eine gewisse Infrastruktur vorhanden ist. Andrea wurde in Cusco planmäßig von André abgelöst. Der Ablösetermin war fixiert und daher waren wir bis Cusco ausschließlich zügig auf Asphalt unterwegs. Ich hatte darüber auch mehrfach mein Missfallen ausgedrückt und vorgeschlagen, doch wenigstens immer mal ein paar Abstecher zu machen. Dies wurde jedoch nicht umgesetzt. Die Reisebeschreibung, die immerhin meine Buchungsgrundlage war, wurde nicht eingehalten.
André ist für das Dolmetschen zuständig. Seitdem sind wir (meiner Meinung nach) etwas planlos unterwegs. Auf dem Weg von Cusco in Richtung Süden beschloss Klaus auf einmal am Rande eines winzigen Dorfes im Nirgendwo die Nacht zu verbringen. Ich habe ihn gefragt warum wir nicht bis zum geplanten Ziel weiter fahren. Er meinte es würde bald dunkel und wir könnten das Ziel nicht bei Tageslicht erreichen. Ein durchaus stichhaltiges Argument, wir reden hier immerhin von einer Piste im schlechten Zustand. Ich sagte ihm, dass ich weiter fahre, da ich auch im Dunkeln gut sehe und ich für die etwa 35 km mit etwa einer Stunde rechne, was ich um kurz vor 19 Uhr (es war noch hell) für einen überschaubaren Zeitraum halte. Tatsächlich habe ich 40 Minuten gebraucht und problemlos eine Übernachtung gefunden. Ich habe dann am nächsten Morgen im Chat meine Position angegeben und auch meine geplante Fahrtstrecke angegeben. Ich wusste ja ungefähr wo wir hinwollten, also wählte ich die Route entsprechend. Es war irgendwie vermessen von mir im Laufe des Vormittags eine Antwort zu erwarten. In der Regel starten wir morgens um 08:30 Uhr. Um 10 Uhr habe ich auch einen Kollegen mal über Funk gehört, er konnte mich aber nicht verstehen da ich mit maximal 25 Watt senden kann (über die Funkerei schreibe ich mochmal separat ).
Um 13:50 hat dann ein Reiseteilnehmer(!) den aktuellen Standort gepostet. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich allerdings für eine Alternative Route in Richtung Arequipa entschieden. Um 14 Uhr gab Klaus dann das Tagesziel bekannt. Im 15 Uhr gab es dann von einem Reiseteilnehmet ein Positiosupdate: Sie hatten im Nirgendwo Biwak bezogen da das Tagesziel nicht erreichbar war.
In Chile bin ich dann wieder zur Gruppe gestoßen, da ich die Lagunenroute unbedingt mit fahren wollte. In Huara sagte mir Klaus es gäbe am folgenden Mogen um 10:30 Uhr einen Termin mit einer Agentur (local Guide) in Uyuni. Ziemlich sportlich dachte ich. Ich habe dann meine Route so gewählt, dass ich fast pünktlich gewesen wäre. Tatsächlich kam ich etwa 20 Minuten zu spät, da ich mir erst noch Sprit auf dem Schwarzmarkt besorgen musste. Die Gruppe kam rund sechseinhalb Stunden zu spät, da sich deren Route als schwierig erwiesen hat (achwas?) und es einen Liegenbleiber gab.
Ich konnte mich dann in den letzten Tagen arrangieren.
Gestern war das Tagesziel San Pedro de Atacama, welches wir gegen 16 Uhr erreichten (nach 2 langen Pistentagen auf der Lagunenroute im Hochland). Klaus teilte uns mit dass wir insgesamt drei Nächte in San Pedro verbringen würden. Er war auf der Suche nach einem Campingplatz wo er vor über 10 Jahren mal gewesen war. Der wurde auch gefunden, hatte aber keine Stellplätze mehr für Camper. Dann begann ein Odyssee durch San Pedro, bis es der Gruppe zuviel wurde und sie einstimmig beschloss einen nicht ganz optimalen Platz zu nehmen und dafür nur eine Nacht zu bleiben. Ich konnte dort ein Hüttchen mit allem Komfort zu einem fürstlichen Preis beziehen, dafür war das Frühstück inkludiert. In Chile sind die Preise eben deutlich höher. Keiner konnte so richtig nachvollziehen warum hier nicht vorab eine Übernachtung recherchiert und vorgebucht wurde. Immerhin waren ja 3 Nächte veranschlagt.
