Vikingtreffet 2012

  • Viking Treffet 2012


    Wie alles begann:


    Es war Ende November(?), als ich beim täglichen Stöbern im Offroad Forum auf einen Post von ChristianNO traf. „Viking Treffet“ der Titel und dahinter die Frage, ob sich wohl jemand trauen würde, im Schnee zu spielen.

    Mein Interesse war sofort geweckt. Mit dem Geländewagen im Tiefschnee spielen, Arctic Trucks angucken, in Norwegen war ich auch noch nie – und Wikinger sind sowieso cool.
    Kurze Rückfrage bei meiner Frau ergab: Bekloppte Idee – sollten wir unbedingt machen.


    Die Planung:


    Ein kurzer Check bei Google Maps ergab: Geilo ist zum Glück nicht in Nord-Norwegen, sondern noch ziemlich weit unten. Gut. Es gibt eine Fährverbindung von Kiel nach Oslo, die einem den Weg durch Dänemark erspart. Prima!

    Schnell beim Veranstalter angemeldet und noch ein paar aufmunternde Worte erhalten. Wir sind zwar das kleinste teilnehmende Fahrzeug (Suzuki Jimny), aber es wären ja reichlich Fahrzeuge zum Bergen vorhanden....


    Also Hotel gebucht (ich zelte ja gerne, auch schon mal bei -10°C, aber bei dieser Veranstaltung muss das nicht sein), Fähre gebucht und auf den Urlaub gefreut.


    Ich habe dann vorsichtshalber noch 2 Satz Schneeketten bei Ebay erstanden (ich wollte schon immer mal Schneeketten haben), 'ne Optima Yellow Top verbaut (wollte ich auch schon immer haben) und einen LED Balken von Rigid Industries gegen die dunklen norwegischen Nächte.

  • Die Anreise:


    Der Weg nach Kiel verlief nach Plan. Die Fährüberfahrt war erstaunlich entspannend.

    Der Weg von Oslo nach Geilo nicht so. Ich hatte mal auf der auch mitgeführten Papierkarte geschaut wie man da hinkommt, mich nach Verlassen der Fähre aber auf das Navi verlassen. Das hat übrigens den ganzen Urlaub hervorragend funktioniert und auch immer den richtigen Weg gewusst.

    Leider stand es auf „kürzeste Strecke“. Wie ich jetzt - hinterher – weiß, gibt es zwei Strecken nach Geilo: Die gut ausgebaute und geräumte, die fast alle Teilnehmer genommen haben. Die vielleicht 2 km kürzere durch die Berge, über die gefährliche und ungeräumte Paßstraße, die uns das Navi gezeigt hat. War landschaftlich sehr beeindruckend und es gab auch nur 2 klitzekleine Zwischenfälle.


    Ich muß dazu sagen, das ich entgegen den ausdrücklichen Rat von ChristianNO mit BF Goodrich MT unterwegs war. Dass richtige Winterreifen besser gewesen wären, war schon vor der Abfahrt klar – aber die MT's waren nagelneu und der Kauf eines weiteren Satzes Reifen wenig attraktiv.....
    Die Norweger fahren übrigens fast ausschließlich mit Spikes – und zwar mehr als zügig.


    Die Straßen in Oslo waren geräumt und gestreut. Dann nur noch geschoben, und meist mit einer Zentimeterdicken sauglatten Eisschicht überzogen und noch ein wenig mit Schnee bestäubt.


