Ein paar extra Pferdchen ?

  • Hi Alea


    Nen G mit luftgekühlten Motor gab's nie in Serie, das war der Pinzgauer.


    Im Strassenbetrieb machen die Viscolüfter kaum Probleme, im Gelände sehr wohl.


    Nur weil dir keine Probleme bekannt sind heisst es nicht das es keine gibt.


    Lg
    Bernhard

    Du weißt, das psychologisch betrachtet das dringende Bedürfnis sich mit laut kreischenden Motorgeräuschen und Aufmerksamkeitserregung in Wahrheit der kindliche Schrei nach der Mutter steckt?

  • Hi Bernhard,


    komisch; in den Preislisten vom Daimler stand der Motor in den ersten Jahren ('79 - '81 müsste das gewesen sein), in denen es den G gab, immer drin. Angegeben war er als der Motor für solche Fälle, wo unbedingte Zuverlässigkeit in der Pampa und Verträglichkeit für schlechte Spritqualität gefordert war.
    In den ersten Prospekten gab es sogar Schnittbild-Zeichnungen, um die Kunden zu überzeugen. Ich habe vermutlich sogar noch was auf dem Dachboden (kann nur schwer was wegwerfen, Ausnahme sind abgebrannte Zündhölzer mit weniger als 4 mm Restholz), wäre aber maximale Sucherei in Familienhistorie. Im Mercedes-Museum in U'türkheim haben sie vielleicht auch noch Infos darüber.


    Machte ja auch Sinn, da der G von Steyr-Puch gebaut wurde und die Pinzgauer im österreichischen Heer tausendfach mit genau dem Motor herumfuhren, weil die Österreicher, als neutraler Staat damals, keine Unimogs vom Nato-Mitglied Deutschland für militärische Zwecke kaufen durften. Aber den G mit dem Puch-Logo durften die Österreicher, da österreichisches Produkt, natürlich auch ins Heer eingliedern. Es gab/gibt zwischen Mercedes und Puch auch Vereinbarungen, wer den Wagen wo mit welchem Logo auf den Markt (Neufahrzeuge) bringen darf.


    Der 230G mit seinen 92 PS war die alternative Lösung für Normalbenzin, aber dieser Vergaser-Benziner wurde auch schnell eingestellt (wobei es auch einen 200G gab, für die, die gerne wenig Leistung hatten; war aber nicht hierzulande erhältlich - aber gegenüber dem damaligen LR88 mit seinen 62PS aus dem Benziner immer noch bärenstark); das Verteilergetriebe mit seiner Spreizung ist auch eine Wucht - ich sage nur, 300GD Automatik und Rückwärtsgang, da beschränkte nur die Bodenhaftung die Zugkraft, aber es brauchte Drehzahl beim Rangieren, sonst schliefen die Füße ein). In D liefen die Diesel besser als die Benziner, wobei der 240GD wirklich was für sehr geduldige Fahrer war, denn auch der mit gigantischen 88PS stärkere 300GD im W460.1 war mit Automatik noch mehr Wanderdüne, als der 200D in /8 oder dem W123.


    Dass in D der 2,5-Liter Puch-Motor keinen Markt hatte - bei 23 Liter/100km hat der zwar alles, was nach Benzin aussah oder roch gesoffen. Aber halt auch gesoffen - und "gegrölt" wie besoffen. Der 230GE ging im langen Radstand immerhin mit 15 - 17 Liter Super, und hatte seine 123/5 PS (mit KAT!, ab '84 oder '85) und nicht nur 87 wie der Puch. (Aber mit KAT zum krähen: Man solle doch nicht über Gras oder abgerntetem Stoppelacker das Fahrzeug abstellen, wegen Brandgefahr; na ja...).


    (Frankreich fuhr/fährt den G ja auch beim Militär, allerdings als Lizenzbau und mit viel Technik von Peugeot; Indenoor-Diesel mit 70PS; Getriebe war wohl auch Peugeot (das vom 504?; keine genaue Ahnung), bis auf das Verteilergetriebe, das sie nicht selber entwickelten.).


    Dass der luftgekühlte Motor überhaupt angeboten wurde lag wohl daran, dass der vollständig tauchfähig und militärtauglich war (unter Wasser, in der Sahara und in Sibirien ohne Einsatzeinschränkungen verwendbar). Zündkerzen (für den 710K, wenn das was sagt, auf der Straße, Langstrecke 23 - 25L/100km, wenn man ihn nicht über 80 gejagt hat; Gelände nur mit Reservekanistern im Kasten), das Stück kostete schlappe 130 DM (ist heute bestimmt dasselbe, nur Euro; der Zündverteiler sah auch "niedlich" aus; auch alle Zündkabel geschirmt), dafür im Stahlmantel (mit Verschraubung an der Seite vom Kabel) und vollständig geschirmt gegen Wasser und Störungen im Funk. Leider war der Wagen so marode, dass ich ihn dann doch wieder an den Händler zurückgegeben musste - eine Baustelle zu, kam die nächste ans Tageslicht; ..... Lang, lang ist's her.
    Aber der Pinzi hatte was; Zelt für die Übernachtung im Freien - wozu? Liegematte und drunterlegen. Keine Gefahr, sich den Kopf anzustoßen; beim 300GD war die Vollständigkeitskontrolle (Auspuff) viel mühsamer. Portalachsen schaffen halt Freiräume.


    Wenn man es geschafft hat, die Vergaser richtig einzustellen, dann war der auch garnicht so übel (man musste halt mit dem Hand-Choke umgehen können, sonst waberte es schwarz aus dem Auspuff). Der spätere Diesel (aus dem LT) mit seinen 115 Turbo-PS hat Schaltfehler auch viel mehr übelgenommen; der luftgekühlte tuckerte auch noch unter der nominellen Leerlaufdrehzahl und gab nicht so schnell auf. Ich mochte diesen "Brüller" zwischen den Vordersitzen. Schaltanzeige vollkommen unnötig.


