4. Tag Dienstag 26.11.
Sooooo, heute steht er an, der Pass. Nur 4 km, dann sind wir dort. Der "van Zyl" sollte eine Länge von 14 - 16 km haben. weder das Garmin, noch die Karten lieferten genaue Informationen aber so what, wir hatten den ganzen Tag Zeit, wollten nur wenn eben möglich die Mittagshitze vermeiden, weil das Einweisen wirklich zur Tortur ausartete. In der Sonne waren locker 50° C und der heiße Granit reflektierte die Hitze wie verrückt. Das möchte ich kurz erklären. Dieser Granit ist ein bemerkenswertes Gestein. Bei euch in Europa zählt er geologisch zu den härtesten Gesteinssorten und wird die Alpen zum Beispiel, noch Millionen von Jahren als sichtbares Gebirge erscheinen lassen. Hier in Afrika zählt genau der gleiche Granit zu den weichen Gesteinen. Das liegt an der viel stärkeren Sonneneinstrahlung und seinem kristallinen Aufbau. Schaut man sich die Kristalle genau an, findet man Weiße, Sandfarbene und Schwarze. Die Letzteren sind die Ursache. Die dunklen Kristalle können sich in der Sonne bis auf über 80 ° C aufheizen und dehnen sich entsprechend stark aus und nachts, wenn es viel kühler wird, ziehen sie sich zusammen. Dies führt zu starken Spannungen und macht den Stein auf Dauer instabil und spröde und gibt ihn der Erosion frei. Genau wegen dieser Wärmestrahlung, müssen wir bei unseren Außeneinsätzen so schwitzen.
Aber genug geschwafelt, unser Plan war das Camp in aller Ruhe abzubauen, dann noch einmal duschen gehen und frisch und erholt in den Pass zu fahren...... "Grau ist alle Theorie !" Frisch und erholt waren wir als wir nach genau 5 km vor einer Treppenstufe standen die so ausgefahren war, dass wir da gar nicht hoch kamen. Alle raus und Straße gebaut. Von allen Ecken sammelten wir Steine und füllten den Absatz auf eine machbare Höhe an. Als wir damit fertig waren, hatte sich "frisch" und auch "erholt" - erledigt. In Englisch würde man sagen : "it was warm welcome fom van Zyl." Guten Morgen, wir sind angekommen...
Geschafft und man wird gleich mit einem wunderschönen Panoramablick belohnt.
Ich dachte noch : Na, das kann ja Heiter werden.... und dann ging die Party los !
Also ich muss ganz ehrlich sagen, als ich an der Kante stand, hatte ich echt Angst und musste mich erstmal wieder beruhigen. Man hat alles gelesen und sich angeschaut, die Anfahrt war wirklich schon kein Kindergeburtstag, aber wenn du dann selber da vor Ort stehst... Also raus und die Sektion analysieren, einen Plan machen, wie man bei uns hier sagt. Das Steineschleppen hatten wir ja schon geübt, also wieder ran an die Schufterei. Schwitzen ist allemal besser, als da runter zu kugeln. Nach einer Weile waren wir drei uns einig es versuchen zu können und ab dafür. Mein Adrenalinspiegel war so hoch, dass ich mitten im Hang einen Brocken übersah und in einen "Kreuzblock" gefahren bin. Das heißt, die Räder vorne Links und hinten Rechts waren durch dicke Steine blockiert." Super Ingo" An einer der schwierigsten Stellen. So, jetzt kommen wir zu dem Punkt der "Dichtehöhe im Bezug auf Temperatur und Motorleistung" den ich eingangs beschrieben habe. Ich steckte nämlich fest und zwar sowas von. In Lowrange "L" mit vollem Grip rückwärts, aber es kam nichts, nicht einmal bei Vollgas. Der Motor wurde lauter, das war aber auch alles, einige Pferdestärken hatte sich wohl auf eine, schöne, grüne Weide verzogen. Das an so einer Stelle, mit Kippwinkel vom Hang weg - mir wurde warm ums Herz. Im Kopf raste es, alle Möglichkeiten spielte ich durch, es half nichts. Ich war fest!
Frauen haben bei Problemlösungen oft eine ganz andere Herangehensweise als Männer. Wieso komme ich darauf? Ganz einfach, ich überlegte gerade wie der Hilux mich hangaufwärts ziehen und ohne den Jimny über die Kante zu schubsen, befreien könnte, da kam mein Frauchen angeklettert und hat mich einfach angeschoben..... es kann manchmal so einfach sein. Endlich wieder frei, klappte die Abfahrt dann reibungslos.
Danach kam der Hilux dran....
Eigentlich vertone ich die Off Road Videos nicht, hier musste ich aber eine Ausnahme machen, da die Dohne zeitweilig über der Kamera gestanden hat und somit die komplette Audiospur mit ihrem Krach nervtötend überlagerte.
Wir waren heile und froh da runter gekommen. Das war echt eine Nummer. Es ist zwar Vorweihnachtszeit, aber so 900 km von zu Hause im Nichts, möchte man nicht "Rumkugeln"
Die Stunden vergingen wie im Flug und es wurde wieder richtig heiß. Immer wieder Berg auf, oft mit Einweiser, Starßenbau und haarige Abfahrten. Dann kamen wir endlich tatsächlich an den berühmten Steinhaufen wo sich unsere Vorgänger schon verewigt hatten. Große Freude, wir hatten es tatsächlich geschafft. Alle Anstrengungen waren wie verflogen und wir beglückwünschten uns und machten jede Menge Blödsinn und Fotos. Wir wussten nichts...
