Mit dem Motto „Schottland ist anders“ welches sich im Laufe der Reise entwickelt hat starte ich mal unseren Reisebericht.
Grobe Planung was, wie und wo haben wir uns überlegt, jedoch alles offen gelassen, um etwas druckloser wie im vergangenen Jahr in Irland unterwegs zu sein. Da war es ja die „Challenge“ den Wild Atlantic Way komplett abzufahren.
Für unsere Schottlandreise hatten wir insgesamt 24 Tage inkl. An- und Abreise zur Verfügung. Wetter-App-Technisch haben wir uns dazu entschieden gegen den Uhrzeigersinn zu fahren.
Attacke und volle Fahrt voraus ging’s für uns mit relativ hohen Erwartungen & Wünschen an das Land, am 29.05. von Groß-Gerau aus in Richtung Rotterdam zur Fährüberfahrt mit P&O Ferries nach Hull, England.
Angekommen morgens am 30.05. fuhren wir von Hull aus sofort in nordöstlicher Richtung hinter die schottische Grenze und haben die erste Nacht auf einem CP nahe Edinburgh gestanden, wo wir am nächsten Morgen die Stadt besuchten. Der Besuch dort war wirklich „wild“. Die Parkgebühren für max. 4std lagen bei 28£ und die Stadt war voll!!! Sehr sehr voll!! Städte sind einfach nichts für uns, aber das wissen wir. Weiter ging es die Ostküste entlang in Richtung Loch Ness und ins Landesinnere um auch da die Gegend auf dem Weg unsicher zu machen. Während der Fahrt haben wir bereits gemerkt…Schottland ist anders! Wir hatten die erste Strecke quer durchs Landesinnere mit „Road Closed“. Hieß für uns ca. 20 Meilen wieder zurück & einen ziemlichen Umweg auf einer Art zweispurigen Landstraße fahren um das Ziel zu erreichen. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein…“Road Closed“. Die Erfahrung durften wir insgesamt dreimal machen.
Loch Ness anzufahren war schon sehr beeindruckend. Wir sind einmal komplett drum herum gefahren und konnten das sagenumwobene Loch Ness bei Sonne und sehr starkem Wind genießen. Zu Beginn der Umrundung gab es einen kleinen Beinaheunfall mit einem Rehkitz, was uns direkt vor die Karre gerannt ist. Es hätte nicht viel gefehlt und es wäre unterm Auto gewesen. Ab Inverness bei Loch Ness beginnt der NC500. Die North Coast 500 Route oder auch die offiziell ausgeschilderte „Tourist Route“. Ähnlich wie der Wild Atlantic Way? Auf keinen Fall! Auf dem Weg in Richtung Norden wurde uns erneut klar: Schottland ist anders!
