Ich bin dann mal weg

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    Gestern war es soweit: Wir sind gestern morgen nach Bremerhaven aufgebrochen und ich konnte mein vorübergehendes Domizil beziehen. Ein wenig Schiffserfahrung konnte ich in der Vergangenheit bereits sammeln (Schottland, Sardinien, Korsika), auch bei unruhiger See. Aber so eine lange Tour...

    Eigentlich hätte ich einen Reisegefährten für die Seereise (einen sog. Container Buddy) haben sollen. Aber der Erste hat kurzfristig abgesagt. Es gab dann einen weiteren Kandidat, aber der Kollege hatte eine Undichtigkeit am Einspritzsystem und die Werkstatt war nicht in der Lage das Problem innerhalb von rund anderthalb Wochen zu beheben. Naja, es wäre ein frz. Auto gewesen und ob ich mich mit dem verstanden hätte... Somit bin ich jetzt alleine im Container.


    Was wurde in den letzten Wochen alles geschraubt und montiert um mich reisefertig zu machen: Dachboxen, Kanisterhalter, Zwischenboden, Klapptisch, Zusatzbatterie, Markise und vieles mehr. Die Suzuki-Werkstatt hat mich akribisch von den Achsen bis zum Dach durchgesehen und alles mögliche abgeschmiert, sowie Öle und Filter gewechselt. Bremsscheiben und Beläge vorne wurden erneuert. Neue Socken gab es auch (die üblichen BFG-AT's).


    Jetzt bin ich bis unter die Dachkante vollgepackt und warte bis es am Zielort losgeht. Ich glaube ich bin leicht übergewichtig. Hoffentlich geht mir dadurch in den grossen Höhen der Anden nicht die Puste aus. Da wird die Luft ja ganz schön dünn.


    Das Schiff ist die Cap San Maleas. Die Schiffsroute führt über Antwerpen, Tanger, Santos, Paranagua, Buenos Aires nach Montevideo. Anfang Januar erreiche ich Montevideo. Dann startet Mitte Januar die Tour durch Uruguay, Paraguay, Bolivien, Peru, Chile und Argentinien.

    Ich bin schon ganz aufgeregt.


    Hier noch ein paar Bilder vom gepackten Zustand:


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  • Viele schöne Erlebnisse wünsche dir.

    Komm gesund und munter wieder. :thumbup:

    Total langweiliger 2020er GJ Automatik, 80mm HM4X4 Fahrwerkskit, Dotz Dakar 7x16 mit 215/85R16, Stoßstange angepasst, VTG Übersetzungsanpassung, elektronische Tachoanpassung, Stabitrenner,, angepasste Quertraverse, Bravo Schnorchel, Nolden LED-Tagfahrlichter, Hohlraum- und Unterbodenkonservierung, und noch viel Kleinkram...

  • Das will ich doch hoffen, dass der Jimny gesund zurück kommt....

    Vielen Dank.

    Jetzt muss er erst mal hinkommen. Am 16.1. werde ich ihn wieder sehen. Bei sommerlichen Temperaturen.

  • Hört sich toll an ! Berichte gerne mehr ! Was kostet so ein Containerplatz rund um die halbe Welt eigentlich ?

  • Ja, ich habe vor, je nach Lust und Möglichkeit, den Bericht fortzuführen.


    Es gibt prinzipiell 3 Möglichkeiten der Verschiffung.

    * RoRo (Rollon/Rolloff), im Prinzip eine Fähre. Das Fahrzeug wird im Hafen abgegeben,und dann vom Hafenpersonal auf den Frachter gefahren. Nachteil Fahrzeug steht offen auf dem Frachter, somit gibt es erhöhtes Diebstahlrisiko von Inventar. Manchmal vergessen die auch das Licht auszuschalten, was dann für Freude beim Abholen sorgt. Für Fahrzeuge die nicht in einen Container passen (z.B. sehr grosse Camper oder Expeditionsmobile) ist das alternativlos.

    * LoLo (Lifton/Liftoff), Flatrack, im Prinzip ein offener Container, wenn das Fahrzeug nicht in den Container passt (die maximal zulässigen Grössen kenne ich hier nicht). Das Rack wird mit einem Kran auf das Schiff gehoben.