Der "Forumsstein" wurde platziert und dann ging es auch schon weiter. Das Gelände blieb anstrengend und pegelte sich so bei Kategorie 5 - 7 ein, nichts Schlimmes mehr. und einige Höhenzüge weiter, kamen wir auf ein Hochplateau, dass uns diese wunderbaren Fotos ermöglichte. Am Horizont sah man den Marienfluss, dem wir dann nur noch 60 km bis zu unserem Campground mit dem schönen Namen "Camp Syncro" direkt am Kunene ,dem Grenzfluss zu Angola, folgen mussten. Etwas Wehmut schlich sich ein, aber alles hat nun mal ein Ende.
Nur noch eben diesen Berg runter, dann war es geschafft.
Wenn Marco so etwas sagt, muss das einen Grund haben. So ein Mist, ich hatte mich viel zu früh gefreut. Als wir diese Passage gesehen haben, wurde uns allen etwas anders. Ich erinnerte mich schlagartig an die Bilder im Internet, aber jetzt, die Unglückswagen so direkt vor mir, dass war noch einmal eine andere Nummer. Wir mussten uns echt zusammenreißen und die Sequenz Stück für Stück analysieren. Wir bauten Straßen wie die Ameisen, Hitze, Durst, alles war wie weggeblasen. Mehr und mehr Himbas gesellten sich zu uns, so wie Geier, die einfach irgendwo saßen und sich auf reiche Beute freuten. Eine echt krasse Situation. Es mag ja irgendwelche Helden geben die dieses Stück mit Links mal eben so abreißen, oder wenn sie die Kamera oben vergessen haben, da noch mal rauffahren und sie holen, und Sprüche klopfen wie: "meine Mutter fährt da oft alleine her".... (wahrscheinlich zum Sonntags zum Kuchen holen...) All solche Geschichten wurden uns im Vorfeld erzählt. Eins stand fest, der Gypsy gehört nicht zu dieser Klientel. Mir, uns allen eigentlich, ging der Stift. Ein Zurück gab es nicht, also das Beste rausholen, Kopf einschalten, die schwierigsten Stellen versuchen zu entschärfen und da runter zu fahren. Deshalb waren wir hier.
Super eingewiesen und geschafft.
Unterhalb vom Jimny liegen die Wracks aber letzt war der Hilux dran, wegen seinem Gewicht nochmal eine ganz andere Nummer...
Super! Auch das war geschafft aber wer denkt das das Thema van Zyl Pass erledigt war, irrt. Wir hatten uns noch eine Stunde diesen Berg herunter zu kämpfen und noch einige haarige Stellen warteten auf uns. Letztendlich war aber keine mehr über Kategorie 6 und wir kamen alle heile und gesund unten an. Ich hatte 3 Liter Wasser getrunken und war trotzdem vollkommen dehydriert. Kopfschmerzen ohne Ende und ich schüttete noch schnell 2 Liter nach. Dann ging es langsam aufwärts und wir konnten uns richtig freuen. Nur für den Pass haben wir 6 Stunden gebraucht und der Jimny hatte die letzten 50 km den gesamten Haupttank gebraucht. (War wohl auch dehydriert) Klar, stundenlang in Lowrange, volle Klimaanlage , Standgas und was weiß ich nicht alles. Hätte er noch 10 Liter mehr gebraucht, ich hätte nicht gemeckert. Was das Auto die letzten 4 Tage geleistet hat, verdient höchste Anerkennung. Selbst Marco, der anfangs dem Würfel doch recht kritisch gegenüberstand, zollte ihm höchsten Respekt, er war " total impressed" . Der Würfel hatte dem Hilux in schwerem Gelände "Ohren aufgesetzt" wie man hier so sagt wenn dir einer wegzieht.
Hinter dem Pass im Marienfluss. Ausgiebige Rast im Minischatten. Jetzt mussten wir noch ca. 60 km im Fluss zum Camp Syncro fahren. Normalerweise ein Klacks. Stellenweise konnten wir im Sand sogar 60 km/h fahren, es kam uns nach 4 Tagen mit 5 km/h Durchschnitt fast wie Lichtgeschwindigkeit vor.
Wir brauchten für die Strecke fast 2 Stunden und kamen gegen 16:00 beim Camp an. Wieder einmal ein super geiler Campground. Wir hatten wieder ca. 1000 m², saubere Sanitäranlagen und waren direkt am Kunene. In einiger Entfernung rauschten Stromschnellen und ich wollte einfach nur mit einem Bierchen da drinne liegend den Tag ausklingen lassen.
Ok, besetzt!
Ging also auch wieder nicht, aber schön duschen weckte die Lebensgeister ebenfalls wieder und "Schnappi" ging leer aus.
Wir allerdings dagegen nicht. Bei einem leckeren T-Bone ließen wir den Tag ausklingen und waren alsbald glücklich und erschöpft in den Schlafsäcken.
Jetzt hatten wir Zeit und Ruhe und beschlossen hier die nächsten 2 Nächte zu bleiben und das Erlebte erst einmal zu verdauen. Ganz ehrlich, wir waren alle "much" wie man hier so sagt. Bei dieser letzten schwierigen Stelle haben wir sogar auf die Drohne verzichtet. Wir waren uns einig, dass wir da heile runter kommen mussten und vorher hatte uns das Fliegen doch sehr abgelenkt. Hierfür müsste eine 4. Person her, der sich nur darum kümmert. Uns war da die Sicherheit wichtiger. Wir hätten auch wirklich gern mehr Außenaufnahmen gemacht, aber seht es mir nach, es war schlicht zu heiß. Selbst beide Actioncams sind permanent nach 10 Minuten dem Hitzekoller erlegen. In den Gehäusen haben die sich so schnell aufgeheizt, dass sie mehr oder weniger nutzlos waren und eigentlich nur Arbeit gemacht haben.
Fortsetzung folgt...