Um das Kind beim Namen zu nennen: Massentourismus. Ja, wir sind auch Touristen in diesem Land & ja wir erfreuen uns auch an der Natur, den beeindruckenden Bergen der Highlands, der Nordsee in dem Fall an der Ostküste, dem Atlantik an der Westküste, den Tieren und vielen anderen Dingen. Aber … Schottland ist unserer Meinung nach besonders entlang des NC500 auf absoluten Massentourismus ausgelegt. WoMo‘s soweit das Auge reicht, geliehene Roadsurfer Vanlife Vans ohne Ende & generell PKW Leihwagen an jeder Ecke die in Ihre B&B‘s wieder einkehrten. Der absolute Wahnsinn! Für unseren Geschmack zu viel des Guten & das Ganze noch in der halbwegs Vorsaison. Dachzelte? Wenig bis gar keine & wenn waren es meist Tentbox Leihdachzelte auf womöglich Leihwagen?! Was uns sehr aufgefallen war und was wir unglaublich heftig fanden waren die Radler entlang des NC500! Brutal! Vor allem so viele ältere Menschen die sich mit dem Bio-Bike die Highlands hoch gekämpft haben. Einige hat man am Abend am CP wieder getroffen. Absolut faszinierend und beeindruckend zugleich. Mal eben so von der Hauptroute abweichen? Kaum möglich! Ich habe immer die Augen offen gehalten um irgendwo mal abzubiegen um auch etwas mehr vom Landesinnern & abseits des Stroms mitnehmen zu können. Pfeifendeckel. Ich glaube ich habe bestimmt 100x gesagt: „da geht ein Weg lang, da ist eine Schotterstrecke oder laut Navi kommt in 500m eine Möglichkeit abzubiegen“. Meistens landet man in einer Sackgasse & kann den ganzen Mist wieder zurückfahren. Man steht vor verschlossenen Gattern mit der Aufschrift „Privatgelände“, „Fischerei“, „Forstwirtschaft“ oder die Straße führt zu einem Loch ohne jegliche Möglichkeit weiter geradeaus zu fahren. Zudem wollten wir uns einige Ruinen & Castles auf der grob geplanten Route anschauen, was zum größten Teil kostenpflichtig gewesen ist oder der Parkplatz davor etwas gekostet hätte. Selbst ein Panorama Aussichtspunkt auf der Isle of Skye war nicht umsonst. Ein Fleckchen Natur wofür man zahlen muss. Unfassbar. Regelmäßig mal Laufen oder Wandern gehen, die Gegend zu Fuß erkunden, dass war der Plan & hätten wir gerne öfters gemacht. Leider hat uns und den meisten anderen Reisenden mit denen wir gesprochen haben, das Wetter einen Streich gespielt. Von Wolken über Sonne, stürmischen Windböen, hin zum Regenschauer bis zum Hagel war an manchen Tagen alles im Wechsel dabei. An einem Tag! Das Wetter war vollkommen unberechenbar. Man lief am Strand entlang bei strahlender Sonne & man sah gefühlt 100m neben einem im Himmel EINE riesige schwarze Wolke & man wusste genau in 5min schüttet es hier wie Sau! So war es dann auch. Natürlich war uns das vorab bewusst, dass in Schottland wechselhaftes Wetter herrscht, aber das es so heftig sein wird, war sogar im Gespräch mit einheimischen untypisch. Die Wetterumschwünge geschahen nicht stündlich sondern minütlich. Total verrückt. Noch nie so etwas erlebt was es zugleich faszinierend machte. Die Tagestemperaturen beliefen sich auf 12-14Grad im Durchschnitt & nachts teilweise um die 0Grad. Es besserte sich etwas gegen Ende der zweiten Woche.
Wir haben etliche Leute gesehen die bei Wind & Wetter mit Sack & Pack von den CP‘s aus losgezogen sind zum wandern. Nichts für uns. Auch das Erkältungsrisiko war uns dahingehend zu hoch. Wir sind zweimal nach Wanderungen vollständig durchweicht & klatschnass am Auto angekommen, das hat uns gereicht.