    * Container, gängig sind 20 Fuss und 40 Fuss Container, in der Regel in der HC-Ausführung (HighCube) mit einer Einfahrtshöhe von 2585 mm.

    Voraussetzung: Fahrzeug muss in den Container passen, was bei einem Jimny kein Problem ist.

    Vorteil: Theoretisch kann der Container überall beladen werden, denkbar ist also auch eine Abholung "zu Hause". Weiterer Vorteil, das Fahrzeug kann reisefertig beladen werden. Das Diebstahlrisiko ist sehr gering. Die Container Verschiffung hat gegenüber allen anderen Verfahren Vorteile, allerdings ist es die teuerste Variante.


    Aber ich möchte nicht im Zollhafen stehen und meine Reise beginnen wollen um dann feststellen, dass das Fahrzeug beschädigt wurde und/oder Ausrüstungsgegenstände fehlen.


    Ein geteilter 40 Fuss-Container von Hamburg nach Montevideo kostet, bei der Belegung mit 2 Fahrzeugen, rund 3.150 Euro (pro Fahrzeug).

    Darin sind alle Nebenkosten enthalten (die reine Verschiffung ist davon nur ein kleiner Anteil):

    • Kosten der Annahme des Fahrzeuges am Terminal in Hamburg
    • Überlagernahme und Zollanmeldung in Hamburg
    • Beladung des Containers, sowie seetüchtiges Laschen inkl. ausreichendem Material (Laschgurte etc.)
    • Alle Containerbewegungen in Hamburg
    • Verladen Seeschiff und Befestigen an Bord
    • Seefracht Hamburg - Montevideo inkl. aller Zuschläge und Gebühren
    • Dokumentenversand (Bill of Lading) per sicherem Kurier direkt nach Montevideo
    • Reisemobil Transportversicherung gegen Diebstahl, Beschädigung, Totalverlust von Fahrzeug (max.€ 50.000,-) + €1.500 Inhalt. Selbstbeteiligung € 250. (Höherer Fahrzeugwert o. Inhaltswert gegen geringen Zuschlag möglich)
    • Lokale Kosten in Montevideo (Terminalgebühren, Abfertigung durch Agenten etc.)


    Z.B. den lokalen Agenten in Montevideo könnte man sich sparen (rund 250 Euro) wenn man leidensfähig ist, ausreichend Zeit hat und gut spanisch spricht. Allein in MVD sind im Stadtgebiet etwa 4 Ämter anzufahren um irgendwelche Stempel und Formblätter zu holen. Meiner Meinung nach sind die Kosten für den Agenten gut angelegtes Geld. Ein fetter Anteil am Gesamtpreis sind übrigens die lokalen Kosten in MVD.


    Fahrzeug reisefertig beladen heisst: Ich habe mein ganzes Gerümpel im Fahrzeug, also Wäsche, ein paar Ersatzteile, eine rudimentäre Camp-Ausrüstung, usw,

    Nicht im Fahrzeug dürfen jedoch sein

    • Keine brennbaren oder leicht entzündlichen Substanzen

    • Keine Flüssigkeiten

    • Das Fahrzeug sollte gasleer angeliefert werden / Gastank komplett entleeren

    • Kraftstofftank darf nur auf Reserve gefüllt sein

    • Wassertank leer

    • Keine Lebensmittel
    • Das Fahrzeug soll gereinigt werden (einfache Autowäsche)


    Ich habe das Fahrzeug mit 38 km Restreichweite im Hafen abgestellt. Der Typ von der Übergabe meinte, ich soll mich nicht wundern, dass es bei der Abholung deutlich weniger sein werden. Es dürfen tatsächlich nur etwa 5 Liter im Tank bleiben, das wird also nochmal abgepumpt. Ich fühle mich ja immer etwas unwohl, wenn die Restreichweite zweistellig wird und keine Reserven an Bord sind. Ich bin gespannt wie das bei der Abholung sein wird. Glücklicherweise weiss ich schon wo ich tanken werde, da gibt es eine Tankstelle in nicht allzu grosser Entfernung vom Ziel-Hafen.



