Pamirskoe Šosse, eine der hoechsten Strassen der Welt

  • Meinen “Reisebericht” ueber Kirgisistan (der eigentlich keiner ist, weil ich hier wohne, also ein Wochenendausflugsbericht) ist immer noch nicht „fertig“, aber letzte Woche haben wir einen 5 Tagesausflug unternommen und die Pamirskoe Šosse befahren. Diese Strasse, M41 oder E008 nach der europaeischen Klassifizierung, beginnt in Termez (Usbekistan und endet in Osch (Kirgisistan), wo ich derzeit arbeite. Wir befuhren die Strecke bis Chorog (ca. 730 km), zurueck dann entlang dem afgahnischen Wakhtang Korridor bis nach Osch, was sich ingesammt auf 1702 km belief. Die Pamirskoe Šosse ist die 2 hoechste Hochgebirgststrasse der Welt, uebetroffen nur durch eine indische Militaerstrasse in Ladak und eine chinesische Stasse im Tibet, die beide mehr als 5000 Meter ueberwinden. Bei uns war auf 4655 Meter Schluss, der hoechste der vielen 4000 Meter Paesse, die ueberwunden werden muessen. Die Karakorum Highway, weisst zwar einen Pass auf, der um 30 Meter hoeher liegt, verlaueft aber sonst wesentlich tiefer als die Pamirskoe Šosse, die sich fast staendig ueber 400 km auf Hoehen um die 4000 Meter und darueber bewegt. Das Klima ist rauh, Treibstoff gibt es eigentlich nur in Murgab auf halber Strecke zwischen Sary Tash in KG und Chorog.


    Deshalb nahmen wir in Kanistern ca. 60 Liter Diesel aus Kirgistan mit (wo Qualitate und Preiss in Ordnung sind, Gazprom sei Dank).


    Das reichte beim sparsamen Diesel fuer die gesammte Strecke, auch die 300km zwischen Chorog und der M41, die wir oft im 4L befahren mussten. Der groesste Teil der Strecke hat noch Asphalt aus sowjetischer Zeit, der sich in erstaunlich guter Qualitatet/Zustand befindet und bei vorsichtiger Fahrweise , Geschwindingkeiten bis 80kmh erlaubt.





    Ausgenommen ist nur das Teilstueck zwischen KG und TJ, das sich in schlechtem Zustand befindet (der Kyzyl Art Pass 4336m), der derzeit nur von Gelaendeautos bewaeltigt werden kann.






    Im Lada Lada Niva waren tadschikische Grenzsoldaten, die das 20 km Niemandsland zwischen den 2 Grenzposten kontrolierten.


    Der Rest der Strasse ist LKW tauglich und weisst nie starke Steigungen auf. Entgegen meinen anfaenglichen Befuerchtungen, bewaehrte sich der Dieselmotor hevorragend, liess sich ab 2000 Touren wunderbar beschleunigen und fiel nie ins Notlaufprogram. So kann man aufwaerts auf 4000 Meter im 5 Gang bei Geschwindigkeiten zwischen 60 und 80 kmh fahren. Ich moechte nicht wissen, wie sich da der Benziner taete und auch wie hoch der Verbrauch auf dieser Hoehe/Strassenbeschaffenheit liegen wuerde.
    Buerokratische Probleme gab es keine, die Grenzabfertigung verlief problemloss und schnell, und auch die Kontrollposten auf der Strecke waren kein Problem. Die Tadschicken hatten auf 4200 Meter keine so komfortable Anlage,


    den Kirgisen ging es da schon besser (das war bei der Rueckreise, als es aber hagelte):



    Was mich wunderte war, dass es entlang der afgahnischen Grenze keine Kontrollen oder Militaer gab, letztendlich nur einen Militaerposten, der uns aber anstandsloss passieren liess. Unsere Papiere waren aber in Ordnung, und ich hatte einen Sodervermerk im Pass, der mir das Bereisen dieser Region (GABO, autonomes Berg Badachhschan) gestattete. Bis in die 1990er Jahre war die Strasse fuer Auslaender komplett gesperrt aber auch spaeter, die Grenzregion zu Afgahnistan nur mit einer militaerischen Sondererlaubnis errerchbar. 2012 aber keine Probleme mehr, auch keine anders geartetes Sicherheitsproblem auf der Strecke (Kriminalitaet). Dazu muss man aber sagen, dass es kaum Verkehr gibt, das Gebeit kaum besiedelt ist und auf Teilstrecken fahren vielelich 5 Autos am Tag, bei einer Panne, kann das unangenehem werden, Mobiltelefonempfang gibt es kaum.
    Die Reise beiweisst auf jeden Fall, dass der Jimny als Expeditionsauto volltauglich ist, und sich unter extremen Bedingungen vollkommen zuverlaessig bewaehrt hat. Auch die Dieselversion, die hier ihre Staerken voll ausspielen konnte.