Beim gemeinsamen Abendessen wurde dann 9 Uhr als Starttermin für den folgenden Morgen festgelegt. Das war für mich ein etwas sportliches Programm, da es (für mich) erst Frühstück ab 08:15 geben sollte (tatsächlich war es etwas später). Die Gruppe verließ den Stellplatz im 08:15 Uhr um frühstücken zu gehen. Ich habe mich von ihnen verabschiedet und beeilt um um 9 Uhr startklar zu sein. Um kurz nach 11 Uhr kamen alle zurück und haben mich gefragt warum ich denn nicht mit ins Museum gekommen bin. Etwas säuerlich erwiderte ich, dass ich das sicher gerne gemacht hätte, wenn ich es denn gewusst hätte. Klaus erwiderte man hätte es doch in den Chat gestellt. Tatsächlich wurde um 09:30 Uhr diese Planänderung (10 Uhr Museum) bekannt gegeben. Ist natürlich meine eigene Blödheit, dass ich einfach dachte deren Frühstück dauert etwas länger und nicht alle 60 Sekunden auf Planänderungen prüfe. Ich fragte dann Klaus wie es heute weiter geht. Er sagte wir tanken, fahren einen Supermarkt an und haben dann Freizeit. Um 15 Uhr treffen wir uns in einem Cafe um dann Richtung Argentininien über die Routa 23 aufzubrechen, mit einem Umweg über Valle de Luna. Die Übernachtung sollte irgendwo vor der Grenze wild im Nirgendwo erfolgen. Vor der Grenze, um die getätigten Einkäufe aufzubrauchen, da keine frischen Lebensmittel über die Grenze gebracht werden dürfen. Valle de Luna ( ca. 8 km) sollte wegen der Hitze erst am Nachmittag besucht werden.
Ich habe mir dann die Route angeschaut und eine Übernachtunsmöglichkeit kurz hinter der Grenze gefunden. Ich habe Klaus dann gesagt dass ich dann etwas weiter fahren werde um am folgenden Tag wieder zur Gruppe zu stossen. Als Zeitraum bis zur Grenze sind etwa 3 Stunden zu veranschlagen.
Als wir kurz nach 15 Uhr im Valle de Luna ankamen, hatte die Mittaghitze gerade ihren Höhepunkt erreicht ( ca. 30 Grad). Es wäre vermutlich besser gewesen, dass gleich früh zu erledigen und das Museum dranhängen. Wie auch immer, Valle de Luna entpuppte sich als tagesfüllendede Aktivität. Es handelte sich um ein gestrecktes Tal von etwa 5 km Länge, welches mit dem Fahrzeug befahren wird. Es gibt dann 6-7 Attraktionen, die dann zu Fuss erkundet werden müssen. Die angelegten Wege dauern dann zwischen 5 Minuten (1 Weg) und 30-120 Minuten. Die meisten deutlich über 30 Minuten. Dabei sind auch deutliche Steigungen zu überwinden. Die Gruppe beschloss dann lediglich die 5 Minuten "Attraktion" anzuschauen, da es ja mittlerweile bereits halb vier war und noch ein Übernachtungsplatz gesucht werden musste. Ich habe dann ein wenig kalkuliert und beschlossen nicht mitzufahren, da ich die Grenze erst nach Einbruch der Dunkelheit erreicht hätte und ich nicht weiss, wie lange eine Abfertigung erfolgt. Der Grenzübergang liegt im Nirgenwo auf 4200 m und ich habe dann keine Chance etwas zu finden. Natürlich könnte ich einfach über die Grenze fahren, übernachten und morgens wieder zurück fahren (das wäre sicher problemlos möglich). Wenn ich aber da erwischt werde kann es sein dass ich zur Persona non Grata erklärt werde, sofort ausreisen muss und die nächsten 10 Jahre nicht mehr einreisen darf. Keine wirkliche Alternative. Also habe ich mir Valle de Luna noch etwas länger angeschaut (es waren immerhin rund 10 Euro Eintritt fällig) , während die Gruppe sich auf den Weg in Richtung Argentinien aufgemacht hat. Die Attraktion hat sich mir aber tatsächlich nicht erschlossen, da man eine guided Tour hätte machen müssen.
So setzte ich jetzt in San Pedro, genieße meinen zweiten Pisco Sour, konnte noch schnell meine Wäsche weg bringen (die muss ich nachher noch schnell holen) und genieße meine Ruhe. Ob ich die Gruppe morgen wiedersehen werde? Wer weiss. Ich bin gespannt. Das Endziel am 1.3. Ist Valparaiso, spätestens dann.
Bitte jetzt keine Kommentare, wie selbst schuld, könntest ja campen. Ja könnte ich, Will ich aber nur im absoluten (!) Notfall. Wenn ich das planen kann will ich es vermeiden. Wenn aber Planungen minütlich über den Haufen geworfen werden, oder aber noch schlimmer von vornherein unrealistisch sind, bin ich etwas angesäuert.
Der Gruppe ist die Übernachtung übrigens wurscht (die haben ausgestattete Camper oder ein Dachzelt).