Ein toller Moment das Dunnet Head im Norden kurz hinter John O’Groats. Das ist der nördlichsten Punkt des Britischen Festlandes, den wir bei Sonnenschein erlebt haben. Der Küste entlang ging es den NC500 weiter über den fantastischen Strathy Bay, am Atomkraftwerk vorbei, in Richtung Durness zum Smoo Cave. Auf der Agenda stand auch die kleine Insel Handa, an der Westküste mit einer Bootstour zu erkunden. Hier sind zu dieser Jahreszeit wohl etliche Papageientaucher beheimatet. Die Anfahrt hat sehr viel Freude bereitet! Spitzkehren & enge „Single Road Tracks“ mit unzähligen „passing Places“ entlang einiger Lochs bei hervorragendem Wetter. Dort angekommen die große Ernüchterung. Die Bootsfahrten waren warum auch immer für diesen Tag „Closed“!! Ein Tiefpunkt für die Frau, da die Vorfreude endlich mal Puffins zu sehen groß war. Generell sei gesagt das wir relativ wenig von solchen Touren halten, aber wir wollten die kleinen Vögel einmal gesehen haben. Naja, einige Meilen wieder den gleichen Weg zurück & weiter in Richtung Ullapool. Auf dem örtlichen CP haben wir ein Paar aus Holland mit Jimny & Dachzelt getroffen die wir im Anschluss einige Male auf der Route wieder getroffen hatten. Eine coole Begegnung. Auf dem Weg zur Isle of Skye haben wir natürlich auch den berüchtigten Applecross Pass befahren. Ebenfalls Teil des NC500. Den höchsten & von manchen als gefährlichsten Pass des Landes betitelt. Hm. Naja. Abgesehen von der Beschilderung das man dort am besten nicht mit Wohnmobil oder Wohnwagen langbrettern sollte, sondern den Pass umfährt, was natürlich einige nicht davon abgehalten hat….war der Pass schon nicht ganz ohne mit seinen Steigungen & Gefällen von über 20%. Die Gefahr haben wir dennoch gesucht. Ein unfassbar schönes tierisches Erlebnis hat uns an dem Tag ein grinsen ins Gesicht gezaubert. Schottische Rothirsche in freier Wildbahn in unmittelbarer Nähe vom Auto. Der Wahnsinn! Absolut imposante Tiere.
Für die Isle of Skye wurde uns im Voraus empfohlen: fahrt einfach durch!!! Es ist voll!!!
Erschreckender Weise haben wir das schlussendlich auch größtenteils gemacht. Einmal Skye umrundet, etwas gewandert & den schwarzen Strand bei Talisker als Geheimtipp eines Einheimischen erkundet. Bei der Destillerie Talisker war die absolute Hölle los. Busweise wurden die Touris dorthin gekarrt. Wir Sind nur rein, haben mein Glas zum kollektieren geholt & wieder raus. Wir waren da!
Die fast spontane Idee für uns war es ab Uig Harbour auf Skye auf die äußeren Hebriden Harris&Lewis zu kommen. Wir hatten die Insel als optionales Ziel auf dem Radar wenn es die Zeit zulässt. Fähren gebucht hatten wir vorab natürlich nicht, weil wir uns nicht festlegen wollten, wann wir wo zu sein haben. Mit mehr Glück als alles andere konnten wir auf eine fast ausgebuchte Fähre rüber auf die Hebriden. Harris&Lewis haben wir dann in 4 tollen Tagen mit echt guten Wetter im Verhältnis abklappern können. Lewis ist sehr karg & wirkt verlassen, wohingegen Harris etwas lebendiger ist & unfassbar schöne Strände hat. Ein Teilstück von Harris ist mit einer Felslandschaft durchzogen, was total krass war anzusehen. Die sogenannte „Golden Road“.
Zurück in Uig, Isle of Skye, ging es dann im Stechtempo runter Richtung Glencoe. Auf dem Weg dorthin, sind wir am Higlander Castle vorbei gekommen. Anschauen? Nein, bzw. nur aus der Ferne. Der Parkplatz ist aus allen Nähten geplatzt & das Castle selbst war vor lauter Menschen kaum zu erkennen. Jedoch haben wir das Glenfinnan Viaduct mitgenommen und der Zufall wollte es, dass der besagte Harry Potter Zug an diesem Nachmittag die Brücke überquerte. Sehr coole Nummer. Rund um den Berg Ben Nevis erwartete uns ein erneuter Hot Spot des Massentourismus. Schnell, schnell weiter. Etwas hinter dem Städtchen Glencoe haben wir uns dann für zwei Nächte auf einen wunderschönen Naturcampingplatz niedergelassen und hatten in dem Tal eine sehr schöne Zeit. Hier wären wir gerne noch etwas länger geblieben…Aber die nächste Fähre wartete!
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