    Achja, es wird immer die Frage nach Mietfahrzeugen gestellt.

    1. Meine persönliche Meinung: Mietfahrzeuge sind scheisse, weil man fast nie bekommt was man will (z.B. Reifen)

    2. Grenzübertritte mit Mietfahrzeugen sind generell sehr problematisch, Richtung Bolivien und Peru (und ggf. noch weiter in den Norden) jedoch unmöglich. In der Regel sind Grenzübertritte im Mietvertrag generell ausgeschlossen.

    3. Ein Mietfahrzeug kostet in Südamerika, wenn es billig ist, etwa 70 Dollar. Ein 4x4 dürfte etwa ab 120 Dollar zu bekommen sein. Realistisch sind es aber eher 150 Dollar. Pro Tag wohlgemerkt. Nach 20 Tagen hat man den Container raus (ist natürlich eine Milchmädchenrechnung, da das Auto ja auch zurück muss und vor Ort lokale Versicherungen benötigt werden).


    Wenn wir schon bei Kosten sind: Eine lokale Haftpflichtversicherung für die MERCOSUR-Staaten (Argentinien, Chile, Bolivien, Peru, Uruguay, Paraguay, Brasilien) schlägt mit etwa 150 Euro für 4 Monate zu Buche (die genauen Kosten bekomme ich erst Mitte Dezember, das hat mit der hohen Inflation in Argentinien zu tun). Wegen der Inflation geht das auch nur für maximal 4 Monate. Eine Verlängerung zu dann angepassten Preisen ist natürlich unproblematisch.

  • Ihr seid aber auch verwöhnt.

    Gibt ey das 3 lagige "Pandapapier" nur in Deutschland?

    Na ja besser als irgendwelche Blätter oder Zeitungspapier nehmen zu müssen.

    Oder, wie Frau sagt: " Was ich hab, hab ich!"

    Wie ich alles ins Auto bekomme ist ja mein Problem.

    Wünsche dem Jimny eine gute Seefahrt und euch im Jan. eine schöne Reise.

  • Jimiboy Das ist derzeit noch nicht ganz klar.

    Die ersten 6 Wochen ist es eine Offroad-Reise mit einem Anbieter, also eine geführte Tour. Die bewegt sich hauptsächlich nördlich der Achse Santiago/Buenos Aires/Montevideo (Uruguay, Paraguay, Bolivien, Peru und zurück nach Chile)

    Anschliessend fahre ich mit einer Freundin nach Süden (Patagonien). Dafür sind auch 6 Wochen geplant. Evt. werde ich in dieser Zeit den südlichsten Punkt aber nicht erreichen.

    Danach wird meine Mutter kommen, mit der ich dann auch noch einige Wochen herumreisen werde. Wo genau mache ich dann aber vom Wetter abhängig.

    Ich habe derzeit alle Versicherungen (Haftpflicht, Kasko, Krankenversicherung) bis zum 30.6.2025 abgeschlossen.

    Jimny-Rücktransport und Rückflug sind noch nicht mit einem Datum versehen.


    mpetrus: Die ersten 6 Wochen sind eine Mischung aus Hotelübernachtung und Camping :-(((. Daher habe da jetzt alles rein gepackt was ich benötige. Somit konnte ich den Platz gut ausnutzen. Es macht in meinen Augen keinen Sinn das Zeug vor Ort zu kaufen und dann anzufangen das Fahrzeug umzuräumen um dann festzustellen, dass es ein Platzproblem gibt. Tatsächlich muss ich nach Ende der ersten Tour einiges entsorgen um wieder Platz für das Gepäck des Beifahrers zu schaffen.


    Ich habe mal die Reisebeschreibung des ersten Teils meiner Reise angefügt.

    Meine Reisevorbereitungen laufen übrigens seit knapp 2 Jahren.


  • Das ist zwar ein Haufen Kohle, aber das wäre durchaus interessant, wenn ich Rentner bin und man sich eine mehrmonatige Reise organisiert. Da relativiert sich das dann schon, Sabbatical oder sowas ist bei uns leider nicht drin :(

    Echtes Abenteuer, find ich super !