    Die ersten 150 km waren noch ganz ok, die letzten 100 km sehr anstrengend. Ich war viel zu schnell unterwegs (es waren 2 eilige Norweger hinter mir!), als die 90° Linkskurve auftauchte. Ich verlor kurzfristig die Kontrolle über das Fahrzeug und schlug im Volldrift mit der Beifahrerseite in die Leitplanke ein. Glücklicherweise war da so viel Schnee, dass keine Schäden am Fahrzeug oder Beifahrerin – die dabei erstaunlich gelassen blieb - zu verzeichnen waren. Dann, nur 25 km vom Ziel entfernt, hatten wir noch ein kleines Missgeschick. Wir hatten den Pass geschafft und befanden uns auf einer interessanten Strecke mit engen Serpentinen und 7% Gefälle. In einer der lustigen Kurvenkombinationen gerieten wir erneut ins Rutschen. Ich geriet auf die Gegenfahrbahn, schaffte es um Haaresbreite, einen erneuten Kontakt mit der Leitplanke zu vermeiden, nur um dann unkontrolliert wieder auf die andere Straßenseite zu schliddern und im Tiefschnee im Straßengraben zu landen. Während ich den ARB Kompressor einschaltete, um mal zu testen ob man nicht mit 2 Sperren aus dem Graben wieder 'rauskommt, hielt ein Auto und eine freundliche Norwegerin fragte, ob sie uns helfen könnte. Wir waren uns schnell einig, dass ein Bergungsversuch mit ihrem Auto wenig Aussicht auf Erfolg versprach, aber sie sagte, sie könnte versuchen, einen Abschleppdienst zu erreichen. Während die gute Frau noch telefonierte, grübelte ich, wie lange es wohl dauern würde bis ein Abschleppwagen da wäre, und noch schlimmer – was das kosten könnte. Also fragte ich mal nach, wie viel Verkehr denn so auf dieser Straße wäre. Ich wollte ja schließlich das Windenseil quer über die Straße spannen.....


    Sie sagte, „nicht sooo viel“ (war auch noch kein weiteres Auto vorbeigekommen), also habe ich Baumgurt, Schäkel und Windenfernsteuerung aus dem Auto geholt, während sie mit 2 Warndreiecken die Serpentinen hochgestiefelt ist. Einmal kurz gewincht und das Auto war wieder frei. Es stellte sich heraus, dass unsere Helferin Siv hieß, im Eventhotel arbeitete und gerade auf dem Weg zur Arbeit war. Wir sollten ihr also einfach folgen :-). War nicht einfach, hat aber geklappt. Was für ein Service – hier werden die Gäste von der Straße geklaubt!

  • Das Event:

    Die Anmeldung war problemlos. Zwar gab es die obligatorischen Haftungsausschlüsse nur in Norwegisch (soll nächstes Jahr besser werden), aber wir haben trotzdem mal unterschrieben....


    Die Fahrerbesprechung am Abend fand nach einem wirklich reichhaltigen Buffet im Konferenzraum des Hotels statt, aber außer der bunten Karte vom Beamer und als Handout hatten wir nicht viel davon – da in Norwegisch. Soll nächstes Jahr auch besser werden. Aber wir haben wen gefunden, der uns die Kurzfassung in Englisch geben konnte. Zumindest wussten wir: Morgen früh Abfahrt um 08:00. Also nicht allzu lange Party machen.

    Am nächsten Morgen, bei -14° C und Schneefall ging es los. Es waren rund 250 Teilnehmer und etwa 100 Fahrzeuge, die in Kolonne Richtung Dagali aufbrachen.

    Der Flughafen und das Gelände für das Event sind 24km entfernt. Die Fahrt dorthin war für mich etwas unentspannt, da die Norweger fuhren, als trainierten sie für den Rally-Worldcup. Hinter mir war einer der Arctic Trucks mit 39,5“ Reifen und ich sah hauptsächlich nur seine Stoßstange im Rückspiegel.


    Das Gelände selbst ist sehr weitläufig (ist ja auch etwas mehr Platz in Norwegen) und bietet für jeden etwas.

    Ich habe gar nicht erst versucht, selber Spuren durch den Tiefschnee zu pflügen, sondern bin lieber den Arctic Trucks hinterhergefahren. Die sind für sowas einfach besser geeignet. Dafür konnte ich in den trialartigen Sektionen mit engen Steilauf – und Abfahrten mal zeigen was ein Jimny mit entkoppeltem Stabi und 2 ARB Lockern so kann ; ).


    Was etwas heimtückisch ist: Auf dem Gelände gibt es reichlich Findlinge von etwa Waschmaschinen- bis Omnibusgröße. Passend mit Schnee bedeckt (der da ja reichlich rumlag) sehen die Dinger aus wie jeder andere Schneehaufen. Das hat bei einigen Teilnehmern schon zu Problemen geführt (60kmh auf 0kmh...). Also immer schön gucken wo man hinfährt.
    Es wurde also viel gefahren, steckengeblieben, und geborgen.