    Also fuhren wir am Mittwoch, aber sehr spaet aus Osch los (der Stau kostete uns auch noch viel Zeit und natuerlich das Tanken).
    Der sowjetische Bruder des Jimnys aus den 1970er Jahren, damals von seiner technik her,eines der modernsten Gelaendeautos der Welt, als wir beim der letzten guten Stalovaya (Mensa) vor dem Taldyk Pass (3615 Meter) Mittag assen.


    Die Chinesen haben den kirgischen Teil der M41 bis Sary Tash inzwischen bestens ausgebaut,



    nur der Pass ist noch nicht ganz fertig.



    Das letzte Stueck in KG ist dann schon nicht mehr so toll.



    Fortsetzung folgt

  • Auf ueber 6000 Meter tuermen sich die Eiswaende auf (in der Nahe befinder sich der Pik Lenin mit 7134 Meter) und man denkt sich nicht, dass man die Alai Kette mit dem Auto ueberwinden kann


    Aber schliesslich erreichten wir den Kyzyl Art Pass, ueber den die Grenze verlaeuft.

    unser erster 4000er!


    Bald nach der Grenze verbesserte sich der Zustand der Strasse wieder rapide, der Untergrund war fest und die Strasse bereit und trocken. Nur eine Art Wellblechform war uebel, aber bald kam der Asphalt :),


    und wir erreichten Karakul. Da es aber schon 19 Uhr war ging sich Murgab nicht mehr aus (das war der Plan) und wir suchten eine Unterkunft in Karakul.


    Dort wohnten wir in einer Privatpension bei Kirgisen, bis Murgab leben naemlich keine Tadschicken in diesem Gebiet
    .


    Fortsetzung folgt

  • Tolle Bilder :up:

    Jeder Tag,an dem Du nicht gelacht hast,ist ein verlorener Tag :)
    Mancher Mensch hat ein grosses Feuer in seiner Seele,und niemand kommt,um sich daran zu wärmen
    Ex-Jimnyfahrer

  • Toller Bericht, tolle Bilder! :up:


    Vielen lieben Dank dafür!

  • Super:up:

    Am Computer arbeiten ist wie U-Boot fahren!!!!!!!!!!! Wenn man die Fenster öffnet beginnen die Probleme!!!!!!!!!!!

  • Hi.


    Deine Reiseberichte (die ja eigentlich keine sind, wie Du sagst;)) finde ich immer wieder toll. Sowas sieht man sonst eigentlich nur in Fernsehdokus. Da gibt es ja doch noch jemanden in diesem Forum, der wirklich täglich so einen Wagen gebrauchen kann/muß. Mich würde es eigenlich wirklich mal interessieren, was Dich dahin verschlagen hat (wenn Du es hier schreiben magst).


    VG Thomas

  • Nach einer maessig angenehmen nacht (Karakul liegt auf fast 4000 Meter) fuhren wir dann frueh los, wir wollten Chorog rechtzeitig erreichen und das waren noch fast 500km im Hochgebirge.


    Waehrend frueher eine beschraenkte Infrastruktur aufrecht erhalten wurde (Strom, Strassenmeistereien etc.) ist heute alles verfallen und verlassen. Das verschwinden eines funktioneirenden Staates, wie die SU in gewissem Sinne war, hatte verhehrende Folgen. In TJ gab es lange Buergerkrieg, und das LAnd wuedre ohne Ueberweisungen seiner Gastarbeiter aus Russland kaum ueberleen.


    Und nicht nur das, sobald die schuetzende Hand der SU/Russen wegfiel, stellte China sofort Gebietsansprueche und baute unilateral seinen eigenene Grenzzaun auf. 2011 musste TJ einwilligen und verlor einen Grenzstreifen von bis zu 20 km auf ca. 120 km Laenge.


    Nach 10 km schrecklicher Wellblechpiste (mal wieder kein Aspahlt) und nicht sehr fruchtbaren Versuchen, neben der Strasse zu fahren (war auch nicht besser), begann die Steigung zum Ak Baytal Pass, mit 4655 m der hoechste auf der Strecke.


    Geschafft, problemlos erreicht!


    So ging es dann auf der anderen Seite runter, das Wetter war nicht so toll, bleib aber mehr oder weniger trocken (oder besser kein Schnee)

  • Über viereinhalbtausend Meter :shock:


    Wie ist denn die Luft da oben?

  • Coole Bilder! Infos über die Luft da oben würden mich auch interessieren. Was sagt der Motor vom Jimny bei den Sauerstoffverhältnissen?