  • Ich wünsche Dir alles Gute und viel Spaß auf der Reise. Ich freue mich auf Deine Berichterstattung. Bist Du auch auf SocialMedia vertreten, sodass man Dir dort ggf. auch folgen kann?


    ToiToiToi

    Wer nur auf die Löcher starrt, verpasst den Käse.
    Grüße aus Altrip


  • Ich wünsche Dir alles Gute und viel Spaß auf der Reise. Ich freue mich auf Deine Berichterstattung. Bist Du auch auf SocialMedia vertreten, sodass man Dir dort ggf. auch folgen kann?

    Nein, ich bin nicht auf irgendwelchen Plattformen aktiv.

    Ich beabsichtige tatsächlich, je nach Lust und Laune, und natürlich nach Möglichkeit, hier etwas zu veröffentlichen.

  • Letzte Woche hatte ich meinen Agenten angeschrieben dass das Fahrzeug angekommen ist und ich diesen Donnerstag (also morgen) bei ihm morgens im Büro vorbeischauen würde um das Fahrzeug aus dem Zoll zu holen. Die Antwort (typisch südamerikanisch): Komm vorbei, dann musst du zur Einwanderungsbehörde und dann starten wir das Prozedere und das Auto kriegst du sowieso nicht am Donnerstag.

    Das wollte ich natürlich nicht hören, also schrieb ich zurück dass ich am Mittwoch (heute) direkt vom Flughafen vorbei schauen würde im das Prozedere zu starten.

    Mein Flieger sollte um 9:50 Uhr landen, also eigentlich genug Zeit. In Sao Paulo mussten wir allerdings das Flugzeug wieder verlassen, da die Crew beim Check einen Triebwerksdefekt kurz vorm Stsrt festgestellt haben (glücklicherweise vor dem Start und nicht erst in der Luft). Bis wir dann ein Ersatzflugzeug hatten vergingen zweieinhalb Stunden, was eigentlich nicht schlecht ist. Das brachte aber mein Timing etwas durcheinander und auch der Fahrer der mich am Flughafen abholen sollte, stand nicht am Gate.

    Beste Voraussetzungen ...

    Ich war dann kurz vor 2 Uhr im Hotel und wurde mit den Worten empfangen: Du kannst dein Auto heute abholen, wenn du schnell bist. Äh was ist mit dem (wichtigen!!) Besuch bei der Einwanderungsbehörde? Das wurde schon geregelt, das kannst du morgen nachreichen. Häh?

    Aber ok, südamerikanischer Pragmatismus.

    Also schnell das Gepäck abgestellt und zum Hafen geflitzt. Nach ein paar Formalitäten konnte ich dann meinen Kleinen in Empfang nehmen, natürlich unversehrt. Kurz vor 4 Uhr war ich wieder am Hotel.

    Meine Mitreisenden müssen alle noch bis Donnerstag oder Freitag (oder länger?) warten.

    Ich kann jetzt morgen in Ruhe die finalen Vorbereitungen treffen. Der Jimny steht jetzt vor dem Hotel mit Blick auf den Südatlantik.

    Achja heute Mittag waren es hier 29°.

    Am Freitag soll es losgehen, aber das bleibt noch spannend.

    Übrigens ist der Jimny ist nach rund 6 Wochen problemlos angesprungen.


  • Jimiboy

    Normalerweise hätte ich auch erwartet das er sofort anspringt. Da aber der Zündschlüssel im Zündschloss blieb, war ich mir nicht so sicher, ob die Fahrzezekektronik einschläft. Wenn dann die Tür vielleicht nicht richtig zu ist, leuchtet die ganze Zeit eine Kontrolllampe.

    Aber all das war nicht der Fall.

    Heute dann bei der Einwanderungsbehörde das Certificado de Llegado geholt. Damit bin ich jetzt offiziell mit Fahrzeug eingereist.

    Heute dann getankt und ein paar Besorgungen gemacht.

    Und natürlich eine Stadtführung.

    Mal sehen ob heute noch andere Fahrzeuge "entlassen" wurden.


    Dann gleich noch illegal geparkt für ein Erinnerungsfoto :und_weg:


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