    Wir selbst haben die Winch nicht so viel gebraucht wie befürchtet, obwohl wir uns beim Fahren durchaus abgewechselt haben. Allerdings haben wir festgestellt, dass wir trotz 16 Jahren Beziehung wohl doch noch ein bisschen an unserer Kommunikation arbeiten müssen: Wenn ich sage: „Nein, fahr' da besser nicht 'rein!“, dann meine ich das auch so. Genau so.

    Das Flughafengebäude stand zum Aufwärmen (und mit Toiletten) zur Verfügung. Es gab Vollverpflegung den ganzen Tag und unbegrenzt und sehhhhr lecker! Das Team hat sich echt ein Bein ausgerissen! Kaffee, Tee, Softdrinks aller Art, Salate, Brot und immer frisch vom Grill: Folienkartoffeln, riesige(!) Hamburger zum selber zusammenstellen, Hot Dogs, Wraps, marinierte Hähnchenfleischspieße und dann noch Nachtisch aller Art.

    Zu gucken gab es auch genug. Die ATV-Fahrer waren flott unterwegs, die Snowmobiles sowieso. Es gab auch Gelegenheit zu Probefahrten – CanAm hatte z.B. das neue 1000er Renegade am Start. Wollte ich eigentlich ausprobieren – ich hatte extra Klamotten und Helm eingepackt – bin ich aber irgendwie gar nicht zu gekommen.

  • Sehr schön waren die Driftparcours auf dem zugefrorenem See. Es gab einen kleinen zum Ausprobieren und Üben, einen großen, auf dem wir uns sehr witzige Rennen geliefert haben, und einen richtig großen, der aber den Jungs mit den richtig schnellen Autos vorbehalten war. Der Porsche Club war nämlich auch da. Ich hatte schon kurzfristig gezweifelt, als ich einen BMW X6 im Rückspiegel auftauchen sah (Einfahrt ins Gelände). Ist ja nun nicht der typische Geländewagen. War aber nur das Zugfahrzeug. Auf dem Trailer stand ein neuer 911er mit Spikereifen...


    Irgendwer hatte auch einen nagelneuen Ferrari angeschleppt. Der ging auf dem Eis und mit Spikereifen auch ganz gut.

    Gegen 16:00 Uhr sollten wir wieder aufbrechen. Also kurz vorher noch am Kompressor anstellen. Die Arctic Trucks hatten eh genug Luft an Bord um ihre Riesenreifen selber zu füllen. Für die anderen stand ein riesiger Baustellenkompressor mit Dieselmotor bereit um alle schnell und unkompliziert zu füllen. Super.


    Dann ging es in Kolonne wieder Richtung Geilo. Zum Glück hatte ich ein paar dänische Teilnehmer vor mir. Die hatten wohl mit Bergen auch nicht viel Erfahrung und fuhren etwas verhaltener. Gott sei Dank!


    In Geilo ging es dann zu einem große Skicenter das für uns reserviert war. Die Flutlichter waren an, ein Pistenbully stand bereit, und Zuschauer hatten sich auch schon ein paar eingefunden.
    Ziel war es, die eine Skipiste hochzufahren, oben am Berg quer zu traversieren, und die andere Skipiste runterzufahren.

    Ich habe lange mit mir gerungen ob ich es probiere oder nicht. Mit meinem ATV (Grizzly 700) überhaupt gar keine Frage. Mit dem Jimny? Mit dem ich noch wieder nach Hause muss??
    Ich hab gekniffen. Im Nachhinein ärgere ich mich fast. Aber es gibt ja nächstes Jahr. Angemeldet sind wir schon, und andere Reifen gibt’s dann auch ; ).


    Es war übrigens sehr beeindruckend wie einige die Piste hochgekommen sind. Auf Videos und Fotos siehts ja nie so aus – aber das war wirklich verdammt steil!

    Gegen 20:00 waren wir dann alle wieder im Hotel zu einem grandiosen Abendessen und anschließend Party bis..... keine Ahnung. ICH bin früh schlafen gegangen.