    Radio brauchte man aber keines in dem Wagen, außer vielleicht auf dem Parkplatz und Motor aus. Und die Beheizung war auch nur mit der Eberspächer erträglich, was dann nochmal pro Stunde 1 Liter Mehrverbrauch bewirkte (aber die mochte schlechten Sprit nicht).


    Die Bundeswehr hatte sich damals schließlich für den Iltis auf Basis von Teilen aus dem damaligen Audi 100 entschieden; der Wolf kam erst später zum Barras, erst mit dem 250D war der dort akzeptiert. Also kam der 2,5-Liter Benziner hier vermutlich nie auf die Straße, außer als Testwagen.


    Aber die Schweiz und Österreich dürften ein paar der Puch-Motoren wirklich gefahren haben, schon aus Gründen der Teilegleichheit mit dem Pinzi. Aber da niemand diese Wagen später für eine zivile Anschlussverwendung haben wollte, außer vielleicht im Busch in Afrika oder Südamerika, dürfte von denen hierzulande wirklich nichts mehr herumfahren. Schade, dass ich keinen habe, wäre heute ein sehr seltener Oldtimer.


    Schön, mal wieder an alte Zeiten erinnert worden zu sein... Das waren noch Wagen - und keine rollenden Computer mit piiieep hier, quääk da; und Hebel, die herausgezogen deutlich machten: Sperre ist drin! und keine LED, die bei Sonne von hinten nix überstrahlt und "Raten auf Rädern" frei Haus bietet.


    Ich hoffe, mir wird das bisschen Abgleiten in historische Zeiten verziehen.


    Jetzt, mit H-Zulassung, sind die wieder eine Überlegung wert und eine große Freude für den Tankwart und den Reifenhändler. Irgendeine Firma wirbt doch mit "Freude am Fahren"...


    Aber der Würfel ist für das, wofür er angeschafft wurde, besser geeignet, als sonst einer. Gibt ja kaum mehr echte Geländewagen mit Benzinmotor hierzulande (mit Automatik).


    Viele Grüße
    ALEA


    P.s.: Klar, dass ich nicht alle Probleme kennen kann. Aber für mich ist das wirklich eine vollkommen neue Information; hatte ich noch nie gehört. Danke dafür.

  • Hi Alea,


    also, Pinzgauer 712 Rehab stand und aktuell 718 steht bei meinem Teamkollegen unterm Carport.
    Beim Bundesheer fuhr ich 710er Rehab, der 718er wartet noch auf den Umbau auf 2,5er TDI mit 4HP22.


    Fand bislang weder im Puch-Buch noch im Buch von Herrn Rudolf (war bei uns in Graz lange Zeit Entwicklungsleiter) Infos über nen luftgekühlten G, aber diese Frage stell ich ihm mal wenn ich ihn wieder treffe ;)
    Mit seinem Sohn geh ich ja gant gerne mal nen Kaffee trinken, der fährt nen 716er TDI (im Werk umgebaut, Ex-Prototyp).


    Gs seh ich täglich, die bauen wir ja schließlich hier im Werk ;)


    Meines Wissen begann Puch die Entwicklung am G ja aus eigenem Antrieb, erst als aber Mercedes auf Druck vom persischen Schah Mohammad Reza Pahlavi wurde daraus ein konkretes Projekt, Schaltgetriebe und Motore kamen dann aus dem Regal von Mercedes, zu Beginn mit dem 230er aus dem /8 und dem Schaltgetriebe aus dem TN (=Bremer Transporter) in zwei Leistungsstufen sowie dem 2,4L Vierzylinder- und 3,0L Fünfzylinderdiesel.
    Der 200er wurde nur für Länder mit Hubraumstrafsteuer (Italien, Griechenland) gefertigt.


    Beim österreichischen Bundesheer gab es auf jeden Fall keine luftgekühlten Gs, dies hat mir gerade auch mein Ansprechpartner der S-Tec bestätigt, gleich wie mein Kollege der Homologation - sitzen grad beim Kaffee ;)


    Aber ich finde es echt schön, mit einem Liebhaber und Fachmann der Materie über diese Autos zu philosophieren, das macht Spaß.


    Zum Thema Verbrauch: Als mein bester Freund den 712er kaufte, meinter er noch, der Verbrauch sei ihm egal, er fahre er nur so zum Spaß. Also nach einem Offroadtag für 120 Euro Super in den Tank lief grinste er weniger...


    300D mit Automatik hatte ein Freund - im Binz-Rettungsumbau, welcher zum WoMo umgebaut wurde. LANGSAM ist kein Ausdruck.
    Haben ihn dann auf nen 300er TD vom W124 umgerüstet, seitdem geht er.


    Echte Geländewagen mit Benziner und Automatik: Wrangler. Leider (in Ö wird nach Leistung besteuert) 284PS, der alte mit 199PS fährt bescheiden, also hab ich nen Diesel...
    Mit CAN-Bus, Partikelfilter, Sensorik uswusw... DU HAST JA SOOOO RECHT.


    Letzte Woche in meinem T3 Syncro nen neuen mechanischen TDI eingebaut. Schlüssel umgedreht - lief. Ja, simple Technik ist schön.


    LG
    Bernhard

    Du weißt, das psychologisch betrachtet das dringende Bedürfnis sich mit laut kreischenden Motorgeräuschen und Aufmerksamkeitserregung in Wahrheit der kindliche Schrei nach der Mutter steckt?