Offroad Weihnachtsgeschichte von @Norkdog Teil 1

  • Weils so schön war, von unserem Forumskollegen Norkdog aus 2017 wieder hervorgekramt:


    EINE OFFROAD-WEIHNACHTSGESCHICHTE

    „Tschüss, Chef. Frohe Weihnachten.“ „Mach’s gut Mark. Wir sehen uns nächste Woche. Und dir auch frohe Weihnachten.“ Krachend fiel das Tor zu und Jimmy war alleine in der Werkstatt. Das Licht der Straßenlaterne schien durch ein zerbrochenes Fenster zu ihm hinein. Doch der Lichtschein schaffte es kaum in die Werkstatt zu dringen.


    Der Wind pfiff unter dem Tor her. Jimmy fröstelte es. War es die Kälte, die von draußen in die Werkstatt kroch oder hatte er etwa Angst? Was war das? Hatte er da nicht ein Rascheln gehört? Vorsichtig startete er den Motor und schaltete das Licht ein. Er sah sich um, aber es war nichts zu sehen. „Warum bin ich eigentlich noch hier?“, dachte er bei sich. „Die Jungs aus der Werkstatt haben mich doch extra fit gemacht. Ob Frank mich wohl vergessen hat abzuholen?“ Jimmy schob den Gedanken schnell beiseite. Frank liebte ihn und sie verbrachten so viel Zeit miteinander. Er würde ihn nicht vergessen. Es musste etwas passiert sein.


    Er merkte wie aufgeregt er wurde. Die Kolben hämmerten in seinem kleinen Motor immer schneller hoch und runter. Die Werkstatt füllte sich mit Nebel. „Ich muss etwas tun. Aber als erstes muss ich raus hier.“ Er gab ein bisschen Gas und stupste mit seiner Stoßstange gegen das Tor. Das Tor öffnete sich einen Zentimeter. Nicht abgeschlossen zum Glück. Noch ein bisschen mehr Gas. Schon öffnete sich das Tor einen Spalt weit. Nochmal einmal fuhr der kleine Suzuki gegen das Tor bis es sich endlich so weit öffnete, dass er hindurch fahren konnte.


    Er stand auf dem dunklen Hof. Schemenhaft konnte er andere Offroader erkennen. Neben ihm stand ein alter Forward Control, in dessen Motor sich bereits Vögel ein Nest gebaut hatten. Gleich vor der Mauer stand ein alter Nissan Patrol mit platten Rädern und zerborstener Scheibe. Daneben ein alter Toyota FJ40. Die Türen hingen schief in den Angeln und die Motorhaube war von Rost komplett zerfressen. Traurig drehte er sich weg.


    „Das passiert wohl mit Wagen, die von ihren Besitzern hier vergessen werden“, dachte Jimmy. Dabei lief es ihm kalt den Rahmen herunter. „Ich muss zusehen, dass ich hier wegkomme.“ Auf der anderen Seite des Hofes sah Jimmy einen alten Steyr 12M18 stehen, der ihn aus seinen moosigen, dunklen Augen finster anstarrte.


    Mit einem Mal wurde es taghell auf dem Hof. Der alte Steyr hatte sein Licht angeschaltet und sein Motor kreischte auf. Jimmy machte einen Satz und fuhr mit quietschenden Reifen vom Hof. Die Kolben hämmerten immer schneller unter seiner Motorhaube. „Nur weg hier“, dachte er bei sich.


    Immer wieder sah er in den Rückspiegel, doch der Steyr schien ihm nicht zu folgen. Jimmy verlangsamte sein Tempo. Die Straßen waren leer. Kein Wunder schließlich war heute Heilig Abend. Hinter den Fenstern der Häuser sah er Kerzen, Weihnachtsbäume und fröhliche Gesichter.


    Da stand er nun allein auf der Straße und wusste nicht, was mit Frank geschehen war. Unweigerlich schossen ihm ein paar Wischwassertropfen auf die Scheibe. Er bekam Angst. Angst um Frank. Schnell wischte er die Tropfen beiseite und fasste neuen Mut. „Ich werde Frank finden!“, hupte er und machte sich auf den Weg nach Hause.


    Einsam fuhr er durch die dunklen Straßen. Als er in seine Einfahrt rollte, sah er, dass alle Fenster von Franks Haus stockdunkel waren. Nicht einmal die Außenbeleuchtung brannte und die machte Frank immer an, wenn er abends aus dem Haus ging. Er war sich nun sicher, dass hier irgendwas nicht stimmte. Sein Mut sank. „Oh, Frank wo bist du bloß?“, wimmerte Jimmy leise.


    Vielleicht war er mit Matt, seinem Labrador spazieren, gegangen. Ein garstiges Biest, das ständig Haare verlor und in seine Sitze pupste. „Sicher war Matt wieder abgehauen und Frank musste ihn im Wald suchen. Deshalb war er nicht gekommen. So musste es sein.“ Voll Hoffnung fuhr der kleine Suzuki in den finsteren Wald am Ende der Straße. Er wusste, dass er dort eigentlich keinen Zutritt hatte, aber Frank kannte den Förster gut und deshalb waren Frank und er öfter im Wald „spielen“ gewesen.


    Weiter im Teil 2