    Leider war dann am nächsten Morgen Schluss. Es wurde wurde noch zusammen gefrühstückt, und dann machten sich alle so langsam abfahrbereit. Ich war ja immer davon ausgegangen, dass sonntags noch gefahren wird, und hatte deshalb auch noch eine Nacht im Hotel gebucht, um dann Montag Morgen im Hellen nach Oslo zurückzufahren. Ein paar andere Teilnehmer, die zum ersten mal da waren, dachten das übrigens auch. Ich habe dann noch sehr lange (Sonntag Nachts um 01:00) mit den Veranstaltern darüber gesprochen, und nächstes Jahr wird das anders. Es soll sich ja auch für Leute mit langer Anreise (mich z.B.!) lohnen. Es wird mindestens 2 Tage gefahren, und es wird wahrscheinlich optional die Möglichkeit geben, an einem weiteren Tag eine Snowmobilsafari zu machen.
    Und wer Ski oder Snowboard fährt, der ist da ja eh richtig.


    Fazit: Schön war's. Wir hatten jede3 Menge Spaß, haben nette Leute kennengelernt und sind nächstes Jahr wieder dabei.

  • Die Rückreise:


    War etwas einfacher als der Hinweg. Wenn man weiß welche Strecke man nehmen muss..... Aber was soll's. Landschaftlich waren beide Strecken sehr reizvoll, und wir wollten ja schließlich auch ein bisschen was sehen von Norwegen und so.....

    wir haben uns dann noch 2 Tage Kultur in Oslo gegeben.

    Einkaufen können da ja nur russische Oligarchen oder Ölscheichs....


    Dann ging's mit der Colorline zurück nach Kiel. Überraschenderweise war die sibirische Kältewelle zwischenzeitlich in Deutschland angekommen, und es war hier genauso kalt wie in Norwegen.

    Die restlichen 370 km Autobahn haben wir dann auch noch geschafft und waren zum Kaffee wieder zu Hause.


    Falls es Fragen gibt, oder vielleicht jemand Lust hat nächstes Jahr mitzukommen, immer her damit.


    Gruß ilten

  • Sehr schöner Bericht mit tollen Infos und Bildern - danke dafür ... :up:


    Habe das gerade mal meiner Holden gezeigt und sie meinte - "sehr schön - vermerke es doch mal im Kalender" ... :shock:


    Grüße :D

  • Fand ich auch, ein echt toller Bericht. Ich liebe Schnee und in Norwegen war ich auch schonmal, aber leider im Sommer, da gab es nur etwas Schnee auf denn Höheren lagen.
    Ich würde gerne mal im Winter nach Norwegen fahren :lol: aber bei mir traut sich keiner da mitzukommen und ohne Fremdsprache könnte es etwas schwierig werden.

    Man muß nicht groß sein um großes zu erreichen.

  • Ich sag rechtzeitig Bescheid bevor es wieder losgeht. Vielleicht bekommen wir ja eine Reisegruppe zusammen....
    Norwegisch spreche ich leider auch nicht (hab jetzt aber schon mal nach VHS Kursen geschaut), aber Englisch ist überhaupt kein Problem und die meisten Norweger sprechen es auch.
    Gruß ilten

  • schöner Bericht und hat ja auch sehr viel Spass gemacht wie ich sehe da fallen die 2 kleinen Zwischenfälle gar nicht mehr ins GEwicht

  • Wir sind nächstes Jahr wieder dabei. Ich sage hier im Forum aber noch Bescheid wann es losgeht. Das Treffen ist wieder (wie immer) Ende Januar. Nur 50km von Geilo ist übrigens Finse. Oder Echo Base, auf Hoth.
    http://en.wikipedia.org/wiki/Hoth
    Deshalb sieht es im Winter auf Norwegens Straßen auch so aus :shock:

    ilten

  • Toller Bericht! Vielen Dank dafür. Ds mcht Lust dort mitzumachen.
    Da hätte ich auch große Lust im nächsten Jahr mitzukommen. Winterreifen und ein Satz Schneeketten sind schon vorhanden:D.
    Ich wollte schon im januar mit TC-Offroad die Schneetour in den Karpaten machen, hatte da aber leider keine Zeit.