  • Endlich erreichten wir Murgab, dort gab es die einziger Tankstelle auf der ganzen Strecke, Treibstoffpreise wie in Europa, aber Qualitaet sehr zweifelhaft (sprich, Wasser Schmutz etc.).


    Weiter ging es dann auf dem endlosen Hochplateau, auf ca. 4000 Meter.


    Dann kamen wir an einem See vorbei, der nicht zugefroren war (Sasuk Kel).


    Und das Wetter verschlechterte sich zusehends.


    Schliesslich kamen wir in ein Hagelgewitter, das wir aber gut ueberstanden. Zur Abwechslung gabe es wieder mal keinen Asphalt.


    Dann aber erreichten wir den letzten Pass (Koy Tezek, 4271m) vor Chorog bei bescheidenem Wetter.



    Endlich geschafft, wieder guter Aspahlt und nur mehr 3000 Meter. Der Beginn des freundlichen Gunt Tales mit Doerfern und Menschen.



    Das erste Gruen


  • Und endlich erreichten wir Chorog.


    Chorog liegt auf ca. 2000 m an der Flussmuendung des Gunts mit dem Pyandž, der die Grenze zu Afghanistan bildet und sich spaeter zum Amudarya Fluss vereinigt, der bis zum Aral See fliesst. Die Provinzhauptstadt ist arm, aber gepflegt und bietet Zivilisation. Wir fanden dort ein gutes indisches Hotel und erholten uns dort von der Hoehe und Reise.



    Auf der anderen Seite liegt Afghanistan, Grenzuebergang gibt es keinen, die wenigen Menschen dort leben wie im 19 Jhd. Wahrscheinlich wuerde es in TJ (bzw. in GABO) ohne SU aehnlich aussehen. Afghanistan ist ein von den Briten geschaffenes Kunstgebilde, aus vielen Volksgruppen, die von ihren Stammlaendern getrennt wurden (Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan oder Pakistan) und sich schlecht vertragen. Das ist einer der Gruende fuer die Gewalt der letzten 30 Jahre, die Briten wollten damals den Einfluss Russlands in dieser Region begrenzen und heraus kam dieses Land mit seinem ewigen Konflikt.


    In Chorog fuellten wir die Kanister (ein Tank (&8 Liter) reichte fuer die gesammte Strecke von Osch aus (730km). Nachdem uns ein Fahrer der Aga Khan Stiftung sagte, dass die Strasse entlang dem Wakhan Korridor befahrbar sei, entschieden wir uns spontan fuer diese Variante, die zwar 300km laenger war aber landschaftlich einiges bot. Auf der Strecke gab es auch noch heisse Quellen, von denen wir uns eine ansahen (und dort badeten).







    Auf afghanischer Seite wurde ein neuer Fahrweg gebaut, vielleicht mit Hilfe der auslaendischen Interventionstruppen. Auf der anderen Seite des Tales leben aber kaum Menschen.





    Ein Bergsturz wurde von der tadschikisten Strassenmeisterei beseitigt und hielt uns nicht lange auf.


  • In Garmachashma nahmen wir ein Bad:


    Auf afghanischer Seite muehte sich ein Kleinbus ueber eine Lawine zu kommen, der Kleidung nach waren es Paschtunen (und nicht Tadschicken, die an sich auch dort leben).


    Auch dieser afgahnische Jeep hatte Probleme (es geht halt nichts ueber sowjetische oder chinesische Strassen :)


    Weiter ging es dan dem Tal entlang, die Berge ringsum erreichen 6000 Meter.





    Einen Sandsturm gab es auch, z.T. fuhren wir durch eine regelrechte Duehnenlandschaft, Sand den der Fluss anschwemte. Der Wind kuendigte auch schon das Abendgewitter an




    Eine schoene Gletschermuehle, die Bruecke wurde mit Auslandshilfe saniert.



    Diese Strasse wurde immer schlecher und wir wussten, dass wir an diesem Tag nur mehr bis Langar kamen.

  • Am naechsten Tag verliesen wir den Wakhan Korridor Richtung Norden. Man sieht den Zusammenfluss des Pyandž mit dem Pamir (Fluss), dahinter wieder die 6000er des Hindukush.


    Der Pamir vergrub sich in eine tiefe Schlucht, die Strasse musste deshalb auf den Hang ausweichen und war z.T. recht steil (nur mitr 4L bezwingbar, Langar lag auch schon wieder ueber 3000 Meter). Auch hier liegt am oestlichen Ufer Afghanistan.


    Und weiter ging es in ein Tal dem Hang entlang






    Stelllenweise wurde die Strasse etwas muehsam, aber fuer das extreme Gelaende war sie gut in Schuss.


    Tadschikische Hirten


    Und weiter ging es, die Grenze einen Sprung ueber den Bach: